Wetten, dass es das jetzt war? Thomas Gottschalk (73) hat am 25. November ein letztes Mal die grosse deutsche Samstagabendshow «Wetten, dass..?» präsentiert. Live aus Offenburg begrüsste er zahlreiche Promis aus Sport, Musik und Film. Natürlich gab es zunächst aber sein quasi patentiertes Hallo an Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Dabei war gar nicht Gottschalk als erster zu sehen, sondern ein ganz anderes Urgestein des deutschen Fernsehens: Frank Elstner (81). Der Kopf hinter «Wetten, dass..?» sass im Publikum und richtete direkt zu Beginn der Show in einem kurzen Einspieler erste Abschiedsworte an seinen Kollegen.
Es folgten minutenlange Standing Ovations als Gottschalk die Bühne betrat. Der wollte dafür sorgen, dass es keine «Andacht» wird. «Es gibt mich weiter, ich bin noch nicht tot nach dieser Veranstaltung hier», scherzte er im Gespräch mit Matthias Schweighöfer (42), dem ersten Gast auf Gottschalks Couch.
Wer ist Matthias Schweinsteiger?
Matthias Schweinsteiger, wie Gottschalk patzte, wurde auch der erste Wettpate und durfte dabei zusehen, wie Horst Freckmann aus Bochum Hähne am Krähen erfolgreich erkannte. Als erster Showact gaben sich daraufhin Take That die Ehre. Nach einer Zugabe, dem Hit «Back for Good», begrüsste Gottschalk Bastian Schweinsteiger (39) und dessen Ehefrau, Ana Ivanović (36).
Als Wettpaten für die Kinderwette lagen sie leider daneben. Sie hatten daran geglaubt, dass der 14–jährige Felix Mayr es schaffen würde, im Handstand auf einem Skateboard Spielkarten auf Cola–Flaschen so mit seinem Helm zu treffen, dass darauf platzierte Kaubonbons in die Flaschen fallen. Zwar konnte er die Wette – knapp – nicht gewinnen, vom Publikum gab es trotzdem tosenden Beifall. Zudem wird er im kommenden Sommer den Grossen Preis von Österreich (Formel 1) besuchen dürfen – und für den Sportverein des Jungen spenden Schweinsteiger und Ivanović 79 Bälle.
Zuckerwatte und Beef
Michaela Franks schlaue Hündin Amie schaffte es daraufhin, von den Wettpaten von Take That auf Kärtchen vermerkte Zahlen richtig zu erkennen. Und dann hatte das Warten auf den von vielen Zuschauerinnen und Zuschauern wohl am sehnlichsten erwarteten Auftritt des Abends ein Ende. Schlagerkönigin Helene Fischer (39) und Rapperin Shirin David (28) präsentierten eine umjubelte Performance zu einer neuen Version des Megahits «Atemlos durch die Nacht». Nach einem kurzen Outfit–Wechsel ging es für die beiden dann ebenso auf die Couch.
Dort gab insbesondere David dem abdankenden Moderator Kontra. Er habe ihr nicht angesehen, dass sie Opern–Fan sei und auch «die Feministin» nicht. «Warum denn nicht? Weil ich gut aussehe? [...] Als Feministin können wir gut aussehen und wir können klug sein und eloquent und wunderschön zugleich. Das eine schliesst das andere nicht aus», erklärte sie zu aufbrandendem Applaus. Da habe sie recht und er habe auch nie anderes behauptet, antwortete er. Gottschalk habe ihr zufolge etwa einmal gemeint, dass Influencer nicht auf seine Couch gehörten, doch sie finde es dort ziemlich gemütlich. Er wiederum erklärte, dass er bisher Influencer nur nicht verstanden habe.
Zuvor hatte Gottschalk sich darin versucht, Zuckerwatte mit Gary Barlow (52), Howard Donald (55) und Mark Owen (51) von Take That herzustellen und diese im Publikum zu verteilen. Zudem begrüsste er den Schauspieler Jan Josef Liefers (59) und seine Kollegin Stefanie Stappenbeck (49). Ersterer hatte eine Überraschung im Gepäck – eine kurze Videobotschaft der Rolling Stones.
«Das könnt ihr jetzt lassen in Zukunft»
Stappenbeck und Liefers waren Paten für die Aussenwette in der Schweiz. Die Komikerin Hazel Brugger (29) präsentierte die Wette, die es in dieser Form vor 30 Jahren schon einmal gegeben hatte. Damals waren die Kandidaten knapp gescheitert. Christian Zumbühl und sein siebenköpfiges Team vom Seilziehclub Stans–Oberdorf sollten eine sieben Tonnen schwere Bahn innerhalb von zwei Minuten einen Berg hochziehen. Diesmal klappte es ohne weitere Probleme. Mit mehr als 30 Sekunden Restzeit legten sie eine Strecke von zehn Metern zurück.
Und natürlich durfte auch eine Gabelstapler–Wette nicht fehlen. Michelle Chevalier und Antonia Fleig aus Aschaffenburg wetteten, mit zwei Gabelstaplern ein Ladekabel in eine Steckdose zu stecken und das Kabel mit einem Smartphone zu verbinden. Einer der nicht sonderlich charmanten Kommentare von Gottschalk, nachdem die beiden es nicht geschafft hatten: «Aber ihr habt natürlich lange für diese Wette geprobt, das könnt ihr jetzt lassen in Zukunft.»
Als dritter Showact trat Musik–Ikone Cher (77) mit ihrem Lied «DJ Play A Christmas Song» auf. Sie durfte später auch daneben sitzen, als Stappenbeck und Liefers «I Got You Babe» sangen – mit ihm an der Gitarre. In der letzten, jemals von Gottschalk präsentierten Wette, musste Julia Reichert aus München fünf von 216 Wetten aus den vergangenen Jahrzehnten erkennen, denen farbige Strichcodes zugeordnet wurden. Sie sollte zudem die jeweils zugehörige Stadt und das Datum nennen. Reichert stellte sich erfolgreich der Herausforderung und wurde schliesslich auch mit 32 Prozent der Stimmen zur letzten Wettkönigin Gottschalks.
Wird Thomas Gottschalk überziehen? Topp, die Wette gilt!
Dann waren seine letzten Minuten tatsächlich gekommen. Gottschalks «Wetten, dass..?»–Abschied sei «letzten Endes kein trauriges Ereignis». Seine Entscheidung, die Show nicht mehr zu moderieren, erklärte er noch einmal damit, dass er zum einen nicht wolle, dass man ihm irgendwann erklären müsse, wer da überhaupt als Gast auf seiner Couch sitze. Zum anderen wolle er «Shitstorms» vermeiden. Er stamme aus einer anderen Zeit, wie er andeutete.
Gottschalk bedankte sich beim Publikum und bei Elstner, dem «Vater von ‹Wetten, dass..?›», der auch zu ihm «immer wie ein Vater gewesen» sei. Elstner umarmte Gottschalk und habe nicht das Gefühl gehabt «bei einer letzten Sendung» dabei gewesen zu sein, sondern bei einer «zur besten Zeit von Thomas Gottschalk». Zur Verabschiedung wurde Gottschalk von seinem langjährigen Begleiter Mike Krüger (71) mit einem Bagger abgeholt und aus dem Studio gefahren.
Joko Winterscheidt (44) und Klaas Heufer–Umlauf (40) müssen sich ihre 15 Minuten Sendezeit bei ProSieben erspielen, alteingesessene Moderatoren wie Gottschalk nehmen sie sich einfach. Bei ihm gehörte es ja gewissermassen stets zum guten Ton, bei «Wetten, dass..?» zu überziehen. Dass die grossen «Wetten, dass..?»–Zeiten des Moderators allerdings vorbei sind, sah man wohl nirgendwo besser als am «heute journal», denn das startete fast pünktlich. Früher hätte es das bei Gottschalk nicht gegeben.