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Inspiriert vom Kult-Karikaturisten Deix

«Willkommen in Siegheilkirchen»: Marcus H. Rosenmüllers Animationsspass

«Willkommen in Siegheilkirchen» von Marcus H. Rosenmüller ist ein nicht ganz jugendfreier Animationsfilm über das spiessige Dorfleben im Nachkriegsösterreich und das Verwirklichen eigener Träume. Inspiriert wurde der Film von Kult-Karikaturist Deix, zu hören ist auch «Tatort»-Star Adele Neuhauser.

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"Willkommen in Siegheilkirchen": Der nur "Rotzbub" genannte Sohn braver Wirtsleute hadert mit der spießigen Enge seiner Heimat Siegheilkirchen, einem Ort im erzkatholisch geprägten Hinterland der Alpenrepublik.
"Willkommen in Siegheilkirchen": Der nur "Rotzbub" genannte Sohn braver Wirtsleute hadert mit der spießigen Enge seiner Heimat Siegheilkirchen, einem Ort im erzkatholisch geprägten Hinterland der Alpenrepublik. Pandora Film Verleih

«Willkommen in Siegheilkirchen» ist ein satirischer Animationsfilm, der vom Zeichenstil, dem Leben und dem Blick auf die Welt des österreichischen Kult-Karikaturisten und Provokateurs Manfred Deix (1949-2016) inspiriert wurde. Regie bei dem nicht ganz jugendfreien Kinospass führten Marcus H. Rosenmüller (48, «Wer früher stirbt, ist länger tot») und Animationsspezialist Santiago López Jover (41).

Darum geht's in «Willkommen in Siegheilkirchen»

In Siegheilkirchen, einem Ort im erzkatholisch geprägten Hinterland der Alpenrepublik, hadert in den 1960er Jahren der von allen nur «Rotzbub» genannte Sohn braver Wirtsleute mit der spiessigen Enge seiner Heimat. Doch sein Zeichentalent, das sich unaufhaltsam Bahn bricht, verschafft nicht nur seinem eigenen Unmut ein Ventil. Er unterhält mit seinen Akt- und Pornografie-Zeichnungen auch seine Mitschüler, gibt die Obrigkeit dem Gelächter preis und rettet schliesslich seine Angebetete, die wunderschöne Mariolina, vor den bösartigen Nachstellungen einiger Ewiggestriger...

Rosenmüller: «Deix ist Kult und der österreichische Film ebenso»

Was Rosenmüller an dem Filmprojekt besonders gereizt hat, erklärt er im Interview mit spot on news: «Ganz klar das tolle Drehbuch [Martin Ambrosch, Red.] und die Herausforderung zum ersten Mal einen Animationsfilm machen zu dürfen», sagt er und weiter: «Deix ist Kult und der österreichische Film ebenso. Das ist es natürlich eine Freude, wenn man dabei sein darf.»

Rosenmüller war seit 2012 in das Projekt involviert. Inwiefern war der 2016 verstorbene Künstler Manfred Deix an der Entwicklung des Films beteiligt? «Deix hat noch das Drehbuch freigegeben», sagt der Regie-Star. Ausserdem sei nahezu das gesamte Casting aus seinem Oeuvre genommen worden, «seine Figuren aus den Karikaturen sind unsere Darsteller», erklärt er und fügt hinzu: «Sein aquarelliger Zeichenstil ist die Ästhetik der Animation und seine Jugend-Biografie die Plotpoints der Geschichte.» Auch Deix wuchs als Sohn von Gastwirten im niederösterreichischen Böheimkirchen auf.

Eine Real-Verfilmung der Geschichte wäre «schwierig» geworden, sagt Rosenmüller, der seit 2020 mit Regisseurin Julia von Heinz (46) die Leitung des Studiengangs «Regie Kino- und Fernsehfilm» der Hochschule für Fernsehen und Film in München als Doppelspitze innehat. «Bestimmte Szenen wie die Geburtsszene hätte man sicher nicht so real drehen können. Ansonsten lebt der Film von den Zeichnungen von Manfred Deix und dafür ist die Animation die beste Umsetzung», so Rosenmüller.

Intro, Finale und die Friseurszene

«Willkommen in Siegheilkirchen» erzählt mit bissigem Humor - «die Monroe von Siegheilkirchen», Schäferhund «Blondi» - und politischer Brisanz - Rassismus, Ewiggestrige - vom Mut, allzu enge Wertesysteme zu hinterfragen und seine Träume zu leben - und vor allem, dass man dafür nie zu jung sein kann.

Nach seiner persönlichen Lieblingsszene gefragt, gibt Rosenmüller zu: «Das ist schwierig, weil ich wirklich ungelogen an so vielen Szenen immer wieder Spass habe.» Dann wird er aber doch konkret: «Neben den Höhepunkten beim Finale und dem Intro [Geburtsszene, Red.] mag ich die Friseurszene sehr sehr gerne. Sie rührt mich zum einen, zum anderen mag ich selbst den Antagonisten - dem Friseur, Frau Bürgermeisterin - sehr gerne bei ihrem gemeinen böswilligen Treiben zuschauen.»

«Tatort»-Star Adele Neuhauser im Cast

Hinter den animierten Figuren stecken teils sehr bekannte Schauspielgrössen. So spricht «Tatort»-Star Adele Neuhauser (63) im Film die Roma Natascha, von deren Unabhängigkeit sich die Dorfbevölkerung provoziert fühlt. «Mir war wichtig, eine Unaufgeregtheit und provokative Erotik zu transportieren, um die Anfeindungen ihr gegenüber abprallen zu lassen», erklärte die österreichische Schauspielerin im Interview mit Hedi Grager dazu.

Natascha ist die Mutter von Rotzbubs Angebeteter Mariolina. In ebendiese Rolle schlüpfte keine Geringere als die vielfach ausgezeichnete «Vorstadtweiber»-Darstellerin Gerti Drassl (44). Und der nicht minder prämierte Erwin Steinhauer (70, «Single Bells», «Tatort: Her mit der Marie!») lieh dem sanften Widerstandskämpfer Herrn Marek seine markante Stimme.

Des Rotzbubs Inspirationsquelle, die kurvige Trude oder wie es ihre Synchronsprecherin in einem Video des Verleihs selbst bezeichnete, «ein Fleisch gewordener Männertraum», wird von Katharina Strasser (38) verkörpert. Und als den jungen Protagonisten selbst hört das Kinopublikum den österreichischen Schauspieler Markus Freistätter (32, «Ein Dorf wehrt sich»).

«Willkommen in Siegheilkirchen» startet am 7. Juli in den Kinos.

Von spot on news AG am 6. Juli 2022 - 21:00 Uhr