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Modemacher und Medienliebling

Wolfgang Joop wird 80: Ein Wunderkind feiert Geburtstag

Seit Anfang der 1970er zählt Wolfgang Joop zu den grossen Namen der Modewelt. Am heutigen 18. November wird der deutsche Star–Designer 80 Jahre alt.

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Auch im hohen Alter noch viel beschäftigt und höchst kreativ: Wolfgang Joop.
Auch im hohen Alter noch viel beschäftigt und höchst kreativ: Wolfgang Joop. imago/Lumma Foto

Wolfgang Joop (80) ist ein Mann, der sich nicht gerne bei seiner Arbeit stören lässt. Schon gar nicht von den Zumutungen des Älterwerdens, mit denen auch er es zunehmend zu tun bekommt. Dass er am heutigen 18. November 80 Jahre alt wird, findet er dementsprechend wenig schick.

Zur Mode kam Joop über einige Umwege – unter anderem über den der Kunst. 1944 in Potsdam geboren und im niedersächsischen Braunschweig aufgewachsen, begann das talentierte Einzelkind zunächst 1966 ein Studium der Werbepsychologie und schrieb sich zudem für Kunsterziehung ein.

Auch wenn er beide Studiengänge abbrach, lernte er an der Braunschweiger Universität die junge und äusserst attraktive Kostümbildstudentin Karin Benatzky kennen – was seinem weiteren Lebensweg entscheidend prägen sollte. Eine Karriere als Modedesigner hatte Joop zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor Augen. Nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Jette Joop (56) im Jahr 1968 und der 1970 folgenden Hochzeit stand er unter dem Druck, Geld zu verdienen und machte sich dabei sein ausgeprägtes künstlerisches Talent zu Nutze.

Vom Kunstfälscher zum Modeschöpfer

Neben einem Job als Restaurator betätigte er sich auf skurrile Weise auch als Fälscher alter Meister. Die Farben für seine Kopien rührte er aus organischen Materialien nach alten Rezepturen an und liess sie dann im Backofen künstlich altern. «Ich habe sie nie signiert und sie ohne weitere Angaben den örtlichen Auktionshäusern übergeben», zitiert die «Bild» die heutige Modelegende. «Die haben die Bilder dann als ‹Anonymer Meister, 17. Jahrhundert› ausgezeichnet.»

Wie Joop in späteren Interviews immer wieder betonte, habe er zu dieser Zeit einfach jede sich ihm bietende Möglichkeit genutzt, um Geld zu verdienen. Dies sei auch der Grund für ihn gewesen, im Jahr 1970 gemeinsam mit einer Ehefrau Karin an einem Modewettbewerb der Zeitschrift «Constanze» teilzunehmen. Zu ihrer eigenen Überraschung räumten sie bei dem Wettbewerb gleich mehrere Preise ab und verfügten dadurch über ein bescheidenes Startkapital für weitere Modeexperimente.

Durchbruch mit extravaganter Pelzkollektion

Der durchschlagende Erfolg bei dem Modewettbewerb öffnete Joop umgehend erste Türen zur Modewelt. Nach einem Intermezzo als Moderedakteur bei dem Frauenmagazin «Neue Mode» machte er sich ab 1971 als freiberuflicher Journalist und Designer selbstständig. Seinen grossen Durchbruch feierte er dann 1979 mit der Präsentation einer extravaganten Pelzkollektion in New York. Von da an ging es mit der Karriere des selbstbewussten jungen Nachwuchstalentes steil nach oben.

Im Jahr 1982 gründete Joop sein eigenes Label, für das er seinen Nachnamen mit einem demonstrativen Ausrufezeichen versah und dann mit voller Energie durchstartete. Zusammen mit mehreren Geschäftspartnern baute er die Marke «Joop!» in kürzester Zeit zu einem regelrechten Mode– und Lifestyle–Imperium auf, das neben Bekleidung auch Parfüm, Brillen, Schmuck und luxuriöse Haushaltswaren ins Programm holte.

In der Zeit seines kometenhaften Aufstiegs ging Wolfgang Joops Ehe mit Karin in die Brüche, 1985 erfolgte die Scheidung und der Designerstar musste sich privat neu orientieren. Nach seinem Auszug aus dem gemeinsamen Haus fand er bei seinem Freund und Geschäftspartner Edwin Lemberg Asyl, mit dem er bald eine neue Beziehung einging, die bis zum heutigen Tag anhält.

Joop steigt bei «Joop!» aus

Nachdem er als prominentester deutscher Modestar neben Karl Lagerfeld (1933–2019) und Jil Sander (80) noch die wilden 1990er in vollen Zügen ausgekostet hatte, stieg Joop im Jahr 2001 überraschend aus seinem eigenen Label «Joop!» aus und beschloss, fortan wieder verstärkt sein eigenes Ding zu machen.

In einem Interview mit der «Welt» beschrieb er seine Motivation für diesen Schritt folgendermassen: «‹Joop!› begann als Luxusmarke. Aber mein Marketing wollte Luxus unters Volk bringen. Dinge, die einmalig waren, wurden multipliziert, Krümel vom teuren Kuchen unters Volk geworfen. Das brachte mir sehr viel Geld ein, aber ich war unglücklich. Ich bin Künstler, mein Selbstwertgefühl hängt an dem, was ich schaffe. Ich wollte Produkte erschaffen, die nur die schönsten, reichsten, intelligentesten und potentesten Leute kaufen können.»

Neustart mit «Wunderkind»

Den Versuch, Luxus, Kunst und Mode in eigenen Modekollektionen miteinander zu verbinden, unternahm Joop ab 2003 mit seinem neuen Label «Wunderkind», das er mit seinem Lebenspartner Edwin Lemberg gründete und bis 2017 führte. Zudem widmete er sich wieder verstärkt künstlerischen Projekten und präsentierte in verschiedenen Ausstellungen eigene Werke und Modeillustrationen. Ab 2014 rückte er durch mehrere Engagements in der Jury der TV–Show «Germanys Next Topmodel» noch einmal in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit.

Ganz aus dem Modebusiness hat sich Wolfgang Joop jedoch noch lange nicht verabschiedet. Seit 2019 wirkt er als Kreativdirektor bei der Edelmarke Van Laak und ist dort für das Design extravaganter Premium– und Luxushemden zuständig.

«Ich bin ein spontaner Täter»

In einem aktuellen Interview mit dem «Spiegel» beschreibt er seinen unermüdlichen Tatendrang mit folgenden Worten: «Ich bin ein spontaner Täter. Ganz oft wiederhole ich mich auch, aber sobald ich etwas Neues am Wickel habe und denke, da ist eine Spur, dann folge ich ihr. Und das hoffe ich, bleibt bis zum letzten Schritt.»

Von SpotOn am 18. November 2024 - 13:22 Uhr