Nach zahlreichen Kontroversen rund um X sind manch Internetnutzerin und –nutzer auf der Suche nach einer Alternative zu dem Kurznachrichtendienst, der einst Twitter hiess. Ein relativ neuer Stern am Himmel der Social–Media–Plattformen ist Bluesky. Doch Zutritt bekommt derzeit noch nicht jeder. Also wie wird man Teil des aktuell noch relativ exklusiven Klubs?
Nicht ohne Vitamin B
Zwar gibt es kostenlos Bluesky–Apps für Android–Smartphones und iPhones in den jeweiligen Stores, für einen Account benötigen Interessenten jedoch entweder Beziehungen oder Geduld: Beim Erstellen des Kontos muss momentan noch ein Einladungscode eingetragen werden. Den bekommen Neu–User jedoch nur von Nutzerinnen und Nutzern, die bereits angemeldet sind. «Bluesky nutzt Einladungen, um eine gesündere Community aufzubauen», heisst es auf der Website der Plattform als Begründung.
Für einen schnellen Zugang besteht also die Möglichkeit, im Bekanntenkreis zu fragen, ob denn vielleicht jemand einen solchen Code übrig hat. Wer keinen auftreiben kann, muss sich wohl oder übel noch etwas gedulden und mit seiner E–Mail–Adresse auf der Bluesky–Website in eine Warteliste eintragen. Nach einem Klick auf die Schaltfläche «Create a new account» und einem weiteren auf «Next», findet sich hier die Option «Join the waitlist».
Das Team hinter Bluesky warnt davor, auf zwielichtige Angebote rund um angebliche Einladungscodes im Netz einzugehen: «Wir raten dringend vom Verkauf und Kauf von Einladungscodes ab. Wir können die Legitimität dieser Angebote nicht überprüfen und bei vielen der von uns untersuchten Behauptungen handelt es sich um Fake–Behauptungen und manipulierte Screenshots, die auf anderen Plattformen veröffentlicht wurden.»
Hat die Wartezeit bald ein Ende?
Doch die Freischaltung neuer Accounts wurde zuletzt offenbar kräftig angetrieben. 2019 war das Projekt von Twitter–Mitgründer Jack Dorsey (46) gestartet worden, der damals noch CEO des Unternehmens war. Ein kleines Team begann mit der Arbeit an einem offenen und dezentralen Standard für Social Media. Darauf basiert nun auch die Plattform Bluesky, die Anfang des Jahres in eine Beta–Phase gestartet ist.
Am 12. September hiess es auf dem Blog der Plattform noch, dass mittlerweile eine Million Nutzerinnen und Nutzer dabei sein sollen. Der Fokus liege darauf, «die Öffnung vorzubereiten und das Netzwerk in einen Zustand zu bringen, der viel mehr Nutzer unterstützen kann». Rund einen Monat später war dann schon von 1,5 Millionen Usern die Rede – und davon, dass die Nutzerbasis rasant wachse.
Warum Bluesky und nicht X?
Einst wurde Elon Musk (52) von vielen wohl als eine Art schrulliger Visionär wahrgenommen, mittlerweile hat sich diese Wahrnehmung allerdings teils drastisch geändert. Nach der medienwirksamen Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter durch den Unternehmer im vergangenen Jahr, waren in den zurückliegenden Monaten häufig steigende Zahlen von Hasskommentaren, die Verbreitung von Fake News und ein Rechtsruck auf der Plattform, die mittlerweile X heisst, beklagt worden.
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hatte etwa vor wenigen Wochen angekündigt, X zu verlassen. «Die Antidiskriminierungsstelle hat als staatliche Institution eine Vorbildfunktion. Ministerien und staatliche Stellen sollten sich fragen, ob es weiterhin tragbar ist, auf einer Plattform zu bleiben, die zu einem Desinformations–Netzwerk geworden ist und dessen Eigentümer antisemitische, rassistische und populistische Inhalte verbreitet», erklärte Ferda Ataman (43), Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung.