«The Boss» ist neu Milliardär. Das Finanzmagazin «Forbes» schätzt das Vermögen der US-Rocklegende Bruce Springsteen (74) in seiner aktualisierten Reichen-Liste auf 1,1 Milliarden Dollar. Mitentscheidend war dabei der Verkauf seiner Songrechte an Sony für rund 500 Millionen Dollar, von denen nun offenbar der grösste Teil der Summe auf seinen Konten eingegangen ist.
Spingsteen ist nicht der einzige Musiker, der es zum Milliardär gebracht hat. Andere Beispiele sind Taylor Swift (34), Rihanna (36) oder Jay-Z (54). Doch im Zusammenhang mit dem Altrocker löst diese Nachricht mit Blick auf sein Image eine ganze Gedankenspirale aus.
Vom Aushilfsgärtner zum Milliardär
Sein Vater Douglas (1924-1998) entsprach dem Typ des klassischen irischstämmigen Einwanderers mit unbändigem Drang zum Alkohol, der seine Familie mit ständig wechselnden Jobs über Wasser hielt. Erfolgreich geworden ist Springsteen durch seine perfekten Gefühlsbeschreibungen dieser «Working Class», deren optischer Stil – Jeans, Tanktop, Lederjacke und Kopftuch – er für seine Auftritte und Charakterisierung übernahm. In seinem vor 40 Jahren veröffentlichten Welthit «Born in the U.S.A.» rechnete er schonungslos mit der Präsidentschaftsära von Ronald Reagan (1911–2004) aus Sicht der desillusionierten Arbeiterschaft ab. Ein eindringliches Stück Popgeschichte voller Eifer und Zorn, das bis heute packt.
Die Vorstellung, der 1949 in Freehold, New Jersey, geborene Sänger würde dereinst Milliardär, hätte bei ihm in jungen Jahren wohl höchstens ein bitteres Kopfschütteln ausgelöst. Und führt angesichts seines heutigen Mega-Vermögens zur kritischen Frage, ob Springsteen mit der Anhäufung von so viel Geld nicht seine Ideale verraten hat.
Keine Ideale verraten – nur alles richtig gemacht
Doch treibt die meisten Amerikaner bis ganz hinauf immer auch der «American Dream» um, dessen Kerngedanke schon in der Unabhängigkeitserklärung steckt und der stets die «Underdog»-Sichtweise einnimmt. Jeder soll durch harte und ehrliche Arbeit ein höheres gesellschaftliches Level erreichen können, festgehalten im eingängigen Slogan «Vom Tellerwäscher zum Millionär».
Diesen Traum hat Springsteen immer verfolgt. Sein erster grosser Hit «Born To Run» von 1975 ist die eigentliche Hymne dafür. Dazu kommt die in der väterlichen Herkunft enthaltene Neigung zum Klassen- und Freiheitskampf, «The Fighting Irish» genannt. So betrachtet hat er keine Ideale verraten, sondern nur alles richtig gemacht und ist vom einstigen Aushilfsgärtner zum Milliardär aufgestiegen.
Der Traum ist Wirklichkeit geworden, noch perfekter als vorgestellt. Aktuell ist Springsteen auf einer bis 2025 dauernden Welttournee, die ihn diese Woche zweimal ins Londoner Wembley-Stadion führt. Im vergangenen Jahr soll er dabei rund 1,6 Millionen Tickets verkauft und 380 Millionen Dollar brutto verdient haben. Der Traum dauert also an, das Magengeschwür, das ihm zuletzt wiederholt auf die Stimme schlug, einmal ausgenommen.