Die Serie «Anna» mit Silvia Seidel, †42, gehört zu Weihnachten wie «Drei Nüsse für Aschenbrödel» und «Sissi». Auch dieses Jahr schalten Fans am 28. und 29.12. auf ZDF neo wieder ein, wenn der Sechsteiler gezeigt wird.
Die Telenovela, die vom 25. bis 30. Dezember 1987 auf ZDF zum ersten Mal ausgestrahlt wurde, machte Silvia Seidel über Nacht zum Teenie-Star. Sie ist gerade mal 17 Jahre alt, als sie völlig unverhofft die Zusage für die Rolle der Tänzerin Anna bekommt. Zurov hatte sie erste Auftritte am Boulevardtheater, in der Verfilmung von «Die unendliche Geschichte» bekleidete sie als 15-Jährige eine Minirolle.
Vier Jahre und besagte «Anna»-Erfahrung später hat die Jung-Darstellerin Dank der TV-Serie und dem daraus entstandenen Kinofilm bereits eine Goldene Kamera und einen Bambi gewonnen.
Doch die Rolle der «Anna», als auch die Auszeichnungen dafür, sollen bis zu Seidels Tod der Höhepunkt ihrer Karriere bleiben. Später verflucht Seidel in zahlreichen Interviews den frühen Ruhm. Zu ihren meist gesagten Sätzen zählt: «Die Rolle hat mir mein Leben versaut.» Sie konnte sich in Deutschland nicht mehr frei bewegen, alle sahen in ihr die «Anna» – wohl mit ein Grund, warum weitere Rollenangebote aus blieben.
«Ich bin oft arbeitslos und weiss dann nicht, wovon ich die Miete bezahlen soll», sagte Seidel einst. Aber nicht nur beruflich, sondern auch privat meinte es das Schicksal nicht gut mit ihr: Die Mutter nahm sich 1992 das Leben. Zur Nachrichtenagentur dpa sagte die Schauspielerin damals: «Sie litt an einer Krankheit, die schlimmer ist als Aids und Krebs zusammen: unter Depressionen.»
Ein Schicksal, das später auch Silvia Seidel ereilen sollte. Zwanzig Jahre nach dem Tod ihrer Mutter setzte auch sie ihrem Leben ein Ende. Nebst den finanziellen Sorgen wegen der ausbleibenden Rollenangeboten plagten Silvia Depressionen – genau wie damals ihre Mutter.
Silvia Seidel wurde im Juli 2012 tot in der Küche ihrer Münchner Wohnung gefunden. Gemäss der Polizei hinterliess sie einen Abschiedsbrief. Alarmiert wurden die Beamten von der Wirtin von Seidels Stammkneipe. Ihr war aufgefallen, dass sich die Schauspielerin entgegen ihren Gewohnheiten mehrere Tage nicht blicken liess.
In einem Nachruf in der «Berliner Zeitung» schrieb Justus Pfaue, der Autor von «Anna»: «Silvia gab mehr Liebe, als sie annehmen konnte.» Sie sei immer liebenswert, filigran und nie arrogant gewesen.