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Freiburgerin im Schnee verschollen

Der Schmerz eines Vaters

Trotz intensiver Suche konnten die Retter die Frei­burgerin Emilie Deschenaux nicht finden. In einem ergreifenden Satz drückt Vater Alexandre Deschenaux die Trauer über den Verlust seiner ältesten Tochter aus.

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Unglück Wallis

14. März: der letzte Tag der Suche nach Emilie bei der Tête Blanche im Wallis, wo die anderen Skitourengänger gefunden wurden. In Absprache mit der Familie wird danach die Suche eingestellt.

AFP

Gibt es für Eltern eine schlimmere Qual, als ihr Kind zu verlieren – und es nicht mal beerdigen zu können? Alexandre Deschenaux, Vater der 28-jährigen Emilie, schreibt in einer kurzen, aber höflichen Nachricht: «Solange mir der Berg meine Tochter nicht zurückgegeben hat, wünsche ich, dass man uns in unserem Schmerz lässt.»

Seine älteste Tochter ist das sechste Mitglied der Skitourengruppe, die in der Region Tête Blanche vermisst wurde. Während ihr Freund David Moix, seine Brüder Jean-Vincent und Laurent, deren Cousin Marc und Onkel Jöel Moix von den Rettern nur noch tot geborgen werden konnten, fehlt von Emilie bis heute jede Spur. Seit Kurzem ist klar: Es ist die Juristin aus Freiburg, die am Samstag, 9. März, um 17.19 Uhr die Notrufzentrale anruft.

Dies, nachdem die Rettungskräfte die Teilnehmer der Skitour zu kontaktieren versucht haben, weil sich die Schwester eines Verunglückten Sorgen gemacht hatte. «Ihre Stimme war ruhig, es gab keine grosse Hektik», sagt Alexandre Briguet, Chef der Kantonalen Walliser Rettungsaktion. Emilie erklärte, dass die Gruppe im Sturm festsitze und es einem Gruppenmitglied nicht gut gehe.

Die Rettungskräfte versuchten, die Skitourengänger per Telefon zum Graben eines Unterstandes gegen die Kälte zu animieren. Die Gruppe verfügte über Schaufeln und Rettungsdecken, wie es für eine eintägige Skitour üblich ist. Nach wenigen Minuten bricht die Verbindung ab. Rund 30 Männer der Bergeinsatzgruppe der Walliser Polizei und der Armee suchen nach Emilie – vier Tage lang. Sie finden lediglich ihre Tasche und ihre Ski. «Es gibt Hunderte von Gletscherspalten in dieser Region», sagt Christian Varone, Kommandant der Kantonspolizei Wallis.

«Es ist so brutal»

Am Samstag, 16. März, veröffentlicht die Familie Deschenaux in der Freiburger Tageszeitung «La Liberté» eine Vermisstenanzeige. Sie ist auch ein Zeichen der Hoffnung. Darauf zu sehen ist Emilie an der Seite ihres Freundes David, glücklich und fröhlich – so wie sie von Freunden beschrieben wird. Sie liebte die Berge, Skitouren sowie das Motorradfahren.

Wie Marc hat auch Emilie kürzlich ihr Jurastudium an der Universität Freiburg abgeschlossen. Sie arbeitete in Biel beim Amt für Tiefbau und Gewässerschutz für das Seeland und den Berner Jura. Christoph Neuhaus, Berner Regierungsrat und Vorsteher der Bau- und Verkehrsdirektion, sagt: «Die Abteilung und insbesondere ihre direkten Kollegen stehen unter Schock. Emilie war bei allen beliebt und stand an der Schwelle zu einer erfolgreichen Karriere. Es ist so brutal.»

Text: Christian Rappaz am 24. März 2024 - 16:00 Uhr