Dass ausgerechnet die sonst so bitterböse Hazel Brugger, 27, verrät, wie man eine gute Beziehung führt, mag überraschen. Dabei ist diese Frau immer für eine Überraschung gut – was eigentlich nicht wirklich überrascht. Die Slam-Poetin ist ein Phänomen. Neuster Coup: Gemeinsam mit ihrem Mann Thomas Spitzer, 32, macht sie in einem neuen Hörformat ihr Privatleben zum Thema – und erklärt ihren Fans beim Online-Seelenstriptease die Liebe.
Die beiden Comedians, die sich im Mai 2020 heimlich das Jawort gaben und dieser Tage erstmals Eltern werden, geben in ihrer Podcast-Serie «Nur verheiratet» auf der Streaming–Platform Spotify Einblick in ihre Seele. «Eigentlich geht es uns darum, zu zeigen, wie man als Paar den Dialog aufrechterhaltet», so die Queen of Comedy. Dazu gehört auch Intimes, aber lustig verpackt. Sie teilen Beziehungshacks und lachen so laut heraus, dass man versteht, was sie meinen, wenn sie vom Kumpel-Faktor reden. Nicht nur der Genuss von Schokolade wird zum Gedankenaustausch über Lust & Laster. Auch die Themen Ehevertrag, Trennung und Scheidung sparen sie nicht aus.
Es bleibt zu hoffen, dass Trennung im richtigen Leben noch lange kein Thema wird. Schliesslich ist Bruggers und Spitzers Beziehungslandschaft noch weitgehend kraterfrei. Einziges Hindernis war vielleicht der Heiratsantrag. Schon beim dritten Date machte ihr der deutsche Kabarettist und Autor einen Heiratsantrag. Und bekam prompt eine Absage.
Sie wolle nicht heiraten, verkündete ihm Hazel – weder einen anderen Mann noch ihn. Das war 2014. Er fragte ein zweites Mal – und bekam wieder einen Korb. «Ein drittes Mal frage ich dich nicht», so ihr damaliger Lebenspartner. Sie fand das beeindruckend. Und schlug ihm im letzten Jahr vor: Hey, lass uns doch heiraten.
Heirat, Kind, Haus: privat lauft alles rund für die beiden. Auch sagt Hazel Brugger über sich, dass sie netter sei, als früher. Kann die plötzlich so entspannte Satirikerin noch zornig, schlagfertig, böse sein – oder möchte sie das gar nicht mehr? «Klar finde ich weiterhin Gründe, bissig zu sein. Nur weil ich glücklicher bin als zu meinen Anfangszeiten, heisst das nicht, dass die Welt besser ist und nicht den einen oder anderen Seitenhieb verdient.»
Das bürgerliche Lebensmodell scheint dem Paar gut zu bekommen. «Wie viele andere Kreative suchen auch wir einen Ausgleich zu unserem unsteten Beruf in einem geordneten Beziehungsleben.»
Was nach einem «intimen Paargespräch» klingt, ist in Wahrheit ein raffiniertes Geschäftsmodell, das auch andere Comedians erfolgreich anwenden. Vorreiterin ist Autorin Charlotte Roche, die mit ihrem Mann Martin Kess «Paardiologie» betreibt . Auch die Schweizer Buchpreis-Gewinnerin Sibylle Berg hat mit ihrem Kumpel, Freund und Mitbewohner Matze Hielscher eine äusserst hörenswerte Podcast-Hausgemeinschaft auf die Beine gestellt.
Die Firma «Viel Spass GmbH» von Hazel Brugger und Thomas Spitzers hat ihren Sitz in Köln. Die Zuhörer sind eine Art Investoren, die jeden Monat einen Geldbetrag überweisen. Dafür werden sie auf der Website www.hazelbrugger.com über die Arbeit des Kreativ-Teams auf dem Laufenden gehalten.
Der Unabhängigkeitsschub lag auf der Hand: Wegen Corona und der Absage aller Veranstaltungen brach bei Hazel Brugger der Gewinn um fast 90 Prozent ein. Trotzdem ist sie so erfolgreich wie nie! Ihr Bühnenprogramm ist auf Netflix zu sehen – eine Art Goldmedaille in Sachen Unterhaltung. Und im Oktober 2020 erhielt die einst böseste Frau der Schweiz den Deutschen Comedypreis. Ganz offiziell ist sie nun auch die lustigste Comedian in unserem Nachbarland.
«Nur verheiratet» jeweils Montags auf Spotify, http://spotify.com/nurverheiratet