Am 27. März ist es wieder soweit: Die Academy Awards, besser bekannt als die Oscars, werden im Dolby Theatre in Los Angeles verliehen. Es ist die wohl renommierteste Veranstaltung der Filmbranche – wer den Oscar gewinnt, erhält praktisch den Ritterschlag von Hollywood. Dieses Ereignis muss natürlich gebührend gefeiert werden. In den letzten Jahren, genauer gesagt seit 2018, gab es bei den Oscars keine Moderation mehr. Normalerweise ist der Abend aufgeteilt in Moderation – Ankündigung und Verleihung eines Kategoriepreises – Moderation und so weiter. Dadurch soll die Stimmung im Saal etwas aufgelockert werden, der Abend zieht sich allerdings mit einer Moderation auch immer sehr lange hin.
In den letzten Jahren gab es auch immer wieder Kandidaten und Kandidatinnen, die für den Moderationsposten in Frage gekommen wären, aber die entsprechenden Stars machten letztlich immer einen Rückzieher oder lehnten von Anfang an ab. Das, weil es ihrer Karriere unter Umständen schaden könnte – ein kleiner Fauxpas in der Moderation, einmal nicht politisch korrekt sein und man wird in der Presse verrissen.
Nach langem Warten wurden nun aber die diesjährigen Moderatorinnen bekannt gegeben und erfreuen mit einer überraschenden Premiere: Zum ersten Mal werden die Oscars von drei Frauen moderiert. Und was für ein Trio Hollywood da zusammengestellt hat. Komikerinnen Amy Schumer (40) und Wanda Sykes (57) sowie Schauspielerin Regina Hall (51) wollen an der 94. Oscarverleihung die Lachmuskeln zum Beben bringen.
Wanda Sykes
Jetzt stellt sich vielen möglicherweise die Frage: Wanda, Regina und Amy wer? Zugegeben, hierzulande sind vor allem Sykes und Hall nicht die bekanntesten Namen. Wanda Sykes ist in den USA als Komikerin sehr erfolgreich und auch als Schauspielerin hat sie sich einen Namen gemacht. So spielte sie beispielsweise in der Komödie «Mädelstrip» mit und lieh in der Animations-Kultfilmreihe «Ice Age» der Grossmutter des Faultiers Sid ihre Stimme. Auch wer die TV-Serie «Black-ish» kennt und liebt, durfte Sykes, die von ihren Kolleginnen und Kollegen schon als «eine der witzigsten Stand-up-Komikerinnen» bezeichnet wurde, bereits im Einsatz sehen. 2017 wurde Sykes in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPA) aufgenommen.
Regina Hall
Regina Hall dürfte vielen aus der Filmreihe «Scary Movie» bekannt sein, einer Parodie der «Scream»-Horrorfilme. Hall erhielt im Laufe ihrer Karriere bereits zahlreiche Nominierungen und durfte auch schon die ein oder andere Trophäe mit nach Hause nehmen, wie 2018 beispielsweise den Preis als beste Schauspielerin der African-American Film Critics Association. Seit 2018 ist Regina Hall ebenfalls Mitglied der AMPA und repräsentiert diese an den kommenden Oscars an der Seite ihrer beiden Kolleginnen.
Amy Schumer
Die blonde Komikerin und Schauspielerin ist wohl der grösste Star im Oscar-Trio. Die 40-Jährige ist bekannt für den positiven Umgang mit ihrer Figur, die nicht unbedingt Laufstegmodel schreit. Sie machte auch kein Geheimnis aus den unschönen Wahrheiten, die eine Schwangerschaft mit sich bringen, als sie selbst mit in freudiger Erwartung war. Amy Schumer spielte in Filmen wie «I feel pretty» oder «Dating Queen» mit. Ausserdem war sie bereits an der Seite von Regina Hall und Wanda Sykes in der Komödie «Mädelstrip» zu sehen, die drei sind also ein eingespieltes Team. Wie auch Hall ist Schumer seit 2018 Mitglied der AMPA. Bei so einem Trio darf sich das Publikum also auf ordentlich Spass gefasst machen.
Das goldene Männchen Oscar wurde 1929 zum ersten Mal verliehen. Seitdem hat die Veranstaltung zahlreiche Moderatorinnen und Moderatoren kommen und gehen sehen – wie zum Beispiel im Fall des Rekordhalters Bob Hope († 100), der die Oscars ganze 19 Mal moderierte. Auch Billy Crystal (73) konnte man mehr als nur einmal auf der Bühne als Oscar-Moderator willkommen heissen – nämlich ganze neun Mal.
Schauspieler Hugh Jackman (53) war in der jüngeren Vergangenheit wohl einer der besten Moderatoren, er gab den Academy Awards in Los Angeles mit seinen Gesangs- und Tanzeinlagen einen Touch New Yorker Broadway.
Einer der umstrittensten Moderatoren war 2013 Seth MacFarlane (48). Der «Family Guy»-Erfinder lieferte eigentlich eine tolle Show ab – er holte sich Inspiration bei Jackman und sang ebenfalls. Der Inhalt seines selbstgeschriebenen Liedes sorgte jedoch für Aufruhr, denn er gab einen Song zum Besten, der sämtliche Damen im Saal aufzählte, deren Brüste die Zuschauerinnen und Zuschauer bereits in Filmen gesehen haben.
Eine Moderation, die nur noch zum fremdschämen war, lieferten 2011 Anne Hathaway (39) und James Franco (43). Der Auftritt der beiden kann nur mit dem aktuellen Jugendwort des Jahres beschrieben werden: Cringe. Es war, als würde Hathaway versuchen, auf amüsante Weise unterhalten zu wollen, während Franco desinteressiert und psychisch fast abwesend wirkte.
Besonders beliebt bei den Anwesenden im Saal dürfte sich 2014 die Komikerin Ellen DeGeneres (64) gemacht haben. Da die Show immer sehr lange geht und die Gäste irgendwann hungrig werden, bestellte DeGeneres kurzerhand Pizza – die Stars freuten sich und der Pizzabote hatte wohl den besten Moment seines Lebens. Wer kann schon von sich sagen, als Normalsterblicher jemals in einem vollen Theatersaal gefüllt mit Hollywood-Stars gewesen zu sein?
Nicht nur die Moderation bleibt häufig in – guter oder schlechter – Erinnerung der Teilnehmenden. Auch gewisse Momente sorgten in der Vergangenheit für Aufsehen.
Walt Disney († 65) gewann 1939 den Ehrenoscar für «Schneewittchen und die sieben Zwerge» und war wohl der erste und einzige Gewinner, der gleich acht Staturen auf einmal erhielt – eine grosse und sieben kleine, eine herzige Aufmerksamkeit der Academy, um seinen Film zu ehren.
1959 moderierte Jerry Lewis (91) die Academy Awards. Als am Ende der Show überraschenderweise noch 20 Minuten Sendezeit übrig waren, improvisierte der Komiker und Schauspieler kurzerhand und sang mit dem Publikum den Song «There's No Business Like Show Business».
Marlon Brando († 80) erhielt 1972 einen Oscar, nahm den Preis jedoch nicht an. Er boykottierte die Verleihung, schickte an seiner Stelle eine Vertreterin hin und liess erklären, dass er gegen die Unterdrückung amerikanischer Ureinwohner protestiere – seine Vertretung war übrigens die Apachin Sacheen Littlefeather, die in vollem Stammesschmuck auf die Bühne trat.
In den letzten Jahren wurde es für Moderatorinnen, Moderatoren, Gewinner und Gewinnerinnen immer schwieriger, bei der Oscarverleihung nicht in ein politisch inkorrektes Fettnäpfchen zu treten – Hollywood weiss, warum sie Ricky Gervais (60) bisher nie die Oscars moderieren liessen. Die Golden-Globes-Verleihung scheint da mutiger zu sein und liess Gervais bereits fünfmal auf die Bühne.
Nun haben sich also die drei Frauen Schumer, Hall und Sykes der Aufgabe angenommen, dem Publikum an diesem Abend ein unvergessliches Erlebnis zu bereiten – hoffentlich ohne Skandale. Man darf also auf den 27. März gespannt sein, wenn es wieder heisst: «And the Oscar goes to…»