Sie treten an, um zu gewinnen – oder zumindest, um dabei zu sein. Die Olympischen Spiele sind das Highlight einer jeden Sportler-Laufbahn. Doch eine Medaille mit nach Hause nehmen können nur die Wenigsten. Da ist es für alle anderen gleich umso schöner zu wissen, dass es am Grossanlass weit mehr zu gewinnen gibt als «nur» Edelmetall: Einige Olympia-Teilnehmende und Besuchende haben unter den fünf Ringen bereits die Liebe gefunden.
Denn unter normalen Umständen tummelt sich an den Spielen alles, was Rang und Namen hat: Sportler treffen auf Royals, Promi-Damen auf Volunteers und ehemalige Sport-Stars auf jetzige Helden. Dass sich bei der Auswahl das eine oder andere Fünkchen entzündet, liegt eigentlich auf der Hand. Dass aber gleich die ganz grossen Liebesgeschichten im Athletendorf und der Olympia-Stadt geschrieben werden, ist schlichtweg romantisch, wie die folgenden Beispiele zeigen.
Es ist der 16. September 2000. Einen Tag nach der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Sydney trifft der Kronprinz von Dänemark in einem Pub in Sydney zufällig auf eine junge Werberin aus Australien. Zwischen Frederik und Mary knistert es gewaltig. «Es war Liebe auf den ersten Blick», lässt sich der Kronprinz in seiner Biografie «Frederik – Kronprins af Danmark» zitieren. «Als ich sie sah, fühlte ich, dass sie eine Seelenverwandte war.» Und auch Mary sind von dem Abend nur gute Erinnerungen geblieben, wie sie in der Biografie offenbart. Beim allerersten Treffen «hat er mich umgehauen», schwärmt sie. «Er hat mir den Boden unter den Füssen weggezogen, dieser gut aussehende Mann, der auch von innen schön war.»
Die Knospe ihrer Liebe will Frederik im Anschluss zum Blühen bringen. Gleich am Tag nach dem Treffen im Pub habe er sie angerufen, erklärte er. «Ich hatte das Gefühl, dass dieses Mädchen etwas Besonderes war, und sie war nicht abgeneigt, als ich anrief.» Während der Olympischen Spiele hätten sei sich dann mehrmals getroffen und «uns immer besser kennengelernt», so Frederik. Die Liebe hat Bestand: Im Sommer 2002 zieht Mary nach Dänemark, im April 2003 bestätigt Frederiks Mutter Margrethe die Beziehung. Bis zur Hochzeit im Mai 2004 lernt Mary Dänisch, gibt ihre australische Staatsbürgerschaft ab und konvertiert zum lutherischen Glauben. Im Oktober 2005 erblickt Sohn Christian das Licht der Welt, Tochter Isabella, 14, und die Zwillinge Vincent und Josephine, 10, folgen.
Kennengelernt haben sie sich kurz vor den Olympischen Spielen bei einem Training in Biel. Der junge Tennisspieler beeindruckte seine drei Jahre jüngere Trainingskollegin ungemein. «Er sang aus vollem Hals Lieder der Backstreet Boys. Mir gefiel er schon damals.»
Richtig gefunkt aber hat es zwischen besagtem Tennisspieler, mit Namen Roger Federer, und seiner Sportkollegin Mirka Vavrinec aber erst an den Spielen in Sydney. Die beiden teilen sich mit Rogers Trainer, vier Ringern und Mirkas Tenniskollegin Emmanuelle Gagliardi ein Zimmer. «Der Startschuss unserer Liebesgeschichte», wie Federer sagt. Dabei sparen sich die beiden das Grande Finale für den Schluss auf. «Die ganzen Olympischen Spiele lief es ganz gut im Dorf, und dann plötzlich gab es da am letzten Tag diesen Kuss», erzählte Federer einst.
«Wir wussten nicht, wohin das führen wird. Jetzt sind wir hier, fast 20 Jahre später. Wir sind verheiratet, haben vier Kinder und sind glücklich», erzählte Federer 2019 im Videointerview mit «ventajatenis». Sein Resümee fällt dementsprechend positiv aus. «Es war ein guter Kuss.»
Auch die Liebesgeschichte von Fürst Albert II., 63, und Fürstin Charlène von Monaco, 43, ist eng mit den Olympischen Spielen verbunden: Bei der Winter-Edition in Turin 2006 treten der Monegasse und die Südafrikanerin zum ersten Mal gemeinsam auf.
Kennengelernt haben sie sich ebenfalls an einer Sportveranstaltung: Im Jahr 2000 treffen sie beim Schwimmwettkampf Mare Nostrum in Monaco zum ersten Mal aufeinander. Charlène als strahlende Siegerin des Rennens über 200 Meter Rücken, Albert als Vertreter des Fürstenhauses. Die Sympathie ist von Beginn an da. «Wir fühlten uns von Anfang an zueinander hingezogen», sagt Albert später.
Noch am Abend des Wettkampfs lädt Albert Charlène zum Abendessen ein – und macht gleich mal Nägel mit Köpfen. Denn statt in ein Restaurant führt er die Schwimmerin in den heimischen Palast. Dort soll «viel über Sport, aber auch über das Leben insgesamt» gesprochen worden sein. Obschon die Funken sprühen, steht dem gemeinsamen Glück noch etwas im Weg: Charlène ist zu jenem Zeitpunkt noch mit einem schwedischen Leistungsschwimmer liiert und steckt ihre Energie in ihre Schwimmkarriere.
Doch die beiden bleiben dran. Nach der Vorstellung der gebürtigen Südafrikanerin als neue Frau an Alberts Seite in Turin begleitet sie ihn wenig später zu einer Abendveranstaltung beim Formel-1-Rennen in Monte Carlo. Damit ist klar: Schwimmerin Charlène Wittstock wird die neue Fürstin von Monaco! 2011 schliesslich folgt die Hochzeit.
Das heutige schwedische Königspaar Carl Gustaf, 75, und Silvia, 77, verbindet eine Liebesgeschichte, wie sie auch Hollywood nicht schöner hätte schreiben können. Silvia Renate Sommerlath arbeitet bei den Olympischen Spielen 1972 in München als Chef-Hostess und Dolmetscherin. In dieser Funktion betreut sie wichtige Staatsmänner und royale Gäste – darunter den schwedischen Kronprinzen Carl Gustaf, der in Bayern ebenfalls mit dabei ist.
Der schwedische Thronfolger ist sofort angetan – und schickt erst einmal einen Offizier vor, um Silvia zu einem Abendessen einzuladen, wie sich seine Schwester Birgitta später in der schwedischen Zeitschrift «Svensk Damtidning» erinnert. «Ich war vom ersten Moment an dabei. Diesen Abend werde ich nie vergessen.»
So wie ihr geht es auch dem Paar selbst. Dieses ist mittlerweile seit 45 Jahren verheiratet. Für ihre neue Aufgabe als Prinzessin und später als Königin gibt Silvia sogar ihren Beruf auf: Die Olympischen Winterspiele 1976 in Innsbruck sind die letzten, die sie nach ihrer Hochzeit noch als stellvertretende Protokollchefin betreut. Danach widmet sie sich den karitativen Aufgaben, die sie als Mitglied des Königshauses erwarten. Statt als Arbeiterin besucht sie die Olympischen Spiele fortan als Gast mit ihrem Ehemann – sowohl im Winter als auch im Sommer, wenn es die Umstände denn zulassen.
Seit knapp zwei Jahren ist Marcus Höfl der Manager von Maria Riesch, als er die deutsche Skifahrerin 2010 zu den Olympischen Winterspielen nach Vancouver begleitet. Dort funkt es zwischen den beiden so sehr, dass sie wenig später bekanntgeben, ein Paar zu sein. «Wir passen perfekt zusammen, wir verstehen uns blind», sagt die heute 36-Jährige später. Dass sie aus Kanada gleich zwei Goldmedaillen mit nach Hause nehmen kann, ist ihr zufolge auch mit Höfl verbunden. «Die Schmetterlinge in meinem Bauch waren für mich ein zusätzlicher Motivationsschub.»
Ein Jahr später läuten die Hochzeitsglocken, die Skifahrerin geht fortan unter dem Doppelnamen Maria Höfl-Riesch an den Start – und feiert weitere Erfolge. Auch an ihre sportliche Ausbeute in Vancouver kann die Deutsche vier Jahre später in Sotschi anknüpfen: Sie gewinnt Gold in der Super-Kombination und holt mit Silber eine weitere Medaille im Super-G.
Die Olympischen Spiele in Sydney vor 21 Jahren waren eine regelrechte Partnerbörse. Denn auch der deutsche Schwimm-Superstar Franziska van Almsick, 43, hat in Australien sein Herz verschenkt.
Im Speisesaal des olympischen Dorfes trifft «Franzi» per Zufall auf den Handballer Stefan Kretzschmar. Die beiden sind zwar beide in Ostberlin aufgewachsen, lernen sich aber auf der anderen Halbkugel der Erde kennen. Beide sind niedergeschlagen wegen ihrer Leistungen: van Almsick, die acht Jahre zuvor vier olympische Medaillen gewonnen hatte, sichert sich 2000 nur eine – die bronzene mit der Staffel. Und auch Kretzschmar, das Aushängeschild des deutschen Handballs, scheitert mit seinem Team im Viertelfinale. Doch statt reichlich Edelmetall nehmen sie etwas anderes mit nach Hause: Liebe.
Im Herbst desselben Jahres geben sie ihre Beziehung bekannt – nachdem sich beide von ihren damaligen Partnern getrennt hatten. «Es ist etwas Ernstes, etwas Grosses. Ich liebe Franziska», schwärmt Kretzschmar gegenüber «BZ am Sonntag».
Doch die Liebe sollte – anders als bei den anderen Olympia-Paaren – bei den Deutschen nicht halten. Vier Jahre nach ihrem Kennenlernen geht die Beziehung in Brüche. Unterschiedliche Ansichten bringen das Traumpaar der deutschen Sportwelt von seinem gemeinsamen Weg ab, wie van Almsick durchblicken liess. «Unsere Vorstellungen von Liebe und Zusammenleben waren zu verschieden.»