Es war ein Fall, von dem man denken würde, dass nur Hollywood ihn schreiben könnte: Die Hochstaplerin Anna Sorokin (31) schaffte es, sich bis in die New Yorker High Society hochzuschwindeln, vermögende Menschen zu betrügen und ein Luxusleben in Saus und Braus zu führen. Doch irgendwann flog ihr Schwindel auf und sie wurde hinter Gitter gebracht. Man würde meinen, dass die Geschichte von Anna Sorokin hier endet – aber weit gefehlt. Denn wie könnte es auch anders sein, wurde Hollywood auf ihre Story aufmerksam und verfilmte den Fall Anna Sorokin, die sich während ihrer Hochstaplerzeiten Anna Delvey nannte, in der Netflix-Serie «Inventing Anna».
Damit wurde die gebürtige Deutsch-Russin über Nacht berühmt. Natürlich sass sie nach wie vor im Gefängnis, aber plötzlich kannte man ihren Namen weltweit. Sie hatte sogar mit einem Mal Fans, die selbst berühmte Personen waren. Noah Becker (28), beispielsweise, der Sohn von Ex-Tennis-Star Boris Becker (55), freundete sich mit Anna an und telefonierte nach eigener Aussage regelmässig mit ihr.
Lange sollte Anna Sorokin dann von den US-amerikanischen Behörden nach Deutschland, in ihre ehemalige Heimat, abgeschoben werden. Ihr Vater bot ihr sogar an, dass sie vorerst wieder daheim einziehen könne. Doch gegen die Ausweisung wehrte sich Anna mit Händen und Füssen – und einem Haufen Anwälte. Jetzt hat sie es geschafft und darf weiterhin in den USA leben. Ausserdem ist sie nach dreieinhalb Jahren Gefängnis wieder eine freie Frau.
Zumindest fast, wenn man die Fussfessel um ihren Knöchel nicht beachtet. Fussfesseln sind in den USA Gang und Gäbe für Kleinkriminelle, die auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen werden. Mit dazu kommt meist ein Hausarrest, bei dem die verurteilte Person ihr Haus oder ihre Wohnung nicht verlassen darf. In grosszügigeren Fällen darf der oder die Betroffene sich aber auch ausserhalb der eigenen vier Wände aufhalten, aber einen gewissen Radius, der in der elektronischen Fussfessel festgehalten wird, nicht verlassen.
Im Designer-Kleid zum Bewährungshelfer
Auch Anna Sorokin steht unter Hausarrest in ihrem New Yorker Apartment, darf dieses jedoch einmal die Woche verlassen. Der regelmässige Trip ist aber nicht etwa zum Shoppen gedacht, sondern für einen Termin bei ihrem Bewährungshelfer. Und für diesen putzt sich Anna immer besonders raus, immerhin muss man es ausnutzen, wenn man schonmal unter die Leute darf. Da dürfen die Designer-Kleider nicht fehlen. Wie das Portal «VIP.de» in einem Video zeigt, scheint Anna ihr Leben trotz Fussfessel aber trotzdem so gut wie möglich zu geniessen. Denn beispielsweise mit Kochen verschwendet sie keine Zeit, sie bestellt sich lieber regelmässig etwas zu essen. Und auch von Freunden soll sie des Öfteren Besuch bekommen.
Ihre vergangenen Hochstapeleien scheint Anna inzwischen zu bereuen. «Ich habe so viele Menschen verletzt, die mir nahe standen und mir vertraut haben. Das möchte ich nie wieder tun», sagte sie in einem Interview. Und durch ihre neu erlangte Berühmtheit muss sie wohl in Zukunft auch nicht mehr auf Betrügereien zurückgreifen, um Geld zu verdienen, denn die 31-Jährige hat etwa einen Podcast oder ein Buch für die Zeit nach der Fussfessel geplant. Und darauf bereitet sie sich jetzt schon kräftig vor. Trotz Hausarrest wird ihr also offensichtlich nicht so schnell langweilig. Und dem wöchentlichen Besuch bei ihrem Bewährungshelfer kann sie immerhin auch etwas gutes abgewinnen.