Kurz war Anna Sorokin (31) eine freie Frau. Doch weil sie sich gegen die Abschiebung nach Deutschland sträubte, sitzt sie nun wieder hinter Gittern. Doch auch in Gefangenschaft kommt ihr der Geschäftssinn nicht abhanden. Seit neustem versucht sich die verurteilte Hochstaplerin als Künstlerin und malt im Knast Bilder, mal mit Bleistift, mal mit Filzer, aber immer dreht sich das Thema um das Gleiche: um sie selber.
Die Motive zeigen den Gefängnis-Alltag, kombinierte mit ihrer noch immer äusserst luxuriösen Fantasie. Anna Sorokin hinter Stacheldraht auf einem Liegestuhl, wie sie mit Miu-Miu-Desginer-Sonnenbrille ein Buch über «normale Menschen» liest. Oder Anna von hinten an einem Computer sitzend, beim Handeln mit Bitcoins. Das Thema Kryptowährung zeigt denn wohl auch auch, worum es Anna Sorokin bei ihrer Kunst geht – ums Geld verdienen.
Vor einigen Tagen fand in New York die Vernissage mit den Werken von Anna Sorokin statt. Es spielte eine Punk-Band, es flossen reichlich Drinks und es waren schöne Menschen zugegen. Das Setting hätte der Hochstaplerin bestimmt gefallen, doch leider war sie nur per Telefon zugeschaltet und konnte so immerhin ein paar Worte an die Gäste richten. «Ich hoffe ihr geniesst den Abend! Ich kann es kaum erwarten, die Bilder und Videos von der Party zu sehen», krächzte sie auf dem Handylautsprecher.
Die Veranstalterin schrie zurück: «Anna, wir lieben dich so sehr, die Show sieht super aus!» Aufmunternd skandierte die anwesende Menge daraufhin: «Free Anna Delvey!» Und nochmals meldete sich die Veranstalterin zu Wort und prangerte das skandalöse Rechtssystem an. Anna habe nichts falsch gemacht und «wurde nie wegen eines Verbrechens gegen Menschen verurteilt», so deren feuriges Votum.
Für zirka 10'000 Franken kann man sich ein Kunstwerk von Anna Sorokin über das Bett hängen und ihr so Geld in ihre leere Kasse spülen. Schaut man sich den Auflauf an der Premiere in New York an, so dürfte ihr Plan mit der Kunst aufgehen.
Einen prominenten Unterstützer, beziehungsweise Fan, hat sie bereits. Noah Becker (28), Sohn von Tennis-Legende Boris Becker (54), outete sich in einem US-Podcast als Anna-Delvey-Fan. Mehr noch: «Ich telefoniere mehrfach pro Woche mit Anna im Gefängnis.» Vielleicht hat Noah der inhaftierten Anna den Kunst-Tipp gegeben? Immerhin ist Noah Becker selber in der Kunstbranche tätig.