Das Beachvolleyball-Turnier in Katar liefert bereits vor dem ersten Spiel Schlagzeilen: die Spielerinnen, die erstmals überhaupt an diesem Turnier antreten dürfen, sollen keine Bikinis tragen dürfen. Das sei im Reglement des Veranstalters festgehalten. Ein deutsches Top-Duo weigert sich nun, diese Regeln zu befolgen. Kein Problem damit haben die Schweizer Teams, wie Blick.ch berichtet: «Im Wissen, dass in diesem Land eine andere Kultur herrscht, fühlt man sich auf dem Feld auch wohler, wenn man sie respektiert», sagen Tanja Hüberli und Nina Betschart.
Nun wurde das Verbot jedoch so oder so wieder aufgehoben. Viel Wirbel um nichts? Thema abgehakt? Nein, finden wir. Denn ob Bikini oder nicht – wieso wird es nicht den Sportlerinnen selber überlassen, was sie anziehen?
Klar, einige Regeln im Sport machen durchaus Sinn und sorgen entweder für die Sicherheit der Athletinnen und Athleten oder für die Fairness. Doch folgende Beispiele zeigen, wie traditionell – um nicht zu sagen verstaubt und sexistisch – die Sportwelt punkto Kleiderregeln und Rollenbilder noch ist.
Bei den Olympischen Spielen in London 2012 ist Frauenboxen erstmals im olympischen Programm. Im Vorfeld steht tatsächlich zur Debatte, die Frauen in Miniröcken boxen zu lassen! Die zuständigen Funktionäre haben zwar gerade nochmals die Kurve gekriegt und schlussendlich Hosen und Röcke zugelassen – aber nur nach Protesten der Athletinnen. Und alleine die Idee zeigt schon das Problem auf: Viele sind immer noch der Meinung, der Frauensport könne sich nicht über die Leistung, sondern müsse sich über das Aussehen verkaufen. Ein No-Go.
Das Thema Rock oder kein Rock ist auch im Eiskunstlauf ein Thema: Winterolympia 1988. Katarina Witt krönt sich zum zweiten Mal zur Olympiasiegerin und begeistert Zuschauer und Preisrichter gleichermassen. Doch hinter den Kulissen gibt ihr Kostüm zu reden: ein blaues Kleid mit viel Glitzer und noch mehr Federn, aber in den Augen einiger Funktionäre zu wenig Stoff. Danach wurde eine Regeländerung eingeführt: Frauen durften fortan den Bauchnabel nicht mehr zeigen und ein Rock musste Hüfte und Hintern vollständig bedecken.
Diese Regel wurde erst in der Saison 2005/06 wieder aufgehoben. Während die meisten Läuferinnen in Leggings trainieren, ist es ihnen erst seit 15 Jahren erlaubt, auch im Wettkampf ohne Rock aufzutreten. An Olympia 2006 machte die Schweizerin Sarah Meier sofort von dieser Regeländerung Gebrauch. Da zeigte sich, dass das veraltete Rollenbild mit der Regeländerung nicht abgestülpt werden konnte.
«Nachdem ich meinen Bodysuit im Training trug, wurde mir von Preisrichtern nahegelegt, ich solle diesen nicht im Wettkampf anziehen, das käme bei vielen nicht gut an und könnte die Wertung negativ beeinflussen.» Sie trug ihn trotzdem, aus Prinzip. Heute sind Hosenträgerinnen auf dem Eis etabliert.
US-Open 2018: Alizé Cornet zieht kurz ihr Shirt aus, weil sie es aus Versehen verkehrt herum angezogen hatte. Daraufhin wird die Französin prompt vom Schiedsrichter verwarnt. Nach einem Sturm der Entrüstung im Netz – immerhin wechseln die Tennisspieler andauernd ihre Shirts auf dem Court – entschuldigen sich die Organisatoren bei ihr. «Wir haben die Regelungen geklärt, damit dies in Zukunft nicht mehr passiert», schrieben sie. «Glücklicherweise war die Warnung nicht mit einer Strafe oder Busse verbunden.» Naja, wir finden die Verfehlung so oder so daneben.
Am selben Turnier sorgt das Outfit der US-Tenniskönigin Serena Williams für Gesprächsstoff. Williams spielt mit einem hautengen Catsuit. Weil sie sich darin wie eine Superheldin fühlt und weil es ihr gesundheitlich besser tut, Kleidung mit einer gewissen Kompressionsfunktion zu tragen. Doch einem passt das nicht: Bernard Giudicelli, Präsident des französischen Tennisverbands FFT, sagt daraufhin: «Ich glaube, dass wir manchmal zu weit gegangen sind.» Das werde nicht mehr akzeptiert, der Sport und der Platz müssten respektiert werden. Serena Williams gewann 23 Grand Slams. Das ist Respekt für den Sport und den Platz. Punkt.