Sie war erst zehn Jahre alt, als ihre Mutter die Familie verliess, um mit einem 25 Jahre jüngeren Schüler ihr neues Glück zu finden. Für Tiphaine Auzière war es wahrlich keine einfache Zeit, als Brigitte Macron (70) sich in den erst 17-jährigen Schüler Emmanuel (heute 46) verliebte. Tiphaine war das Nesthäkchen, ihre zwei Geschwister Sébastien und Laurence damals 18 und 16 Jahre alt – also im Alter der neuen Liebe von Brigitte.
Heute ist Tiphaine 40 Jahre alt und spricht mit dem französischen Magazin «Paris Match» erstmals über die Anfänge der Beziehung des heutigen Präsidentenpaares. Brigitte Auzière ist damals Lehrerin an einer Schule im kleinen Ort Amiens in Nordfrankreich, der 17-jährige Emmanuel ist Teil der Theatergruppe, die von Brigitte geleitet wird – so lernen sie sich zu Beginn der 1990er Jahre kennen. Was als Beziehung zwischen Lehrerin und Schüler beginnt, entwickelt sich bald zu einer Affäre – ein Skandal in der Stadt. Denn obwohl es «noch nicht das Zeitalter der sozialen Netzwerke» war, wie Tiphaine sagt, blieb die verbotene Liebe nicht vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen.
Kleine Stadt, grosser Skandal
«Wir befanden uns in einer kleinen Provinzstadt. Jeder wusste alles», so Tiphaine. Keine einfache Situation für die damals Zehnjährige, denn natürlich wurde geredet. «Die Angriffe, die Verleumdungen, die Urteile» waren laut Brigitte Macrons jüngster Tochter besonders schlimm. Bis heute fühle sie sich von der damals verbotenen Liebe verletzt, und doch verliert sie kein schlechtes Wort über Emmanuel Macron. Als neuer Partner ihrer Mutter nannte sie Tiphaine «Ufo» verrät sie und gibt zu, dass er «brillant» gewesen sei und sich ihr als Jüngster aufmerksam verhallten habe, ausserdem «liebevoll» zu Brigitte gewesen sei.
Was Tiphaine damals besonders traf, wie sie erzählt, sei der Moment gewesen, als ihr Vater, der gehörnte Ehemann, aus dem gemeinsamen Haus ausziehen musste. Die Scheidung der Eltern folgte im Jahr 2006; damit war die Bahn für Emmanuel und Brigitte frei, um 2007 gemeinsam vor den Traualtar zu treten – sie zum zweiten Mal, er zum ersten. Brigitte Macron verriet dem «Paris Match» kürzlich selbst, dass sie und ihr 2019 verstorbener Ex-Mann André Louis Auzière die Scheidung so lange hinauszögerten sei ihrer Kinder zu liebe gewesen.
Tiphaine steht der Geschichte mit gemischten Gefühlen gegenüber, beleuchtet mit ihrem Interview auch die Schattenseite dieser grossen Liebesgeschichte, die gerne romantisiert wird. Doch trotzdem scheint Tiphaine inzwischen grösstenteils Frieden mit der Vergangenheit geschlossen zu haben. «Eine Trennung der Familie kann ein Kummer und eine Chance sein. Eine Neukomposition kann eine Bereicherung sein.» Und als eine solche Bereicherung schien sie irgendwann auch Emmanuel Macron zu sehen, denn so habe sie nicht nur einen geliebten Vater, sondern auch einen ebenso geliebten Stiefvater gehabt.