«Es ist grossartig, wieder in der Schweiz zu sein! Ein wunderbares Land, meine zweite Heimat, ich habe viele Freunde hier. Auch Präsident Trump hat davon geschwärmt, als ich ihn vor ein paar Tagen bei einem Fundraising-Event auf seinem Anwesen in Mar-a-Lago getroffen habe.»
Edward McMullen (60) ist bestens gelaunt, obwohl die Lage für seinen Freund Donald gerade nicht sehr erfreulich ist. Die Verurteilung des Ex-Präsidenten im Schweigegeldprozess von New York hat ihn, den ehemaligen US-Botschafter in der Schweiz, nicht erstaunt. «Das machen Bananenrepubliken mit politischen Rivalen!» Einen Tag nach dem Verdikt des Lokalgerichts besprach sich McMullen mit Trump über weitere Fundraising- Kampagnen für dessen Wahlkampf. In den 48 Stunden nach «diesem Scheinprozess» hat Ex-Präsident Trump (77) rekordverdächtige 60 Millionen Dollar gesammelt. 29 Prozent davon kamen von Leuten, die ihn zuvor nie unterstützt hatten. «Amerikaner sind faire und gute Menschen, die keine Ungerechtigkeit tolerieren», sagt McMullen. «Mister President gehts prima! Er konzentriert sich auf seine Wiederwahl. Auch ich bin sehr zuversichtlich.»
Von 2017 bis 2021 war Edward McMullen Botschafter der Vereinigten Staaten in Bern. Nun steht der 60-jährige Unternehmer aus dem US-Bundesstaat South Carolina auf der Terrasse des feudalen Château d’Hauteville in Blonay – Saint-Légier VD. Im vergangenen Sommer hat die stark christlich geprägte private US-Universität Pepperdine in diesem ehemaligen Schloss eine weitere Europa-Filiale eröffnet.
Zwei Stunden sinds noch bis zum Apéro des Jubiläumsanlasses. McMullen setzt sich auf einen Fauteuil im Grand Salon. «Hier auf dieser Seite des Genfersees wollen meine Frau Margaret Ann und ich ein Haus kaufen», sagt der ehemalige US-Botschafter. Dieses Jahr besucht der begnadete Networker unser Land sieben Mal – um alte Beziehungen, vor allem wirtschaftliche, zwischen den USA und der Schweiz zu vertiefen und neue zu knüpfen. Als Vizevorsitzender der American Swiss Foundation organisierte er im April einen Leadership-Gipfel in Rüschlikon ZH. Auch Novartis-CEO Vas Narasimhan nahm teil.
Oft werde er bei solchen Gelegenheiten hinter vorgehaltener Hand auf «meinen Freund Donald» angesprochen. «In Europa gibt es keine Führungspersönlichkeiten. Donald Trump ist eine.» Von Schweizer Wirtschaftsleadern höre er immer wieder, dass sie vielleicht Trumps Persönlichkeit nicht liebten, aber seine Politik. «Sie sehnen sich nach einer Führung seiner Art. Unter ihm gab es keine unnötigen Kriege. Wir hatten Wohlstand. Die Welt braucht eine neue Führung.»
Als Botschafter zurück nach Bern?
Während Trumps Präsidentschaft sei die Schweiz vom achtgrössten ausländischen Direktinvestor in den USA zum sechstgrössten aufgestiegen, sagt sein Buddy. «Die Schweiz ist das Powerhouse Europas, ein starkes Licht für den freien Markt. Ihre Neutralität dient der ganzen Welt.» Kann US-Vize Kamala Harris an der Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock zur Friedensfindung beitragen? McMullen ist skeptisch: «Russland muss an den Tisch.»
McMullen steht auf, der Apéro im Schlosshof wartet. «Schicken Sie mir ein PDF des Artikels», bittet er beim Abschied. «Ich zeige ihn Donald.» Und – käme er bei einer zweiten Amtszeit Trumps wieder nach Bern? «Es gibt keine Regel, die das ausschliesst!»
Am Tag nach dem Jubiläumsanlass geht es für McMullen frühmorgens weiter. Erst Kurzvisite bei Premier Netanjahu in Israel, dann zurück in die USA. Am Flughafen Genf kauft er – wie immer, wenn er die Schweiz verlässt – Schoggi und zwei Portionen Fondue moitié-moitié. Es kommt bald ins Caquelon daheim in Charleston: Schweizer Freunde haben ihren Besuch angemeldet.
Dann hisst der Gastgeber auf seiner Veranda die Flaggen von South Carolina und der Schweiz, öffnet eine Flasche Waadtländer Chasselas und serviert lokalen Lobster. «Dann stossen wir an auf die Freundschaft unserer zwei Schwesterrepubliken.»