Es ist ein denkwürdiger, wenn auch merkwürdiger Auftritt. Beim Wahlkampftermin von Donald Trump (78) in der Kleinstadt Butler im US-Bundesstaat Pennsylvania Anfang Oktober hüpft Tesla-Gründer Elon Musk (53) wie ein jauchzendes Kind über die Bühne, lässt sich von der Menge feiern und brüllt ins Mikrofon, alle sollen wählen gehen und dem 78-jährigen Republikaner ihre Stimme geben. Gemäss neusten Zahl der Federal Election Commission hat Hightech-Unternehmer Musk in den letzten drei Monaten rund 75 Millionen US-Dollar für seine Trump-Lobbygruppe aufgewendet. Diese hat das Ziel, in den umkämpften Bundesstaaten Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren.
Tatkräftig unterstützt wird Elon Musk von seiner Mutter Maye Musk, erfolgreiches Model, Bestsellerautorin und selber Millionärin. Dabei schreckt die 76-Jährige nicht davor zurück, ihre 1,1 Millionen Follower auf der Plattform X zum Wahlbetrug aufzurufen: «Sie müssen sich nicht registrieren, um wählen zu können. Am Wahltag sollten Sie zehn falsche Namen haben, zu zehn Wahllokalen gehen und zehnmal abstimmen.» Als ihr Beitrag als illegal markiert wird, sagt sie, dass ihre Kritiker Sarkasmus nicht verstünden.
Früher stimmte er für Clinton
Elon Musk wuchs ursprünglich in einem liberalen Haushalt in der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria auf. Sein Vater Errol arbeitete als Elektromechanik-Ingenieur und sass für die Progressive Partei – die linke Opposition zum Apartheid-Regime in Südafrika – im Stadtparlament. Allerdings war Errol Musk ein jähzorniger Vater, der seine Kinder oft demütigte. Musk nennt ihn später «einen schrecklichen Menschen». Mit 18 Jahren zog Elon zu einem Cousin nach Kanada und half auf dessen Farm aus, bevor er fürs Studium der Physik und Wirtschaft nach Philadelphia, USA, zog. 2002 erwarb Musk – inzwischen mit Investitionen in Dotcom-Unternehmen Millionär geworden – die US-Staatsbürgerschaft und liess sich als unabhängiger Wähler registrieren. Selbst beschrieb er sich damals als «politisch moderat».
Als Trump 2016 zum ersten Mal für das Amt des Präsidenten kandidierte, gab der Tesla-Gründer in einem TV-Interview an, er werde für Hillary Clinton (77) stimmen, weil ihre umwelt- und wirtschaftspolitischen Ideen «die richtigen» seien. Trump habe dagegen «eine Art von Charakter, die nicht gut auf die USA zurückfallen würde». Auch 2020 ging seine Stimme an Joe Biden (81).
Elon Musk: «Mein Sohn ist tot»
Für Musks Wandel zum flammenden Republikaner sind zwei Ereignisse ausschlaggebend. Einerseits Corona. Den Lockdown empfindet Musk als unnötig. Prägender ist das zweite Ereignis: Anfang 2022 entscheidet sich sein 2004 geborener Sohn zur Geschlechtsänderung und lebt heute als Transfrau unter dem Namen Vivian Jenna Wilson. Musk, der mindestens elf weitere Kinder mit drei verschiedenen Frauen hat, sagt darauf in einem Interview: «Mein Sohn Xavier ist tot.» Xavier ist der Name, unter dem Vivian Wilson 2004 geboren wurde. Schuld sei das «Woke-Virus», so Musk weiter. Dessen Hort macht er im Innern der Demokratischen Partei aus. Die Umwandlung sei gegen seinen Willen erfolgt.
Obwohl die 20-jährige Vivian Wilson zuvor nie die Öffentlichkeit gesucht und extra ihren Namen Musk abgelegt hat, lässt sie diese Behauptungen nicht auf sich sitzen. «Wenn er vor einem Millionenpublikum lügt, lasse ich das nicht durchgehen», sagt sie dem Sender NBC News. Er habe der Geschlechtsangleichung zugestimmt. Weiter erzählt Vivian, sie sei von ihrer Mutter und von Nannys erzogen worden. «Mein Vater war kalt, schnell wütend, gefühllos und narzisstisch.» Schon in ihrer Jugend habe er sie beschimpft, da sie sich bereits damals queer und feminin verhalten habe. Dass sich Musk als konservativer Familienmensch inszeniere, sei für sie lächerlich.
Kontakt zu Putin mit Folgen?
Die familiären Probleme von Musk sind den Republikanern offenbar egal. Trumps Vize, JD Vance (40) ermutigt die Amerikaner, mehr Babys zu bekommen, und verspricht, sich für deren Kinder einzusetzen. Musk als Vater einer ganzen Fussballmannschaft passt da gut ins Bild – selbst wenn die Kinder von mehreren Frauen stammen.
Dafür sorgt die neuste Enthüllung des «Wall Street Journal» für Wirbel: Demnach hat Musk seit 2022 regelmässig Kontakt zum russischen Präsidenten Wladimir Putin (72). Angesichts des erwarteten sehr knappen Wahlausgangs könnte sich Musk für Trump vom prominentesten Unterstützer zum Handicap entwickeln.