Zwischen Traum und Albtraum liegen drei kleine Buchstaben – und eine grosse Kluft. Schmerzlichst spürt das derzeit Hollywood-Star Alec Baldwin, 63. Noch im März freut er sich über die Geburt seiner jüngsten Tochter Lucia: «Du bist ein wahr gewordener Traum!» Jetzt aber durchlebt der Schauspieler plötzlich den schlimmsten Albtraum.
Versehentlich hat er eine Kollegin erschossen – bei den Dreharbeiten seines Westerns «Rust». Passiert ist die tödliche Tragödie vor einer Woche am Filmset in Santa Fe, Hauptstadt des US-Bundesstaates New Mexico. Baldwin, Co-Produzent und Hauptdarsteller des Films, probt gerade eine Szene mit einem Filmrevolver, als sich ein Schuss löst und Halyna Hutchins, 42, und Joel Souza, 48, trifft. Hutchins wird ins Spital geflogen, erliegt dort ihren Verletzungen. Mehr Glück hat der hinter ihr sitzende Regisseur; er kann nach einem Tag auf der Intensivstation das Krankenhaus wieder verlassen. Die Polizei ermittelt, wie es zum dramatischen Unglück kommen konnte.
Geboren wird der Schauspieler mit irischen, britischen und französischen Wurzeln 1958 auf Long Island. Sein Vater ist Lehrer und Footballcoach, die Mutter zieht Alec und dessen drei jüngere Brüder Daniel, 61, William, 58, und Stephen, 55, gross. Alle sind heute Schauspieler. Nach der Highschool schreibt sich Alec an der Uni in Washington D.C. fürs Politik-Studium ein. Sein Vater hat ihm unter anderem den Wert intellektueller Aufrichtigkeit mit auf den Weg gegeben. Alec, der sich als Student politisch engagiert, wird dafür vom Establishment der Uni geschnitten. Er wechselt an die New York University, besucht dort in der Freizeit Schauspielkurse am berühmten Lee Strasberg Institute. 1979 schmeisst er sein Studium, steht auf Theaterbühnen, spielt in billigen TV-Serien mit. Eine davon, die Soap «Die Texas-Klinik», sei so schlecht gewesen, «dass fast jeder Schauspieler Angst hatte, er würde für sie verantwortlich gemacht», erinnert er sich. Es folgen Jahre im Rausch: Baldwin greift oft zur Flasche, wirft sich Drogen ein. Trauriger Höhepunkt: eine Überdosis. «Da war wirklich viel, viel Schmerz involviert.» Doch er kämpft sich aus seiner Drogen- und Alkoholsucht heraus. «Mit 27 wurde ich clean.»
Den Durchbruch als Schauspieler feiert Baldwin 1990 im Kinohit «Jagd auf Roter Oktober» an der Seite von Sean Connery. Kurz darauf lernt er beim Dreh zur Liebeskomödie «Die blonde Versuchung» Kim Basinger, 67, kennen. Sie heiraten 1993, zwei Jahre später kommt ihre Tochter Ireland, heute 26, zur Welt. Nach neun Jahren lässt sich das Paar 2002 scheiden. Ihr öffentlich ausgetragener Sorgerechtsstreit gipfelt darin, dass Alec auf einer Mailbox eine Schimpftirade hinter- lässt und seine Tochter dabei als «gemeines, gedankenloses Schwein» bezeichnet. Es bleibt nicht die einzige Negativschlagzeile: 1995 verprügelt er einen Fotografen, als der seine Frau und die dreijährige Tochter filmt. 2011 wird er aus einem Flugzeug geworfen, weil er sein Handy nicht ausschalten will; zwei Jahre später beleidigt er einen Reporter aufs Primitivste. 2014 landet er sogar kurz in Haft, weil er auf dem Motorrad als Geisterfahrer unterwegs ist und sich mit den Polizisten anlegt, die ihn stoppen. 2018 gerät er auf einem Parkplatz mit einem Mann aneinander, das Verfahren wegen Rufschädigung läuft noch.
Mehrfach geehrt wird er für sein Schauspieltalent mit Emmys und Golden Globes, ist 2004 als bester Nebendarsteller für einen Oscar nominiert. Ab 2016 parodiert er in der NBC-TV-Show «Saturday Night Live» äusserst erfolgreich Donald Trump als Präsident. Was erklärt, warum sich dessen Junior aktuell über Baldwin lustig macht und auf Instagram zu einer Fotomontage des Schauspielers ätzt: «Dieser Blick, wenn ein waffenfeindlicher Verrückter mehr Menschen tötet, als deine umfangreiche Waffensammlung es je getan hat.»
Halt gibt Baldwin in dieser dunklen Stunde seine zweite Ehefrau Hilaria, 37. Mit der Yogalehrerin ist er seit 2012 verheiratet, sie haben sechs Kinder: die vier Buben Rafael, 6, Leonardo, 5, Romeo, 3, und Edoardo, 1, sowie zwei Töchter, Carmen, 7, und Lucia, die von einer Leihmutter ausgetragen worden ist und im März zur Welt kommt. Zum Unglück ihres Mannes schreibt Hilaria dieser Tage auf Instagram: «Mein Herz ist bei Halyna. Ihrem Mann. Ihrem Sohn. Ihrer Familie und allen, die sie lieben. Und bei meinem Alec. Es gibt keine Worte, denn es ist unmöglich, den Schock und das Leid nach einem solch tragischen Unfall auszudrücken. Leid. Verlust. Unterstützung.»
Hilaria stützt jetzt ihren Alec.