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Berater von Donald Trump

Elon Musk, der Schattenpräsident

US-Präsident Donald Trump hat sein Schicksal eng mit dem reichsten Mann der Welt verknüpft. Elon Musk wohnt in Florida auf Trumps Anwesen und ist Berater der Regierung des Republikaners. Wie lange geht das noch gut?

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Die Demokraten nennen ihn scherzhaft «Präsident Musk». Am Tag von Trumps ­Vereidigung schwärmt Elon Musk von der «Rückkehr des Königs».

Die Demokraten nennen ihn scherzhaft «Präsident Musk». Am Tag von Trumps Vereidigung schwärmt Elon Musk von der «Rückkehr des Königs».

imago/Political-Moments

Es liegen genau 13'030 Kilometer zwischen Pretoria in Südafrika und Washington in den Vereinigten Staaten, aber Multimilliardär Elon Musk hat 53 Jahre nach seiner Geburt sein Ziel erreicht. Der reichste Mensch der Welt hat nun ein Büro im Eisenhower Executive Office Building, nur wenige Schritte entfernt vom mächtigsten Politiker auf dem Planeten, Donald Trump (78).

Bei der Amtseinführung von Donald Trump sitzt Musk zusammen mit Amazon-Gründer Jeff Bezos, Google-Chef Sundar Pichai und Meta-Mogul Mark Zuckerberg in einer der vorderen Reihen, direkt bei Trumps Familie. In seiner erster Rede als Präsident gibt Trump Musk einen Steilpass, als er sagt, er wolle die Menschen zum Mars schicken. Der SpaceX-Gründer klatscht und zeigt die Daumen nach oben. Später hält Musk in der Washington Capital One Arena eine Dankesrede, die für grosse Irritationen sorgt.

Elon Musk hält bei Trumps Amtseinführung in der Capital One Arena in Washington eine Dankesrede – und irritiert mit seinen Hand­bewegungen.

Elon Musk hält bei Trumps Amtseinführung in der Capital One Arena in Washington eine Dankesrede – und irritiert mit seinen Handbewegungen.

Getty Images

Er streckt seine Hand vom Herz in einer schnellen Bewegung nach oben aus. Viele Nutzer auf Musks Onlineplattform X merken an, dass die Geste sie an den Hitlergruss erinnere. Auf der Bühne sagt Musk, durch Trumps Wahl sei die «Zukunft der Zivilisation gesichert» worden.

Trump bedankte sich bei Musk bereits in der Wahlnacht im November und nannte ihn in seiner Siegesrede ein «Supergenie». «Er ist ein Charakter, ein besonderer Kerl» – für Trump, selber Multimillionär, ist grosser Reichtum immer schon gleichbedeutend mit hoher Intelligenz. Er ernennt Trump zum Botschafter des Department of Government Efficiency (DOGE), sprich: der Abteilung für Regierungseffizienz.

Millionenschwere Freundschaft

Die Freundschaft hat denn auch handfeste finanzielle Gründe. Musk unterstützte Trump mit mindestens 277 Millionen Dollar im Wahlkampf. Spätestens seit Trumps Wahlsieg am 5. November ist klar, dass sich der Einsatz für Musk gelohnt hat. Die Aktienkurse von Musks Unternehmen steigen und steigen. Sein Vermögen ist seitdem von etwa 260 Milliarden auf 430 Milliarden Dollar gewachsen, schätzt das Magazin «Bloomberg» – er hat seine Spende versechshundertfacht.

Bisher teilte Donald Trump das Rampenlicht gern mit Multi­milliardär Elon Musk. Doch bei der Gefolgschaft des Republikaners häufen sich kri­tische Stimmen.

Bisher teilte Donald Trump das Rampenlicht gern mit Multimilliardär Elon Musk. Doch bei der Gefolgschaft des Republikaners häufen sich kritische Stimmen.

Dukas

Musk verbrachte die Wochen seit der Wahl nahezu vollständig in Trumps Anwesen in Florida, geschätzte Miete pro Tag: 2000 Dollar. «Er mag den Ort. Ich krieg ihn hier gar nicht raus», scherzte Trump bei einer Gala. Der Milliardär feierte in Mar-a-Lago sogar Thanksgiving. Allerdings ohne aktuelle Partnerin und Kinder – er ist bisher mit drei verschiedenen Frauen zwölfmal Vater geworden –, sondern mit Donald Trump, dessen dritter Ehefrau Melania und deren gemeinsamem Sohn Barron (18).

«Elon und Barron haben sich über Planeten unterhalten und warum der Mars sich am besten für eine Zivilisation eignet. Ich war sehr beeindruckt», sagte Musks Mutter Maye (76) die ebenfalls dabei war und mit der er sehr verbunden ist. Hinterher machten online Videos die Runde, wie die Gesellschaft zu «Y.M.C.A.» von Village People tanzt, einem der Lieblingshits von Trump.

Elon Musk feierte mit Sohn X-Æ-12 und Mutter Maye auf Trumps Anwesen in Mar-a-Lago, Florida, ins neue Jahr hinein.

Elon Musk feierte mit Sohn X-Æ-12 und Mutter Maye auf Trumps Anwesen in Mar-a-Lago, Florida, ins neue Jahr hinein.

Instagram

Vom Studienabbrecher zum reichen Mann

Geboren im Juni 1971 im streng nach Hautfarben getrennten Apartheid-Südafrika, ging Musk dort auf eine Oberstufenschule für Jungs und war oft Opfer von Hänseleien, schreibt Walter Isaacson in seiner umfangreichen Biografie. Nach der Scheidung der Eltern 1979 wohnte er mit seinem jüngeren Bruder Kimbal und der jüngeren Schwester Tosca zunächst bei seinem reichen Vater, dem Ingenieur, Politiker und Geschäftsmann Errol Musk, zu dem er heute kaum mehr Kontakt hat.

Elon Musk als Dreijähriger in seiner Heimat Pretoria in Südafrika. Als er neun war, trennten sich seine Eltern. Das Verhältnis zum Vater ist zerrüttet.

Elon Musk als Dreijähriger in seiner Heimat Pretoria in Südafrika. Als er neun war, trennten sich seine Eltern. Das Verhältnis zum Vater ist zerrüttet.

Alamy Stock Photo

Als 17-Jähriger zog er nach seinem Schulabschluss mit der kanadischstämmigen Mutter Maye in ihre Heimat. Mit 24 Jahren brach er das Studium an der renommierten Stanford-Universität in Kalifornien ab und gründete im Silicon Valley sein erstes Unternehmen, einen digitalen Landkartendienst. Eine von ihm gestartete Direktbank ging in Paypal auf, einer erfolgreichen Internet-Bezahlmarke, die Ebay im Jahr 2002 für 1,5 Milliarden Dollar kaufte. Musk, das unternehmerische Genie, wird dank seinen Anteilen zum reichen Mann.

Musk (l.) als 18-Jähriger mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder Kimbal. Der Unternehmer und Gastronom sitzt heute im Aufsichtsrat von Tesla.

Musk (l.) als 18-Jähriger mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder Kimbal. Der Unternehmer und Gastronom sitzt heute im Aufsichtsrat von Tesla.

Alamy Stock Photo

Er suchte sich neue Spielfelder und wurde in den kommenden Jahren die treibende Kraft beim Elektroautohersteller Tesla, dem Satellitenunternehmen Starlink und dem Raketenhersteller SpaceX, das mit wiederverwendbaren Antrieben sogar die US-Weltraumbehörde Nasa anspornt, effizienter zu arbeiten. Politisch war Musk lange liberal, aber die Geschlechtsangleichung seiner Transtochter und die Pandemie mit ihren vielen Einschränkungen für seine Firmen haben ihn radikalisiert.

Wunderwaffe X

In diesen Stimmungsumschwung hinein fing Donald Trump an, neue Kräfte zu sammeln. Als sich abzeichnet, dass Trump nach der Niederlage 2020 noch einmal als Präsident antreten will, kann Musk ihm zwei Dinge liefern: dringend benötigtes Geld, um den Spendenrückstand auf die Demokraten aufzuholen, und die Macht von X.

Musk hatte das früher Twitter genannte Onlinenetzwerk im Oktober 2022 für 44 Milliarden Dollar gekauft. Den Preis hielten viele für zu hoch, aber im Wahlkampf wird X zur Wunderwaffe. Musk weist seine Programmierer an, den Usern rechte Inhalte häufiger anzuzeigen, und setzt Schutzmechanismen gegen das Verbreiten von Verschwörungslügen aus. Er liefert Trump damit einen direkten Zugriff auf ein breites Publikum – und bekommt im Gegenzug mehr Macht und wortwörtlich einen Platz am Tisch der Mächtigen.

Musks Macht ist vielen ein Dorn im Auge

Dass Superreiche in den USA grossen Einfluss haben, ist nicht neu. Schon die ersten Präsidenten George Washington und Thomas Jefferson wären, umgerechnet auf heutige Kaufkraft, hundertfache Millionäre gewesen. Neu an Musks Verhalten ist aber etwas anderes: So offensichtlich hat noch nie jemand seinen Einfluss ausgespielt. Vor allem nicht, wenn er gleichzeitig keine Anstalten macht, sich aus seinen Firmen zurückzuziehen, obwohl sie teils milliardenschwere US-Regierungsaufträge geniessen.

Elon Musk mit seiner zweiten Frau Talulah Riley und den Söhnen Griffin und Xavier (r.) aus erster Ehe. Letzterer änderte mit 16 das Geschlecht und heisst heute Vivian Jenna Wilson.

Elon Musk mit seiner zweiten Frau Talulah Riley und den Söhnen Griffin und Xavier (r.) aus erster Ehe. Letzterer änderte mit 16 das Geschlecht und heisst heute Vivian Jenna Wilson.

Bloomberg via Getty Images

Musk und Trump sind seit Wochen unzertrennlich. Er sitzt in Paris bei der Eröffnung der wieder aufgebauten Kathedrale von Notre-Dame nur wenige Reihen hinter dem künftigen Präsidenten. Er lädt ihn zu einem Raketenstart von SpaceX nach Texas ein, er geht mit ihm zu einem Boxkampf in New York. Musk soll sogar persönlich mit dem iranischen Botschafter über die Freilassung einer inhaftierten italienischen Journalistin verhandelt haben. Der Stabschefin von Donald Trump, Susie Wiles, ist das ein Dorn im Auge. Sie stellt in einem internen Memo klar, dass nur der Präsident selbst für die USA zu sprechen habe.

«Elon Musk ist ein Supergenie. Er ist ein Charakter, ein besonderer Kerl»

Donald Trump

Kurz vor Weihnachten gelingt es Musk dann auch noch, ein eigentlich schon beschlossenes Haushaltsgesetz zu kippen. Aber die Macht des Milliardärs ist nicht unbegrenzt. In einen Streit um Visa für Einwanderer betonen Musk und weitere Tech-Unternehmer im Dezember, wie sehr die USA auf Programmierer und andere Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen sind.

Den ultrarechten MAGA-Flügel mit den «Make America Great Again»-Republikanern bringt das auf die Palme, allen voran Steve Bannon, jahrelang ein Vordenker für Trumps extremste Ideologien. Bannon teilt im italienischen «Corriere della Sera» gegen Musk aus. «Er ist wirklich ein teuflischer Kerl, ein sehr schlimmer Typ», sagt Bannon, der selbst seit Jahren wegen seines skrupellosen Vorgehens bekannt ist.

«Mein Sohn will Gutes für Amerika tun. ­Donald Trump kann ihm komplett vertrauen»

Maye Musk

Ob der Burgfrieden in Trumps Team wohl Bestand hat? Und hält es der Boss aus, das Rampenlicht zu teilen? Sollte Musk Trumps Vertrauen verlieren, dann hat der Starunternehmer seinen Blick bereits auf die nächsten Ziele abseits gerichtet: Längst schon versucht er, auch in Deutschland mit der Unterstützung der rechten AfD oder in Grossbritannien mit Kritik an der linken Labour-Partei die Politik zu beeinflussen. Wenn auch das schiefgeht, bliebe ihm immer noch ein anderes grosses Ziel: Musk arbeitet schliesslich an einer Kolonie auf dem Mars. Bis dahin sind es von der Erde rund 225 Millionen Kilometer.

Von Christian Fahrenbach vor 8 Minuten