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Der Herzog und sein Herzblatt

Franz von Bayern musste seine Liebe 40 Jahre lang geheim halten

Franz von Bayern outete sich 2021 als homosexuell. Bis zu diesem Schritt war es aber für den Urenkel des letzten Königs von Bayern ein langer Weg. Heute kann er die 40-jährige Beziehung zu seinem Partner endlich öffentlich ausleben.

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Franz Herzog von Bayern (l.) und Thomas Greinswald (r.) dürfen ihre Liebe endlich öffentlich leben.

Franz Herzog von Bayern (l.) und Thomas Greinswald (r.) dürfen ihre Liebe endlich öffentlich leben.

Getty Images

Kaum vorzustellen, wie die Beziehung von Franz von Bayern (89) vier Jahrzehnte lang aussah. Der Urenkel des letzten Königs von Bayern, Ludwig III. hielt seine Liebe 40 Jahre lang geheim. Wieso? Der Herzog ist homosexuell. Fast sein halbes Leben hatte er deshalb Angst davor, öffentlich zu seinem Partner zu stehen. Zu gross war die Furcht vor den Reaktionen, die seine sexuelle Orientierung auslösen könnte. 2021 wagte er dann aber endlich den Schritt und outete sich. Kurz vor seinem 88. Geburtstag. 

Dass Herzog Franz und sein Liebster Thomas Greinwald so lange warteten, bis sie sich nicht mehr versteckten, ist traurig. Die Angst vor Reaktionen könnte aber nicht ganz unbegründet sein, ist Bayern doch sehr katholisch und die beiden aus einer Generation, wo vielleicht nicht jeder ihrer LGBTQ+-Zugehörigkeit mit Verständnis und Akzeptanz entgegengekommen wäre. 

Liebe häufig nur am Wochenende ausgelebt

Jetzt hat der Herzog seine Biografie mit dem Titel «Zuschauer in der ersten Reihe» geschrieben – und in dieser widmet er dem Anwalt und Heilpraktiker, der seit 40 Jahren an seiner Seite ist, rührende Worte, wie «Bunte» berichtet. «Wir kamen aus zwei verschiedenen Welten und die Erwartungen, die an mich gestellt waren, bedeuteten, dass von Thomas häufig Verzicht und Rücksichtnahme gefordert waren – von seiner Seite viel mehr als von meiner. Vor allem in früheren Jahren war dies für ihn oft mit Demütigungen verbunden, wenn er nicht angemessen als mein Partner behandelt wurde. Ohne die Bereitschaft seinerseits, damit zurechtzukommen, wäre mein Leben und die Erfüllung meiner Verpflichtung so nicht möglich gewesen.»

Die Beziehung der beiden fand daher häufig nur am Wochenende statt, wenn Franz und Thomas sich nach Garmisch zurückzogen und ihre Zeit gemeinsam im Haus des Münchner Anwalts verbrachten. «Wir hatten dort völlige Ruhe und das ermöglichte einen anderen Tagesablauf, eine andere Privatheit, andere Freundschaften. Damit wurde etwas ermöglicht, das sich in meinem Umfeld so nicht verwirklichen liess.»

All die Geheimniskrämerei über vier Jahrzehnte lang verlangte der Beziehung also einiges ab, forderte seine Opfer, doch scheint ihre Liebe zueinander nicht geschwächt zu haben. Im Gegenteil: Thomas Greinwald ermutigte seinen Partner dazu, das Buch selbst zu schreiben, da es besser sei, seine Geschichte selber zu erzählen, als dass jemand anderes über ihn schreibt. 

Das Paar, das seine Liebe nun endlich offen zeigen kann, verbindet die Leidenschaft für Musik und Kunst. Ausserdem sei gemeinsamer Humor die Basis einer guten Partnerschaft, ist sich der Hausherr der Wittelsbacher-Dynastie sicher. 

War schon der Urgrossvater homosexuell?

Mit dem Foto, mit dem Franz sein Outing 2021 bekannt gab, könnte man den Eindruck bekommen, dass er damit auf ein Bild seines Vorfahren Ludwig III. anspielt – und auf eine mögliche Homosexualität dessen? Denn das Porträt erinnert stark an eines, welches der einstige König des heutigen Freistaates in Deutschland zu seiner Zeit anfertigen liess – ebenfalls mit einem jüngeren Mann an seiner Seite.

Dabei handelte es sich um den Hofschauspieler Josef Kainz. Zwischen dem König und dem verheirateten Schauspieler soll eine Affäre geherrscht haben, 1881 haben die beiden sogar zusammen die Schweiz Richtung Vierwaldstättersee bereist. An den Originalschauplätzen von Schillers «Wilhelm Tell» soll Kainz dieses dem Monarchen das Stück persönlich vorgespielt haben. 

Auch der König war verheiratet. Wie viel an den Gerüchten um eine angebliche Affäre also dran ist, ist schwer zu sagen. Aber die Frage bleibt: Wieso wählten Franz und Thomas genau dieses, zu seiner Zeit umstrittene Sujet, um ihre Liebe öffentlich zu machen?

Von san am 27. März 2023 - 06:00 Uhr