Ob als «Indiana Jones» oder als Han Solo in der «Star Wars»-Saga - Harrison Ford hat längst Filmgeschichte geschrieben. Kaum ein Schauspieler hat in den USA laut Statistik mehr Menschen ins Kino gelockt als er. Nun wird einer der letzten grossen Filmstars Hollywoods 80 Jahre alt. Zeit, auf eine grosse Karriere zurückzublicken. Und nach vorne. Denn Ford denkt nicht ans Aufhören: «Indiana Jones 5» ist bereits abgedreht.
Vom Schreiner zum Superstar
Schon Harrison Fords Aufstieg zum Star ist eine Geschichte für sich. George Lucas (78) soll ihn angeblich als Schreiner im Büro von Steven Spielberg (75) gesehen - und ihn vom Fleck weg als Han Solo engagiert haben. Ob das genau so war, darf bezweifelt werden. Schliesslich spielte Ford bereits vorher eine grössere Rolle für Lucas, 1973 in seinem Kultfilm «American Graffiti». Der Regisseur soll den damaligen Kleindarsteller jedenfalls wiedererkannt und zum Casting eingeladen haben.
Ford arbeitete Mitte der 1960er-Jahren tatsächlich als Handwerker. Seine Hollywood-Karriere wollte damals nicht so recht ins Rollen kommen. Für seinen grossen Traum hatte Ford 1964 seine Heimat Chicago verlassen. Er kam am 13. Juli 1942 als Sohn eines irischstämmigen Vaters und einer Mutter mit jüdischen, osteuropäischen Wurzeln zur Welt. Doch in Los Angeles ergatterte Ford nur Statistenrollen. Um Geld zu verdienen, brachte er sich das Tischlern bei und traf schliesslich auf George Lucas.
Der Rest ist Filmgeschichte. Ford spielte sich 1977 als cooler Weltraumschmuggler Han Solo in der legendären «Star Wars»-Saga in die Herzen von Millionen Fans weltweit. Zu diesem Zeitpunkt ist er bereits 35 Jahre alt. Für die erste grosse Rolle nicht gerade jung. 1981 engagieren ihn Lucas (Drehbuch) und Spielberg (Regie) für «Jäger des verlorenen Schatzes». Indiana Jones wird seine zweite ikonische Rolle innerhalb weniger Jahre. Sein Film «Blade Runner» (1982) ist zunächst ein Misserfolg, wird erst mit den Jahren zum Kult. Für den Krimi «Der einzige Zeuge» erhält Ford 1986 seine bis heute einzige Oscar-Nominierung.
Versuche in anderen Genres - Rückkehr zur Action
1986 kommt der erste Flop seiner noch jungen Karriere. Harrison Ford als diktatorischer Familienvater und Aussteiger in «Mosquito Coast», der jeden Bezug zur Realität verliert. Sehen wollen das nur wenige. Trotzdem versucht sich der Star in anderen Genres als dem Action-Adventure. Er dreht eine romantische Komödie («Die Waffen der Frauen», 1988) und ein Familiendrama («In Sachen Henry», 1991).
In den 90er-Jahren kehrt Ford zu seiner Kernkompetenz Action zurück. In «Die Stunde der Patrioten» (1992) und «Das Kartell» (1994) verkörpert er eine weitere bekannte Reihenfigur: Tom Clancys (1947-2013) Jack Ryan. Weitere Hits für den nicht mehr ganz jungen Action-Star sind «Auf der Flucht» (1993) und «Air Force One» (1997).
Niedergang - und Neuerfindung?
Ab der Jahrtausendwende trübt sich Harrison Fords Stern etwas ein. Die grossen Hauptrollen bleiben aus. Sein vierter Auftritt als Indiana Jones im Jahr 2008 kommt bei Fans und Kritikern nicht gut an. 2014 spielt er in «The Expendables 3» mit, dem Franchise für mehr oder weniger abgehalfterte Action-Recken. Wenn Ford für Aufsehen sorgt, dann mit alten Rollen. 2015 gibt der Hobbypilot in «Das Erwachen der Macht» noch einmal den Han Solo. 2017 kommt die späte Fortsetzung «Blade Runner: 2049». 2020 zeigt der passionierte Naturschützer in der Jack-London-Verfilmung «Ruf der Wildnis», dass er das Abenteuer noch drauf hat.
Und jetzt: «Indiana Jones 5» (Juni 2023 im Kino) soll sein letzter Auftritt mit Fedora-Hut und Nilpferdpeitsche werden. Auch das Fernsehen hat er wie viele Kollegen für sich entdeckt. Mit «Shrinking» und «1932», dem Ableger der gefeierten Westernserie «Yellowstone», hat er zwei Serienprojekte in der Pipeline. Schliesst sich hier der Kreis zum Beginn seiner Karriere, als er Kleindarsteller in routinierten Westernserien war? Oder ist es der Auftakt zu einer neuen Karriere?