Ist man als Ehefrau automatisch mitverantwortlich für das, was der Ehemann so treibt? Seit einigen Wochen steht Schlagersänger Michael Wendler im Kreuzfeuer der Kritik. Erst schmiss er überraschend seinen Job als Juror bei «Deutschland sucht den Superstar» und verstörte dann als Corona-Leugner.
Der Wendler begründete seinen Ausstieg bei «DSDS» mit dem Vorwurf an die deutsche Bundesregierung, sich während der Corona-Pandemie falsch zu verhalten. Er liess verlauten: «Ich werfe der Bundesregierung bezüglich der angeblichen Corona-Pandemie und deren resultierenden Massnahmen grobe und schwere Verstösse gegen die Verfassung und das Grundgesetz vor.» Wem sich der Zusammenhang zwischen «DSDS» und diesem Votum nun nicht ganz erschliesst – keine Sorge, uns auch nicht. Seine Follower forderte er dazu auf, ihm künftig auf Telegram zu folgen, einer App, die aktuell besonders gerne von Corona-Leugnern genutzt wird.
Inzwischen ist wieder etwas Wasser den Rhein hinunter geflossen, Wendler hat sich nach dem Monster-Shitstorm ein paar Tage Social-Media-Pause verordnet – und sich nun mit neuen Statements zurückgemeldet. Auf Instagram veröffentlichte er in seiner Instagram-Story Videos und sagt: «Ich habe bemerkt, dass das, was ich gepostet habe, nicht richtig wahrgenommen wurde.» Er sei kein Corona-Leugner. «Ich bin kein Verschwörungstheoretiker und Corona-Leugner», sagt er weiter. Man könne ihn eher Corona-Realist oder Corona-Massnahmen-Skeptiker nennen. RTL kriegt sogar eine Entschuldigung vom zurzeit in den USA wohnhaften Schlagersänger.
Was das nun alles mit Laura Wendler zu tun hat? Nun. Sie ist quasi der Kollateralschaden des Wendler-Dramas. Die 20-Jährige verdient Geld als Influencerin. Viel hat sie nicht gesagt zu den Kommentaren ihres Mannes. Doch sie hat sich auch nicht distanziert, zeigte sich solidarisch – mit Folgen. So sagt Wendler: «Ich empfand es als schlimm, was meiner Frau Laura widerfahren ist, die mit meinen Aussagen nichts zu tun hat. Die Firmen haben sich alle von ihr distanziert.»
Das Unverständnis, das hier mitschwingt, ist, nun, etwas unverständlich. Das Influencer-Business besteht simpel und schlicht aus einem Brand und der ist man selbst. Influencer kreieren einen Assoziations-Rahmen um sich und ihren Lebensstil. Brands möchten gerne ein Stück von diesem Küchlein abhaben und sich mit den Tugenden eines Influencers schmücken.
Ein Ehemann ist aus diesem Kosmos nicht einfach auszuradieren üblicherweise. Und wenn der gerade Millionen von Menschen mit seinen Aussagen irritiert, fällt das auf die Partnerin zurück. Ist das unfair? Ja, schon. Denn tatsächlich kann Laura Wendler im Kern nichts für seine Aussagen. Und doch kommt sie aus dieser Nummer nicht so einfach raus – denn so funktioniert ihr Business.
Ähnliches erlebte vor einigen Monaten Mimi Jäger. Aufgrund einer lapidaren Bemerkung in einer Insta-Story zu einer «Black Lives Matter»-Demo in Zürich fand sich Jäger plötzlich im Shitstorm ihres Lebens wieder. Kunden kündigten Abmachungen und wollten mit der Frau an Ex-Bachelor Rafael Beutls Seite vorerst nichts mehr zu tun haben. Spannende Sideline: Rafael Beutl hat das nicht wirklich geschadet. Er wurde im Unterschied zu Laura Wendler nicht zum Kollateralschaden. Daraus nun aber ein Gleichstellungsthema zu konstruieren, ginge vermutlich zu weit. Vermutlich lags eher an der Grundkomposition seiner Insta-Aktivitäten: Er hatte sich unabhängig von Mimi Jäger bereits einen Namen gemacht. Laura Wendler wurde im Wesentlichen durch ihre Beziehung zum Schlagerstar bekannt. Das wäre also Äpfel mit Birnen verglichen.
Was Laura Wendler aus der Causa Jäger aber schöpfen kann? Mut. Denn – das ist das Schöne am Insta-Business – ein Shitstorm zieht üblicherweise irgendwann vorbei. Ja, er richtet Schaden an. Ist aber auch einigermassen schnell vorübergezogen, weil recht schnell eine nächste Person sich irgendwas leistet. Was Laura Wendler nun tun muss? Sie braucht eine Wiedereinstiegs-Strategie. Und muss ihren Ruf – ihren Assoziations-Raum – wieder reparieren. Das kann etwas Zeit brauchen. Ist aber nicht unmöglich. Ihr Mann kann ihr dabei sogar helfen. Indem er in Zukunft etwas vorsichtiger mit seinen Aussagen ist.