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Aleksander Aamodt Kilde und Mikaela Shiffrin nach schweren Stürzen

«Ich konnte mich nicht um sie kümmern»

Erst der Kampf ums Überleben, dann die Verlobung. Für Mikaela Shiffrin und Aleksander Aamodt Kilde gab es in den letzten Monaten viele Auf und Abs. Während sie wieder durchstartet, muss er geduldig sein.

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Seit 2021 sind Mikaela Shiffrin und Aleksander Aamodt Kilde ein Paar, seit letztem April sind sie verlobt.

Seit 2021 sind Mikaela Shiffrin und Aleksander Aamodt Kilde ein Paar, seit letztem April sind sie verlobt.

imago/NTB

Sie sind das Traumpaar des Skizirkus. Im April haben sich Mikaela Shiffrin (29) und Aleksander Aamodt Kilde (32) verlobt. Hinter der Amerikanerin und dem Norweger liegen schwierige Zeiten – beide stürzen im vergangenen Winter schwer. Während Shiffrin wieder um Weltcuppunkte kämpft, beim Saisonauftakt in Sölden Fünfte wurde, gab Kilde kürzlich Forfait für die ganze bevorstehende Saison. Seine Schulter musste wegen einer Infektion erneut operiert werden.

Der 32-Jährige kann sich gut an seinen Unfall im Januar in Wengen BE erinnern. Obwohl er sich nicht fit fühlt, bestreitet er die Abfahrt und den Super-G vom Donnerstag und Freitag. Am Samstag wartet als drittes Rennen noch eine Abfahrt, das Highlight am Lauberhorn. «Ich dachte, ich konnte bisher ja auch fahren, warum sollte es am Samstag nicht gehen?» Doch er spürt sofort nach dem Start: Das war keine gute Idee. «Das Timing stimmte nicht, ich kam nicht in den Flow.» Nach über zwei Minuten Fahrt brennen die Beine, doch kurz vor dem Ziel warten die schwierigen letzten Kurven. «Mein Körper hat sich ausgeschaltet. Erst hing ich im Tor, dann im Netz.» Es sei kein krasser Sturz gewesen, resümiert er. «Ich landete nur in der falschen Richtung im Netz.» Die Diagnose ist brutal: ausgekugelte Schulter und eine tiefe Schnittwunde an der Wade.

Aleksander Aamodt Kilde: «Ich hätte nicht fahren sollen»

Schmerzen habe er nur an der Schulter gespürt. Dann habe er nach unten geschaut und gesehen, dass viel Blut aus der Wade spritzte. «Doch es tat nicht weh, die Nerven waren beschädigt.» Rückblickend sei der Start die falsche Entscheidung gewesen. «Ich hätte nicht fahren sollen», sagt Kilde heute. «Wenigstens war Wengen ein guter Ort zum Stürzen.» Die Rettungskette habe einwandfrei, schnell und richtig reagiert.

Nur wenige Tage später erwischt es auch Mikaela Shiffrin, die erfolgreichste Skifahrerin der Weltcupgeschichte. Die damalige Freundin und heutige Verlobte Kildes fliegt bei der Abfahrt in Cortina d’Ampezzo aus der Kurve und muss mit dem Helikopter ins Spital geflogen werden. Sie kann kurz darauf Entwarnung geben, kehrt noch in der letzten Saison in den Weltcup zurück. Sie verzichtet in dieser Saison jedoch auf Abfahrtsrennen.

Für das Paar beginnt eine spezielle Zeit. «Es war zwar schlimm, dass wir beide verletzt waren. Aber auch schön», erinnert sich Kilde. «Wir waren zusammen in diesem Kampf. Mikaela hat mich sehr unterstützt. Wir hatten beide zwar starke Schmerzen, dafür viel Zeit füreinander, keinen Wettkampfdruck. Leider konnte ich sie nicht so unterstützen wie sie mich. Das war manchmal schwierig.» Die 29-jährige Shiffrin weicht Kilde nicht von der Seite, versucht, ihn zu beruhigen. Auch in den Tagen nach dem Unfall sei er häufig panisch gewesen, erinnert sie sich. «Für mich war es total ungewohnt, ihn in dieser Situation zu erleben – ich wusste wirklich nicht, was ich tun sollte.»

Verlobung und gemeinsame Wohnung in Innsbruck

Im April hält Kilde um Shiffrins Hand an, sie sagt Ja. Derzeit lebt das Skitraumpaar im österreichischen Innsbruck. «Eine gute Basis», wie Kilde sagt. Zu fast allen Renndestinationen in Europa könne er mit dem Auto fahren. Ob sie nach der Karriere in die USA oder nach Norwegen ziehen werden, wissen die beiden noch nicht. Eine Familie wünschen sich Shiffrin und Kilde, haben aber noch keine Pläne. «Im Moment planen wir, dass es keine Kinder gibt», sagt er und lacht herzlich. Die Skikarriere geht momentan vor.

Wie sich das «normale» Leben anfühlt, kann Kilde aktuell schon einmal üben. «Mir ist manchmal langweilig», gibt er zu. Er hat ein Onlinestudium in Real Estate, Economics und Finance begonnen, das acht Wochen dauert. Zudem plant er, möglichst viele Rennen seiner Verlobten live zu sehen. Nach dem schweren Sturz denkt Kilde über einen Rücktritt nach. «Ich dachte, der Sturz wäre ein Zeichen.» Nun haben sich seine Pläne geändert: «Ich merke jetzt, wie geil mein Leben eigentlich ist.» Deshalb will er unbedingt zurück auf die Rennstrecken. «Ich muss auf meine Schulter achten. Es ist wichtig, dass ich jetzt geduldig bleibe.»

Von Nadine Gerber am 8. Dezember 2024 - 15:00 Uhr