Die blasse Haut und ihr Markenzeichen, die blonden Zöpfe, sind geblieben. Doch etwas Entscheidendes ist nun anders in Greta Thunbergs Leben: Die Umweltaktivistin ist am 3. Januar 18 Jahre alt geworden. Endlich volljährig, dürfte sie sich denken. Denn allzu oft wurde sie von Kritikern als naives, wütendes Kind oder als Marionette politischer Mächte bezeichnet – und nicht für voll genommen.
Die Schwedin mit Asperger-Syndrom ist als Teenager aber auch weltbekannt und zur Ikone einer ganzen Generation geworden. Sie hat in ihren zweieinhalb Jahren im Rampenlicht so einiges erlebt, von dem andere nur (alb)träumen können.
Im Sommer 2018 macht die damals 15-Jährige erstmals öffentlich auf sich – und auf ihr Anliegen – aufmerksam: Die in Stockholm geborene Thunberg platziert sich vor dem schwedischen Parlamentsgebäude und hält ein Holzschild in den Händen mit den Worten: «SKOLSTREJK FÖR KLIMATET», «Schulstreik fürs Klima».
In den Folgewochen wiederholt sie die Aktion, Woche für Woche gesellen sich mehr Jugendliche dazu. Es ist der Anfang einer weltweiten Bewegung, die sich unter dem Motto #FridaysForFuture organisiert. Ein knappes Jahr später, am 15. März 2019, treibt der erste weltweite Klimastreik fast 1,8 Millionen Junge auf die Strasse.
Mehr und mehr tritt Thunberg auch auf dem höchsten politischen Parkett auf: 2019 etwa beim UN-Klimagipfel in New York. Dort trifft die damals 16-Jährige zunächst Bundeskanzlerin Angela Merkel und hält anschliessend eine Rede. Ihr Ausruf «How dare you?», was soviel heisst wie: «Wie könnt ihr es wagen?» ging um die Welt.
Auch am World Economic Forum 2019 ist sie als Referentin und Gast vor Ort. Anfang 2020 besucht sie das WEF in Davos, das ganz im Zeichen des Klimawandels steht. In ihrer Rede damals sagt und mahnt sie: «Unser Haus brennt noch immer. Eure Untätigkeit heizt die Flammen stündlich an.»
Es gibt kaum eine Zeitung oder ein Magazin, auf dessen Cover es Thunberg noch nicht geschafft hat. Sie zierte bereits die Titelblätter der Vogue, des Magazins Rolling Stone oder GQ. Im Time Magazine ist sie nicht nur auf dem Cover, sondern wird 2019 gar als Person des Jahres ausgezeichnet.
Diese Auszeichnung brachte den abtretenden US-Präsidenten Donald Trump in Rage: «So lächerlich», schrieb er auf Twitter als Reaktion auf den Titel. «Greta sollte an ihrem Problem mit Aggressionsbewältigung arbeiten und dann mit einem Freund einen guten Film anschauen! Chill, Greta, chill!», tweetet er weiter. Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro beschimpfte sie schon als «Gör», Russlands Präsident Putin redete sie nach ihrer UN-Rede klein: «Ihr hat wohl niemand erklärt, dass die moderne Welt kompliziert und komplex ist.»
Beleidigungen und Kritik kontert der Teenager meist cool: «Wenn Hater es auf dein Aussehen und dein Anderssein abgesehen haben, bedeutet das, dass sie sonst keine Argumente haben. Ich habe das Asperger-Syndrom, und das bedeutet, dass ich manchmal ein wenig anders bin als die Norm. Anders zu sein ist, unter den richtigen Umständen, eine Superkraft», schreibt sie auf Instagram.
Mehr als zehn Millionen Menschen folgen der Schwedin auf der Foto-Plattform. Fast drei Millionen sind es auf Facebook und beinahe viereinhalb Millionen auf Twitter.
Nun ist Greta Thunberg volljährig. Dass sie bereit ist, auch als offiziell Erwachsene ihren Kampf für die Umwelt und gegen ihre Kritiker weiterzukämpfen, zeigt sie gleich in ihrem Instagram-Post zum Geburtstag.
Zuerst bedankt sie sich für all die guten Glückwünsche. Danach nimmt sie die Menschen hoch, welche sie selber immer wieder als Marionette verspottet haben: «Ich werde nun ins lokale Pub gehen, um all die dunklen Geheimnisse hinter der Klima- und Schulstreik-Verschwörung zu offenbaren, weil ich nun endlich nicht mehr von bösen Mächten gelenkt und kontrolliert werden kann. Endlich bin ich frei!I»
Zwei Ausrufezeichen, über eine Million Likes – und auch einer von uns.