Die Oscar-Nominierungen sind draussen und viele der Hollywood-Stars dürfen nun hoffen, eines der begehrten Goldmännchen zu ergattern. Einer von ihnen ist Ryan Gosling (43), der in seiner Rolle als Ken im «Barbie»-Film das Publikum zum Lachen brachte und die Welt von Barbie gehörig auf den Kopf stellte. So sehr man sich nun für Gosling freuen könnte, mussten die Fans enttäuscht feststellen, dass zwei wichtige Namen auf der Liste der Nominierten fehlen: Margot Robbie (33), welche Barbie höchstpersönlich spielt, ging leer aus. Ebenso Regisseurin und Drehbuchautorin Greta Gerwig (40). Für ihre meisterhaftes Leistung als Regisseurin besteht keine Hoffnung auf einen Oscar-Sieg.
Dabei geht es in dem Film um so viel mehr als nur eine Puppe aus Plastik, die plötzlich unzufrieden mit ihrem perfekten Leben zu sein scheint. Die Thematik greift tiefer, spricht darüber, wie die Gesellschaft Frauen heutzutage – trotz Gleichberechtigung in vielen Bereichen – immer noch anders behandelt als Männer, unter welchem Druck Frauen stehen, der sich in der Regel stark von jenem unterscheidet, unter dem Männer sind. Die Gesellschaft scheint ein perfektes Bild von einer Frau zu zeichnen – in diesem Fall Barbie. Doch selbst jemand Perfektes wie die von Margot Robbie gespielte Figur hat das Gefühl, nicht gut genug zu sein, der Welt nicht zu reichen, wie sie ist. Denn bei ihrem Trip in die echte Welt muss Barbie feststellen, dass Frauen anders behandelt werden, als Männer. Ken, der Barbie begleitet, fühlt sich wohl denn zum ersten Mal ist er derjenige, der Respekt von seiner Umwelt bekommt und nicht belächelt wird. Barbie muss sich jedoch mit Belästigung und obszönen Sprüchen herumschlagen und wird aufgrund ihres Aussehens auf ihre blonden Haare und ihre Brüste reduziert.
Der Film sagt also aus: Frauen werden immer noch anders betrachtet als Männer, sind nicht gut genug, egal was sie machen und wenn die Gesellschaft die Wahl zwischen einer Frau und einem Mann hat, wählt sie den Mann, da diesem mehr zugetraut wird. Auf diese Thematik will «Barbie» aufmerksam machen, doch in Hinblick auf die Oscars scheint die Message nicht angekommen zu sein, wie viele Fans nun sagen, denn wer ist nominiert? Ken, nicht Barbie. Der Mann, nicht die Frau. Schon bei den Critics Choice Awards erhielt der Song «I'm Just Ken» eine Auszeichnung, während «What Was I Made For» von Billie Eilish leer ausging – der Song, welcher das Thema des Films unterstreicht. Goslings Reaktion auf den Sieg des Liedes, welches er performt, ging viral, denn er schien die Welt nicht mehr zu verstehen.
Und auch jetzt, bei seiner Oscar-Nominierung, ergreift er das Wort und macht deutlich, dass er sich zwar geehrt fühle, für die Goldstatue in Betracht gezogen zu werden, doch er kritisiert die Academy gleichzeitig auch, dass diese Margot Robbie und Greta Gerwig nicht nominierte. In einem Statement, welches beispielsweise «CNN» vorliegt, gibt der Hollywood-Star an: «Ohne ihr Talent, ihren Einsatz und ihre Genialität wäre keine Anerkennung für irgendjemanden in diesem Film möglich. Zu sagen, dass ich enttäuscht bin, dass sie nicht in ihren jeweiligen Kategorien nominiert sind, wäre eine Untertreibung.» Er fühle sich zwar geehrt, er verstehe nicht, dass Gerwig und Robbie nicht in ihren entsprechenden Kategorien nominiert worden seien.
«Allen Widrigkeiten zum Trotz brachten sie uns mit nichts anderem als ein paar seelenlosen, spärlich bekleideten und glücklicherweise schrittlosen Puppen zum Lachen, brachen uns das Herz, brachten die Kultur voran und schrieben Geschichte. Ihre Arbeit sollte zusammen mit den anderen sehr verdienten Nominierten anerkannt werden.» Denn Gosling sieht, dass ohne diese beiden Frauen seine eigene Nominierung gar nicht möglich gewesen wäre: «Es gibt keinen Ken ohne Barbie, und es gibt keinen ‹Barbie›-Film ohne Greta Gerwig und Margot Robbie, die beiden Hauptverantwortlichen für diesen geschichtsträchtigen, weltweit gefeierten Film.»
Für welche Kategorien ist «Barbie» nominiert?
Unter den Fans gibt es derzeit also einen grossen Aufschrei, dass die Handlungen der Academy genau das bestätigen, was der Film aussagt: Frauen werden übergangen und erhalten nicht die Anerkennung, die sie verdienen, während Männer für die kleinsten Leistungen gefeiert werden. Aber ist eine solche Aussage fair? Sind diese Anschuldigungen gerechtfertigt? Einerseits hält man damit die Leistung von Ryan Gosling klein, der den Charakter Ken gespielt hat, wie es kein anderer hätte tun können. Andererseits stimmen die Aussagen der aufgebrachten Fans nicht, dass alle Frauen, die an dem Film gearbeitet haben, unbeachtet bleiben. America Ferrara (39), die im Film die menschliche Frau Gloria spielt, ist in der Kategorie «Beste Nebendarstellerin» nominiert. Ausserdem ist «Barbie» im Rennen um den Oscar für «Bester Film» und Greta Gerwig kann für «Bestes adaptiertes Drehbuch» darauf hoffen, das Goldmännchen mit nach Hause nehmen zu dürfen. Billie Eilish hat ebenfalls eine erneute Chance auf eine Auszeichnung denn ihr Song «What Was I Made For» ist als «Bester Song» nominiert.
Sprechen die Fans also von Sexismus in der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, weil Margot Robbie nicht als beste Hauptdarstellerin nominiert wurde, Ryan Gosling aber als bester Hauptdarsteller und behaupten, dass die Frauen des Films übergangen wurden, machen diese protestierenden Stimmen genau das Gleiche. Denn mit ihren Bemerkungen übergehen sie America Ferrara und würdigen ihre Nominierung nicht. Man kann der Academy viel vorwerfen und in manchen Fällen mögen diese Vorwürfe auch gerechtfertigt sein.
Doch ist Ryan Goslings Nominierung wirklich antifeministisch wie manche Fans behaupten? Ihn nicht zu nominieren, weil er ein Mann ist, wäre ebenfalls gegen Gleichberechtigung gewesen. Und Margot Robbie nur zu nominieren, weil sie eine Frau ist und die Hauptdarstellerin, wäre vielleicht auch der falsche Weg gewesen. Das soll nicht heissen, dass Robbies Darstellung schlechter war als jene von Gosling und dass sie keine Nominierung verdient hätte. Vielleicht sollte man sich einfach für alle Nominierten freuen und stolz auf den «Barbie»-Film sein, dass er nicht nur ein weltweites Einspielergebnis von 1,36 Milliarden US-Dollar, sondern trotz der fehlenden Anerkennung für Margot Robbie als Barbie und Greta Gerwig als Regisseurin für insgesamt acht Oscars nominiert wurde.