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Ein Kuss für die Welt

Die Bidens, die mögen sich ja!

Es ist ein ungewohnter Anblick auf dem Rasen vor dem Weissen Haus. Da gibt es plötzlich wieder echte Gefühle. Warum dieser Kuss so wichtig ist.

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WASHINGTON, DC - JANUARY 29: U.S. President Joe Biden kisses his wife first lady Dr. Jill Biden as he walks to Marine One on the South Lawn of the White House on January 29, 2021 in Washington, DC. President Biden is traveling to Walter Reed National Military Medical Center  to visit with wounded service members. (Photo by Drew Angerer/Getty Images)

Ein Kuss geht um die Welt: Präsident Joe Biden und Dr. Jill Biden verabschieden sich voneinander.

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Wir haben nicht viel zu lachen im Moment. Da haut uns das Coronavirus seit Monaten jegliche Pläne um die Ohren, viele sitzen allein (manche durchaus einsam) daheim im Homeoffice – und insgeheim sehnen wir uns doch alle nach ein bisschen Normalität und Menschlichkeit. Unsere Ansprüche an Normalität haben wir inzwischen vermutlich alle ziemlich runtergeschraubt.

Normalerweise würden wir uns doch gar keine Gedanken über dieses Bild von Präsident Biden und Dr. Jill Biden beim Abschied vor dem Weissen Haus machen. Im Prinzip passiert ja nicht viel: Ein Ehepaar sagt «tschüss» bevor jeder einzelne seines Weges zieht. Doch nach der vierjährigen Rüpel-Präsidentschaft von Donald Trump und «I don’t care do U?»-Melania ist der Anblick des Biden’schen Abschiedsküssens doch irgendwie versöhnlich. 

 

JOINT BASE ANDREWS, MD - JUNE 21: U.S. first lady Melania Trump (C) climbs back into her motorcade after traveling to Texas to visit facilities that house and care for children taken from their parents at the U.S.-Mexico border June 21, 2018

Melanie Trump besuchte einst von ihren Eltern getrennte, traumatisierte Kinder mit diesem Mantel. Die Welt konnte sich nicht einigen - war Frau Trump einfach ein Trampel? Oder schickte sie mit diesem Aufdruck ganz subersive Botschaften an ihren Mann? 

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Es sind die kleinen Dinge im Leben...

Denn im berühmtesten Haus der Welt (gut, das könnte auch der Buckingham Palace sein, das ist nun Ansichtssache) sind wieder Menschen zuhause, die sich mögen. Denen man im Minimum einen Funken Anstand und Mitgefühl zutraut. Und das ist eine gute Nachricht. Denn wie man gerade im Lockdown immer wieder gerne von allen Seiten zugeraunt bekommt: Es sind die kleinen Dinge im Leben.

 

WASHINGTON, DC - MAY 10:  Vice President Joe Biden's dog, Champ, lays down during speechs during a Joining Forces service event at the Vice President's residence at the Naval Observatory May 10, 2012 in Washington, DC. U.S. first lady Michelle Obama and Biden joined with Congressional spouses to assemble Mother's Day packages that deployed troops have requested to be sent to their mothers and wives at home.  (Photo by Win McNamee/Getty Images)

Einer der Hunde der Familie Biden. Wie US-Medien berichten, sollen sich Champ und Major in ihrem neuen Zuhause schon sehr wohl fühlen. 

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Die First Dogs Champ und Major, die mit Familie Biden ins Haus gezogen sind, werden die Probleme der Welt nicht lösen können. Auch der Gemüsekorb, den Jill Biden an Michelle Obama schickte, macht hungrige Kinder und Menschen, die am Existenzminimum oder darunter leben, nicht satter. Das ist vollkommen klar. Es reicht auch für Präsident Biden nicht, seiner Frau, seinen Kindern und Enkelkindern gegenüber süss zu sein. Er hat viel Arbeit vor sich. Es wird nicht einfach. 

Aber (da ist immer irgendwo ein «Aber») diese simplen Dinge, diese stinknormalen Kleinigkeiten, wirken wie die perfekte Antithese zu dem, was wir während der letzten vier Jahre serviert bekommen haben. Selbst wenn wir uns davon auch nichts kaufen können. Das dort an der Schaltzentrale der Macht ein Babybett für den jüngsten Biden-Enkel im Trubel nicht vergessen geht, das ist schlicht nett. Dort lebt jetzt wieder eine Familie, die offenbar das Grundprinzip des Zusammenlebens verstanden hat - man muss nett zueinander sein. Das ist beruhigend. Immerhin ist diese Familie ziemlich mächtig. 

Und deshalb ist dieser kleine, flüchtige Abschiedskuss auf dem Rasen vor dem Weissen Haus so wichtig. Ein bisschen Menschlichkeit und Normalität tut uns im Moment allen gut. Selbst wenn wir aus tausenden Kilometern Entfernung wie beim Sturm aufs Kapitol auch nur zuschauen können.

 

Von Schweizer Illustrierte am 8. Februar 2021 - 14:26 Uhr