Sie trägt ihren neuen Titel noch nicht einmal eine ganze Woche, da zeigt sich Jill Biden, 69, schon voller Tatendrang. Zwei Tage nach der Vereidigung ihres Mannes zum US-Präsidenten besuchte sie schon das Whitman-Walker Spital, um auf dessen Dienste für Krebspatienten aufmerksam zu machen. Und unangemeldet beschenkt sie anschliessend das Sicherheitspersonal vom Kapitol in Washington D.C., um für die gewährleistete Sicherheit während der Vereidigung zu danken.
Und am Montag hat die neue First Lady laut Nachrichtenagentur AP bereits ihre ersten Online-Konferenzen geschmissen, sich mit Gattinnen und Gatten von Gouverneurinnen und Gouverneuren unterhalten, mit jungen Latinos und Latinas sowie mit Angestellten von Bibliotheken.
Ganz politisch machte sie ihr Publikum auf das Corona-Hilfspaket ihres Mannes Joe, 78, aufmerksam, das mit satten 1,9 Billionen Dollar ausgestattet werden soll. Und sie ergriff die Gelegenheit, die Botschaft des neuen US-Präsidenten weiterzuverbreiten: Das amerikanische Volk soll sich wieder einen.
Man erinnere sich an die Anfangszeiten der Trump-Ära zurück. First Lady Melania Trump, 50, kehrte direkt nach der Vereidigung ihres Mannes Donald, 74, von Washington D.C. nach New York zurück, um dort ein paar Monate mit ihrem Sohn Barron zu bleiben. Der Trump-Spross beendete in New York noch ein Schuljahr.
Jill Biden scheint es geradezu wichtig zu sein, ganz andere Signale zu senden: In ihren Reden spricht sie ganz klar von «Wir», wenn sie Joe Bidens politisches Programm erklärt. «Wir werden in alle Gemeinschaften investieren. Wir werden allen Amerikanern zuhören. Wir werden dafür arbeiten, den Schmerz zu lindern, der aus dieser Krisenzeit entstammt.» Die First Lady will ein starkes Team mit ihrem Gatten bilden – und daneben übrigens noch als Englischlehrerin an einem College weiterarbeiten.
Eins darf nicht unerwähnt bleiben: Jill Biden hat langjährige Erfahrung an der Seite eines Spitzenpolitikers. Immerhin war Joe während acht Jahren schon im Weissen Haus unterwegs, als Vizepräsident von Barack Obama. Und während 36 Jahren amtete Joe Biden als Senator. Donald Trump hingegen bewegte sich vor dem Einzug ins Weisse Haus in ganz anderen Gefilden: In der Business- und Unterhaltungswelt.
Die Wahrnehmung von Melania Trump hat womöglich auch mit ihrem Ehemann zu tun. So polarisierte Donald Trump die Gesellschaft so stark, dass jene, die ihn nicht mochten, auch kein Verständnis für die Frau an seiner Seite aufbrachten. Dabei ist fraglich, wie sehr Melania ihr Programm überhaupt selber bestimmen konnte und wie unabhängig sie von ihrem Gatten war.
Die Vereidigung von Joe Biden schwänzte das Ehepaar Trump. Der Wahlverlierer wirft den siegreichen Demokraten nach wie vor Wahlbetrug vor. Dennoch rang sich Melania zu einer wohlwollende Geste gegenüber ihrer Nachfolgerin durch. Sie hinterliess Jill Biden eine Begrüssungs-Notiz im Weissen Haus. Der Inhalt der Zeilen ist nicht publik. Eine traditionelle Tour durch den neuen Wohnsitz der Bidens verweigerte Melania allerdings.