Vor zwei Jahren outete sich Jochen Schropp, 42, in der Öffentlichkeit als homosexuell. Zuvor gab er sich die grösste Mühe, seine sexuelle Neigung geheim zu halten. Die Rolle eines Schwulen zu spielen, wäre für den Schauspieler früher undenkbar gewesen. Lieber gab er den heterosexuellen Herzensbrecher.
Im Interview mit «bild.de» erklärt Schropp: «Ich hätte keinen Schwulen spielen wollen, um niemanden darauf hinzuweisen, dass ich selbst schwul bin.» Mittlerweile sieht das anders aus: Jochen hat bereits zwei entsprechende Rollen angenommen.
Dass Jochen Schropp sich mit seinem Coming-Out so lange Zeit liess, begründet er mit seiner Vergangenheit. So sagt er: «Ich bin so aufgewachsen, dass es unnatürlich ist, homosexuell zu sein.»
Bei seinem Outing offenbarte der Moderator und Schauspieler, dass seine Eltern mit Unverständnis auf seine Homosexualität reagiert hätten. In einem Brief an den «Stern» schrieb er damals, sie hätten ihm anfangs gesagt, er soll drüber stehen, er sei ja nicht schwul. Heute macht er seinen Eltern keine Vorwürfe für ihre Reaktion – sie seien wohl überfordert gewesen.
Viel schlimmer war für ihn das Verhalten anderer Teenager. Jochen Schropp wurde heftig gemobbt. Oft habe es geheissen: «Das ist ekelhaft! Ich fasse doch keinen anderen Mann an.» Seine Sexualität sei deshalb früher stets negativ behaftet gewesen.
Besonders krass war ein Vorfall in einem Freibad. Auch dort wurde Schropp von einer Gruppe Jungs beschimpft und schliesslich unter Wasser getaucht. Danach plagten ihn Schlaf- und Angststörungen.
Aufgrund all dieser negativen Erfahrungen kostete es Jochen Schropp viel Mut, öffentlich zu seiner Homosexualität zu stehen. Von den vielen schönen Reaktionen war der Schauspieler dann umso mehr überwältigt.
Auch auf den Dreh zum ZDF-Film «Schneewittchen am See», in dem er einen schwulen Arzt verkörperte, schaut Jochen mit positiven Gefühlen zurück. Zuerst hatte er nämlich Bedenken, dass sein heterosexueller Film-Ehemann Lucas Reiber, 27, Mühe damit haben könnte, mit ihm ein homosexuelles Paar zu spielen. «Ich dachte, vielleicht hat er ein Problem, mich anzufassen», sagt Schropp.
Diese Bedenken konnte er aber rasch über Bord werfen: «Lucas war total professionell und ganz toll.» Er habe sich sehr gefreut, dass heterosexuelle junge Männer mittlerweile völlig normal mit dem Thema umgehen und es für sie – anders als in seiner Jugend – nicht aussergewöhnlich ist, einen anderen Mann zu berühren.