Mit Ohrwürmern wie «El Mismo Sol», «Sofia» und «La Cintura» hat Álvaro Soler (33) weltweit die Charts erobert. Seine Songs verzeichnen über fünf Milliarden Audio- und Video-Streams, allein auf Spotify hat er monatlich mehr als 4,6 Millionen Hörerinnen und Hörer. Der spanisch-deutsche Sänger gastierte letzte Woche zum zweiten Mal an der Baloise Session. Während er in der Eventhalle der Messe Basel mit heissen Rhythmen und sonnigen Vibes für Sommerstimmung sorgte, drehte draussen vor der Tür die Basler Herbstmesse, die älteste Vergnügungsmesse Europas, auf Hochtouren. Anlass für Soler, über die Achterbahn des Lebens zu reden.
Álvaro Soler, Sie sind zu einer ganz besonderen Zeit in Basel: während der Herbstmesse. Erinnern Sie solche Rummelplätze an Ihre Kindheit?
Auf jeden Fall. Bei meinen Grosseltern in Spanien gabs so einen Achterbahn-Park, wo wir stets hingegangen sind. Mit einer Bahn, wo eine Halloween-Hexe dir mit dem Hexenbesen auf den Kopf gehauen hat, das weiss ich noch genau. Die Achterbahnen sind immer noch da – seit 25 Jahren –, und es sind teilweise noch die gleichen Leute, die sie betreiben.
Das klingt nach Nostalgie. Ihre Musik verbindet ja auch Moderne mit Tradition. Wie balancieren Sie das in Ihrer Arbeit?
Alles, was wir machen, ist eine Kombination zwischen Vergangenheit und Zukunft. Nur so können wir den Jetzt-Moment einfangen. In die Zukunft zu schauen ist super, aber manchmal lernt man auch sehr viel von der Vergangenheit. Verbinden wir beides, entsteht das Aktuelle, Schöne.
Haben Sie ein Beispiel?
Für die Musik meines neuen Albums, das ich gerade schreibe und das nächstes Jahr erscheint, habe ich mit alten Tape-Maschinen und Kassettenrekordern gearbeitet. Ich habe Loop-Kassetten gebastelt, die einen ganz besonderen Sound erzeugen, der eine besondere Atmosphäre ausstrahlt.
Apropos Herbstmesse: Ihre Karriere hatte sicher auch Höhen und Tiefen. Was waren die grössten Achterbahnmomente?
Von beiden gabs sehr viele. Die ersten Jahre, 2015 mit «El Mismo Sol» und dann 2016 mit «Sofia», da gings wirklich in atemberaubendem Tempo sehr steil nach oben. Danach liessen wir es laufen, wir sind sehr lange und weit gefahren. Ich konnte viele neue Länder kennenlernen, darunter auch die superschöne Schweiz. Die Geschwindigkeit war manchmal so hoch, dass ich nur nach vorne schauen konnte und den Seitenblick verpasste. Beim Beginn der zweiten Steigung atmet man dann kurz durch und denkt: «Mein Gott, was ist gerade passiert?»
Hatten Sie auch Situationen, wo Sie die Hände in die Luft streckten und laut schrien?
Ich glaube, das passiert bei den Konzerten – wie gerade an der Baloise Session. Das sind die Momente, wo ich loslasse und mir sage: mal gucken, wohin die Reise führt. Wir versuchen dabei immer, einen Safe Space zu schaffen, bei dem ich mich fallen lassen kann und weiss, dass man aufgefangen wird von der Musik. Das macht Spass.
«Ich freue mich sehr, dass meine Musik in der Schweiz so gefeiert wird»
Álvaro Soler
Wie war es, an der Baloise Session aufzutreten, wo schon so viele Musiklegenden gespielt haben?
Ehrlich gesagt, ich habe dann fast schon das Imposter-Syndrom, wo man sich fragt: «Hä? Was mache ich denn hier eigentlich unter all den Heroes?» Es ist krass, wer hier schon zu Gast war. Ich fühle mich sehr geehrt, an der Baloise Session sein zu dürfen – sogar bereits zum zweiten Mal. Ich freue mich sehr, dass meine Musik hier in der Schweiz so gefeiert wird.
Sie sind dieses Jahr Vater einer Tochter geworden. Wie hat das Ihr Leben und Ihre Musik verändert?
Also erst mal schlafe ich weniger ...
Sie stehen nachts auch auf?
Ja klar – zwei oder drei Mal! Als das Baby da war, kam die Musik bei mir an zweiter Stelle. Ich wollte erst mal 100 Prozent für meine Familie da sein. Aber meine Konzerte sind so weit im Voraus gebucht, dass ich schon Zusagen gemacht hatte, bevor meine Frau schwanger wurde. Solche Abmachungen muss ich natürlich einhalten. Das ist schon eine echte Challenge, da ich manchmal wirklich «fertig» bin von der Elternarbeit.
Sie fördern als Coach bei «The Voice Kids» junge Talente. Haben Sie Ihre Tochter schon zum Musikunterricht angemeldet?
Nein. Da will ich nicht pushy sein. Bei uns zu Hause gibts viele Instrumente. Vielleicht kommt sie einmal selbst darauf, Musik zu machen. Vielleicht auch nicht. Auch das ist okay. Let’s see.