«The Last Showgirl» handelt von der in die Jahre gekommenen Revuetänzerin Shelley – verkörpert von Pamela Anderson (57) –, die sich nicht damit abfinden kann, dass die goldenen Zeiten in Las Vegas, und damit auch ihre Karriere, vorbei sind. Ein bildstarker Film von Francis Ford Coppolas Enkelin Gia (38) mit einer Pamela Anderson in der Hauptrolle, die die Kritiker um den Globus vom Hocker haut.
SI Online: Die Zuschauerinnen und Zuschauer im Kinosaal werden bei «The Last Showgirl» regelmässig emotional und verdrücken ein Paar Tränchen. Wie geht es Ihnen, wenn Sie den Film sehen?
Gia Coppola: Das passiert mir nicht mehr, dafür habe ich den Film zu oft angeschaut. Aber nachdem ich «The Last Showgirl» an der Premiere in Toronto zum ersten Mal gemeinsam mit dem Cast angeschaut habe, lagen wir uns alle weinend in den Armen.
Pamela Anderson: Stimmt! Gia wollte, dass wir den Film auf der grossen Leinwand in einem Kino zum ersten Mal sehen. Wir hatten also keine Ahnung, was uns erwartet, da waren nur noch unsere Erinnerung an die Dreharbeiten. Nach der Vorführung waren wir alle in Tränen aufgelöst.
Warum?
Anderson: Ich hatte grosse Angst vor der Premiere, weil ich den Film vorher noch nicht gesehen hatte. Ich wusste zwar, dass er sehr direkt, ungeschminkt und roh sein würde, aber ich war dennoch überrascht, dass die Szenen genau so rüberkamen, wie ich sie beim Drehen empfunden habe. Der Film ist geworden, wie wir es wollten. Das war aufregend und auch sehr emotional.
Gia Coppola, war es immer klar, dass Pamela Anderson die Besetzung des Showgirls Shelley sein muss?
Coppola: Ja, spätestens als ich ihre Netflix-Doku «Pamela, a Love Story» gesehen hatte, konnte ich mir niemand anderen als Pamela für die Rolle der Shelley vorstellen. Und es gibt natürlich gewisse Parallelen zwischen den beiden Frauen. Die Vergangenheit von Pamela war mir aber egal, ich sah in diesem Moment einen Menschen, der wirklich kreativ ist und sich mit so vielen Dingen auskennt. Ich wollte mit ihr zusammenarbeiten, weil ich wusste, dass sie bereit ist, ihre verletzliche Seite zu zeigen und sich völlig auf das Projekt einzulassen. Es war eine wunderbare Zusammenarbeit. Es hat perfekt gepasst.
Was hat Sie an der Rolle gereizt, Pamela?
Anderson: Zu allererst Gia Coppola. Und dann das Drehbuch, denn ich hatte noch nie zuvor ein gutes Drehbuch gelesen. Zum Zeitpunkt, als die Anfrage kam, war ich weit weg von Hollywood, zu Hause in meinem Garten in Kanada. Als ich das Script erhielt und es las, hatte ich das Gefühl, dass ich nichts zu verlieren habe. Ich brauchte diese Herausforderung – es ging quasi um Leben und Tod, denn ich wollte schon so lange einen guten Film drehen. Es war ein Test: Ich wollte sehen, wozu ich in der Lage bin. Ausserdem haben die Filmfigur Shelley und ich einige Gemeinsamkeiten.
Welche sind das?
Anderson: Auch ich fühle mich manchmal selbstsüchtig, kenne Schuld und Scham und alles, was glänzt. Das war auch mein Leben. Ausserdem teilen wir Naivität, Freude und Lebenslust und den Umstand, als Objekt betrachtet zu werden, das aber nicht zu sehen. Eine weitere Gemeinsamkeit ist unser Leben einer Mutter, die versucht, ein Kind aufzuziehen, während sie im Nachtleben arbeitet.
Shelley ist bei diesem Spagat gescheitert, wie haben Sie das mit Ihren zwei Kindern Brandon und Dylan geschafft?
Anderson: Es ist mir bis heute ein Rätsel, aber ich habe meine Kinder ohne Kindermädchen grossgezogen. Irgendwie hielt ich den Laden am Laufen und habe Dinge getan, die nicht gut für meine Karriere waren. Das hatte zur Folge, dass ich lange auf den roten Badeanzug reduziert wurde und dachte, niemand würde mich jemals als Schauspielerin ernst nehmen. Aber ich musste diesen Lebensstil für meine Kinder in Malibu und Hollywood aufrechterhalten und habe darum diesen unkonventionellen Weg eingeschlagen. Umso dankbarer bin ich, jetzt hier zu sein. Brandon und Dylan sind trotz allem zu grossartigen Menschen geworden. Ein wahres Wunder, wenn man den Genpool bedenkt (lacht). (Um das Verhältnis zu Ex-Mann Tommy Lee soll es nicht zum Besten stehen, die Red.).
Haben Ihre Kinder «The Last Showgirl» gesehen?
Anderson: Ja, ich habe sie an die Premiere in den USA mitgenommen.
Wie war es für Sie, auf der Leinwand eine ganze neue Mutter zu sehen?
Anderson: Wissen Sie, meine Kinder sind nicht zimperlich. Sie haben weiss Gott genug mit mir durchgemacht, darum war der Film für sie eher eine Erleichterung. Sie konnten es kaum erwarten, zu sehen, wie ich meinen Traum erfülle, Schauspielerin zu sein.
Ist «The Last Showgirl» ein Meilenstein in Ihrer Karriere?
Anderson: Nicht nur das. Er ist der Beginn meiner Karriere.
«The Last Showgirl» läuft seit dem 20. März in den Schweizer Kinos.