Seit Madonna vor ein paar Wochen auf Instagram ein Video von ihrem Abend in Gstaad BE gepostet hat, sind Ernest Marmet, seine Frau Heidi und Sohn Beat auf der ganzen Welt als Jodler bekannt. Die Szene zeigt, wie die Berner Familie in ihrem Zuhause in Saanen ein Jodler-Ständchen singt – für Madonna, 63, ihre sechs Kinder und ihren Freund Ahlamalik Williams, 27. Seit über zehn Jahren sind der Bergbauer und die Pop-Ikone eng befreundet. Er ist ihr Stamm-Skilehrer. Marmet nennt sie aus Diskretion nur «M.».
Spezialklamotten, wenn er mit ihr unterwegs ist
In seiner Stammbeiz, im «Landhaus» in Saanen, erzählt er bei einem Pastis von seiner prominenten Kundschaft, den Bergen und seinem Leben. «Auf der Rückseite meines Skianzugs steht ‹Skilehrer›. M. gefällt das nicht. Darum ziehe ich immer etwas Dunkles an, wenn ich mit ihr fahre.»
«Ich kenne die echte M. Sie ist einfach, sehr nett und immer fröhlich»
Ernest Marmet
Prominenten das Skifahren beizubringen, erfordere Geduld. «Angefangen habe ich mit Modeschöpfer Valentino. Er hatte es zuvor schon mit acht anderen Skilehrern versucht.» Marmet hielt durch, 18 Jahre. Eines Tages habe ihm Valentino zugeflüstert: «Ich habe eine sehr wichtige Kundin für dich, aber du musst zuerst eine vertrauliche Vereinbarung unterschreiben.» Marmet grummelt: «Was zum Teufel soll das?» Eines Tages bekommt er per Post einen Brief und erfährt den Namen seiner mysteriösen Auftraggeberin: Madonna. Er ruft Valentino in Italien an: «Ich werde sagen, dass ich nicht unterschreibe. Dafür schätze ich meine Freiheit zu sehr!» So ist er, Ernest Marmet, ehrlich und gradlinig.
430 Franken für einen Skitag – für alle
Mit zwei Jahren stand er erstmals auf Ski. Seit 1985 hat er als Skilehrer «den besten Job der Welt». «Ich hole die Prominenten gern aus ihrer High Society heraus, lasse sie die Natur und die Berge in der Region entdecken.» Für Marmet startet die Skilehrer-Saison an Weihnachten und endet an Ostern. Ein Tag mit ihm kostet 430 Franken – für alle. «Einmal kam M. mit einem Leibwächter. Ich fragte: ‹Wen soll ich unterrichten, dich oder ihn? Besser, er bleibt zu Hause.› Ich habe ihn nie wieder gesehen.» Das Duo Madonna-Marmet, zwei starke Köpfe, sie verstehen sich bestens.
Mit Madonna unerkannt zu bleiben, ist nicht einfach. Aber Paparazzi erkennt Marmet schnell. «Wenn mir Autos mit englischen Nummernschildern folgen, kann ich sie leicht abschütteln.» Nur einmal sei er den ganzen Tag beschattet worden. «Ich fragte M: ‹Was soll ich tun?› Sie sagte: ‹Lass sie ihre Arbeit machen.›» Wobei: Madonna versteckt sich nicht wirklich. In diesem Jahr kam sie mit 17 Personen nach Gstaad. Ist sie tatsächlich so extravagant und lasziv, wie sie rüberkommt? Marmet unterscheidet zwischen dem Star in den sozialen Medien mit 17,4 Millionen Followern und seiner Auftraggeberin: «Ich kenne die echte Person. Sie ist einfach, sehr nett, immer fröhlich.»
Morgens um zehn Uhr startet der Tag mit frischen Brötchen. «Dann gehen wir Ski fahren und kommen um 17 Uhr nach Hause. Aber M. könnte locker weitermachen. Sie hat eine beeindruckende körperliche Verfassung.» Während Marmet mit Madonna unterwegs ist, kümmert sich sein Sohn Beat um ihre jüngsten Kinder.
Seit fünf Jahren war Madonna erstmals wieder in Gstaad. Nach einem Unfall auf ihrer Madame-X-Tour musste sie Hüfte und Knie operieren. «Sie ist immer noch ein bisschen steif. Ich sagte ihr, sie solle kein Risiko eingehen.» Allerdings lässt sich Madonna nur bedingt etwas sagen. Marmet erzählt, er habe einmal ihren Stil korrigieren wollen: «Aber davon wollte sie nichts wissen. Sie will Ski fahren, Punkt. Sie kann sehr hart sein, ich auch. Aber wir reden offen miteinander.» Vor zehn Jahren lud sie ihn als Dankeschön zu ihrem Konzert nach Zürich ein. Er hat immer noch glänzende Augen: «Wir haben mit ihr und meinem Sohn im ‹Dolder› zu Abend gegessen und danach die Show als VIPs angesehen.» Bevor Madonna kürzlich abreiste, schlug Ernest Marmet ihr vor, im Sommer wiederzukommen. Dann weilt er während vier Monaten mit 19 Rindern auf der Alp, unter einfachsten Bedingungen. «Unser Chalet hat kein Warmwasser und keinen Fernseher. Wir waschen uns wie früher in einer Wanne.» Sohn Rocco, 21, sei sehr interessiert gewesen. Nun, in ihr weisses Paradies wird Madonna gewiss zurückkehren. Zumindest hinterliess sie beim Abschied eine nostalgische Botschaft: «Adieu Gstaad. Wir werden deine Berge und dein Mondlicht niemals vergessen.»