21 Jahre lang gehörte er zu Barcelona wie die Sagrada Família. Doch nun geht die Ära von Lionel Messi im spanischen Topklub zu Ende. Der 34-Jährige ist am Dienstag offiziell als neuer Stürmer von Paris St-Germain vorgestellt worden, posierte stolz mit seinem neuen Trikot und hatte bei seiner Ankunft «Ici, c'est Paris» – «Hier ist Paris» – auf seinem T-Shirt stehen. Man könnte ja schon mal vergessen, wo man gelandet ist.
Die Landung beim französischen Spitzenklub war derweil nicht ganz ohne Nebengeräusche über die Bühne gegangen – ganz im Gegensatz zu seinem privaten Glück, das Messi seit Jahren hegt und pflegt. Wer ist der Mann, der sechs Mal Weltfussballer des Jahres wurde?
Dass einem der Abschied nach über zwei Dekaden nicht leichtfällt, liegt auf der Hand. Messi allerdings vergoss bei seiner Verabschiedung in Barcelona am Sonntag bittere Tränen. «Ich wollte nicht gehen», erklärt er mehrfach. Im Vorjahr sei das anders gewesen – aber diesen Sommer wäre er gerne geblieben, sagte er. «Das ist der Klub, den ich liebe, und das ist nicht der Moment, den ich so erwartet habe.»
Es sei so schwer für ihn, fügte er an. «Ich war mein ganzes Leben hier, ich bin nicht bereit dafür.» Dennoch will er weiter angreifen, «so viele Titel wie möglich» gewinnen. Auch wenn das kein Leichtes wird. «Eine neue Geschichte wird beginnen und das wird das schwierigste Kapitel meiner Karriere.»
Nur zwei Tage nach seinem tränenreichen Abschied in Spanien erschien Messi gut gelaunt in Paris. Bis über meine Ohren strahlte der Argentinier, die Vorfreude auf das neue Abenteuer stand ihm ins Gesicht geschrieben. «Ich kann es kaum erwarten, dieses neue Kapitel meiner Karriere in Paris zu beginnen», wurde er in einer Mitteilung des Fussballklubs zitiert. Die Motivation dürfte auch daher rühren, dass Messi bei PSG rund 43 Millionen Franken jährlich einstreicht – netto, versteht sich.
Dennoch wird in Paris alles etwas anders sein. Nachdem er bei Barça jahrelang mit der Nummer 10 auflief, wird er in Paris die Rückennummer 30 erhalten. Der Grund: Die 10 ist bei Paris schon Superstar Neymar, 29, vorbehalten. Dieser soll sie seinem alten Kumpel allerdings sogar angeboten haben.
Dass Messi nun also mit der 30 auf dem Feld stehen wird, dürfte ihn vor eine Herausforderung stellen: Denn auf seinem linken Unterschenkel prangt gross und fett die Ziffer 10. Ob er sich irgendwo nun auch noch das Dreifache davon stechen lassen wird?
Scheu vor der Tattoonadel nämlich hat der Argentinier keine. Sein Körper ist übersät mit Körperkunst – und illustriert, was für ein Familienmensch in Messi steckt. Auf seiner Schulter etwa trägt er das Konterfei seiner Mutter. Auf seinem Unterschenkel sind zudem der Handabdruck und der Name seines erstgeborenen Sohnes Thiago zu sehen. Seine Frau trägt er gleich mehrfach unter der Haut: Zum einen prangt ein Abbild ihres Auges auf seinem Oberarm, ihr Kussmund zudem neckisch auf seiner Leiste. Auch die Namen seiner Kinder und seiner Frau sowie die Geburtsdaten sind auf seinem Körper nachzulesen.
Messi ist ein Mann der langen Lieben: Nicht nur Barcelona hielt er während 21 Jahren die Treue, sondern auch seine Frau Antonella Roccuzzo, 33, ist seit Ewigkeiten an seiner Seite. Die beiden kennen sich, seit sie fünf Jahre alt waren. Sie ist die Cousine von Messis Kindheitsfreund Lucas Scaglia, alle drei wuchsen in der argentinischen Grossstadt Rosario auf. Obwohl Messi sehr schüchtern gewesen sei soll, nahm er bei Antonella all seinen Mut zusammen. Schon seit seinem 14. Lebensjahr soll er regelmässig bei Familie Roccuzzo zu Besuch gewesen sein, nur um seine Angebetete zu sehen.
Seit 2008 sind die beiden offiziell ein Paar, es soll allerdings schon rund ein Jahr zuvor gefunkt haben, als Messi nach Rosario flog, um Antonella über den Tod eines engen Freundes hinwegzutrösten. Im Sommer 2017 schliesslich haben die beiden Nägel mit Köpfen gemacht und sich in der Heimat das Jawort gegeben. Rund 260 Gäste waren da vor Ort, darunter die Crème de la Crème des Fussballs.
Ganz so luxuriös ging es für Lionel Messi allerdings nicht immer zu und her. Der Argentinier ist in bescheidenen Verhältnissen grossgeworden: Messis Vater Jorge Horácio Messi war Fabrikarbeiter, seine Mutter Celia María Cuccittini Putzfrau.
Ehefrau Antonella ist im Hause Messi-Roccuzzo Henne im Korb: Sie und Messi sind gleich dreimal Eltern eines Sohnes geworden. 2012 erblickte Thiago das Licht der Welt. Drei Jahre später kam Sohn Mateo, 5, zur Welt, Nesthäkchen Ciro, 3, komplettiert die Familie. Messi dürfte also gleich vier Unterstützerinnen und Unterstützer mit in seine neue Heimat bringen. Wo die Familie ein neues Domizil beziehen wird, ist noch nicht bekannt. Momentan wohnt Messi noch alleine in einem Luxushotel.
Messi wird in Sachen Spitznamen fast ausschliesslich auf seine Körpergrösse reduziert. Mit 1,70 Metern zählt er zu den Kleinen auf dem Fussballplatz – und macht sich das mit seiner Wendigkeit zunutze. Auch in seinem Kosenamen kommt das zum Tragen: In Spanien wird er «La Pulga», «der Floh», genannt. Auch vom «Zauberzwerg» ist häufig die Rede.
Messi selbst kürzt seinen Namen am liebsten zu «Leo» ab, nennt sich auch so auf Instagram. Häufig wird er auch als «Messiah» bezeichnet – ein Wortspiel, das auf seine göttlichen Fussballerqualitäten hinweist.
Doch bei Paris St-Germain ist Messi längst nicht der einzige Fussball-Gott, der für Furore sorgen will. Der Kader des Hauptstadt-Klubs liest sich in dieser Saison wie ein Who's Who der weltbesten Fussballer. Von Europameister Gianluigi Donnarumma im Tor über Weltmeister Sergio Ramos in der Abwehr bis hin zu Verratti, Draxler und Di María im Mittelfeld – um nur ein paar Hochkaräter zu nennen – verfügt PSG über eine Auswahl der Extraklasse.
Stürmer Messi hingegen wird sich im Sturm unter anderem gegen die wesentlich jüngeren Superstars Neymar sowie Kylian Mbappé, 22, durchsetzen müssen. Doch die Fans träumen schon von einem Wahnsinns-Dreieck im Sturm, das es so wohl noch nie gegeben hat. PSG spricht von einer «aussergewöhnlichen Mannschaft, die unglaubliche Fussball-Momente in den kommenden Jahren verspricht». Und auch Messi scheint doch noch glücklich zu sein mit seinem Wechsel, harmonieren doch «der Klub und seine Vision perfekt mit meinen Ambitionen».