Die NFL, die National Football League der USA, gilt als konservative Organisation – vielleicht ist dies mit ein Grund, warum es so lange gedauert hat, bis sich einer ihrer aktiven Spieler outete. Nun hat Carl Nassib, Defensivspieler bei den Las Vegas Raiders, sich getraut. Vor ihm taten es schon eine Handvoll anderer Spieler – allerdings immer erst nach ihrem Rücktritt vom Profisport.
Dass es 101 Jahre dauerte, bis ein aktiver Profi der NFL diesen Schritt wagt, ist bedenklich. Umso schöner sind nun aber die Reaktionen auf Nassibs Coming-out. Andere Spieler, sein Verein und die ganze Liga gratulierten ihm. Nassib selbst betonte in seinem Instagram-Video, es gehe ihm nicht darum, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
«Ich bin eine ziemlich private Person und ich hoffe, dass solche Videos eines Tages gar nicht mehr nötig sein werden.» Aktuell brauche es aber noch solche Coming-outs wie seines, denn es gehe um «Repräsentation» und «Visibilität», also die Sichtbarkeit von schwulen Spielern.
Nassib redete aber nicht einfach nur, er spendete auch gleich 100'000 Dollar an «The Trevor Project». In den USA bietet diese Non-Profit-Organisation Hilfe für LGBTQ-Jugendliche mit Suizidgedanken. Denn unter queeren Teenagern ist die Suidzidrate deutlich höher als unter ihren heterosexuellen Altersgenossen.
Auch Nassib brauchte Überwindung bevor er sein Coming Out wagte: «Ich wollte das schon seit einer Weile tun, aber jetzt fühle ich mich endlich wohl genug.» Ein Blick auf eine andere grosse amerikanische Liga zeigt, dass Nassib sich mit seinem Coming Out zu recht noch etwas isoliert fühlt: Bei der Hockey-Liga NHL gab es bis heute noch keinen einzigen Spieler, der zu seiner Homosexualität steht.