Ex-Radprofi Lance Armstrong beichtete ihr seine Dopingsünden, Hollywood-Star Tom Cruise hüpfte wie ein Berserker auf ihrem Sofa herum und gestand seine Liebe zu Katie Holmes. Bei Starmoderatorin Oprah Winfrey gibt jeder Gast seine Geheimnisse preis. Die Talk-Queen gilt als berühmteste Beicht- mutter der Welt. Ihr Talent: Sie redet mit Stars und Royals, als seien sie Herr Smith oder Frau Müller.
Die zufällig Entdeckte wird zur reichsten farbigen Frau der USA. Ihr Medienimperium Harpo (Oprah rückwärts) ist geschätzte 2,7 Milliarden US-Dollar wert. Als 17-Jährige holt die Tochter einer Putzfrau und eines Kohlebergmanns einen Missen-Titel in Tennessee. Später steht sie im Hollywood-Drama «Die Farbe Lila» vor der Kamera von Regisseur Steven Spielberg und ist gar für einen Oscar nominiert. Als begeisterte Leserin gewinnt das Scheidungskind, aufgewachsen bei der armen Grossmutter, ein Stipendium für eine Highschool, in der sie die einzige Schwarze ist. Ihre Hautfarbe, sagt sie mal, beschäftige sie so wenig wie ihr Geschlecht. «Ich hatte nie die wütenden ‹schwarzen› Gefühle, nie den Eindruck, man enthalte mir etwas vor, weil ich eine Schwarze oder eine Frau bin.» An der Uni in Nash- ville, wo sie studiert, wird sie Oreo gerufen, nach den dunklen Schokokeksen mit der weissen Füllung: ein Schimpfwort von Schwarzen für Schwarze, wenn sie glauben, deren Charakter sei weiss.
Kurz vor Studienabschluss erhält Winfrey einen Vertrag als Reporterin in Baltimore, versagt jedoch kläglich. Ihr fehlt das Talent, nach Unfällen Hinterbliebene zum Reden zu bringen, sie nickt nur ver- ständnisvoll, wenn sie abgewiesen wird. Als Winfrey zur Morgenshow eines Lokalsenders wechselt, startet sie durch, hält Leuten nicht nur ein Mikrofon vor den Mund, sondern fasst sie an, umarmt sie, steuert ohne Scheu eigene Erfahrungen bei, gesteht mitternächtliche Fressanfälle.
Die kleine, dicke Schwarze mit dem unbeschwerten Mundwerk überflügelt bald die populäre nationale «The Phil Donahue Show», erhält nach einem Jahr ihre eigene «The Oprah Winfrey Show», dazu ein dickes Gehalt: 125 Millionen Dollar.
Ihr Privatleben hält sie bedeckt: Seit 35 Jahren mit Stedman Graham, 70, liiert, besitzt sie Luxusvillen an den schönsten Orten der Welt, Hauptwohnsitz ist mit 17 Hektaren «Promised Land» in Kalifornien. Ihr Faible: Kroko-Stiefel von Gianfranco Ferré, die sie als Occasionen in ihrem Oprah-Store für 300 Dollar weiterverkauft. Als ihr Hund mal einen Ball verschluckt, unternimmt sie Wiederbelebungsversuche – vergeblich! Und: Der einzige Gast, der ihr je ins Gesicht sagte, sie rede Unsinn, war der Dalai Lama.
Kitty Kelley, 78, die 2010 die Biografie «Oprah» veröffentlichte, sagt: «Winfrey ist eine eiskalte Diva, die eifersüchtig über ihr eigenes Image wacht.»