Es ist eine neue Pamela Anderson (57), die uns an diesem kühlen, verregneten Freitagabend auf dem grünen Teppich des Zurich Film Festival gegenübersteht. Sie ist mit Regisseurin Gia Coppola (37) in die Schweiz gereist, um ihren Film «The Last Showgirl» vorzustellen. Pamela Anderson ist kaum geschminkt, trägt höchstens etwas Puder und Kajal und auch ihre blonden Haare sind locker zusammengebunden. Einzig ihr elegantes rosa Kleid aus glänzendem Stoff und die farblich dazu passenden High Heels erinnern an die Pamela Anderson von früher.
Die halbnackte Vergangenheit hat sie weit hinter sich gelassen. Die einstige «Baywatch»-Sexbombe ist einer geerdeten, bodenständigen Frau gewichen – heute zelebriert die gebürtige Kanadierin die Natürlichkeit. Auch was sie in Zürich vor dem grossen Auftritt auf dem Teppich des ZFF unternahm, unterstreicht, dass sie sich vom Glamour-Girl-Image verabschiedet hat. «Weil ich täglich meine 10’000 Schritte erreichen will, war ich im Nieselregen im Dolderwald spazieren – das war wunderschön», sagt sie. Nun sei sie zwar etwas verschnupft, Sorgen müsse man sich um sie keine machen. Sie lade sich jetzt mit ordentlich Vitamin C auf und bleibe stark.
Nach dem Kino lag man sich weinend in den Armen
Meistens ungeschminkt zeigt sich Pamela Anderson auch in ihrem Film «The Last Showgirl», wo sie die in die Jahre gekommene Revue-Tänzerin Shelly in Las Vegas verkörpert. Der Film sei kein Meilenstein in ihrer Karriere – «er ist der Beginn meiner Karriere», stellt Pamela Anderson gegenüber Blick klar und rechnet damit mit ihrem bisherigen filmischen Schaffen ab. Tatsächlich zeigt sich Anderson, die 14 Mal das «Playboy»-Cover zierte, in «The Last Showgirl» von einer komplett neuen Seite. Naiv, schüchtern und verletzlich, aber auch nahbar und menschlich. Dieses neue Ich auf der grossen Leinwand der Welt zu präsentieren, machte sie ziemlich nervös, wie sie zugibt. Doch «The Last Showgirl» wurde zum grossen Befreiungsschlag für Pamela Anderson und nach der Uraufführung in Toronto lag sich der Cast weinend in den Armen.
Parallelen zwischen der Filmfigur Shelly und dem einstigen «Baywatch»-Star sind unübersehbar. Naivität, Muttersein und Balancieren zwischen einem gesunden Privat- und Berufsleben verbinden die fiktive Shelly und Pamela Anderson. Und auch den unbedingten Willen, etwas Gutes aus dem Leben zu machen, haben die beiden Frauen gemein.
«Tschugger»-Macher David Constantin war verliebt in Pamela Anderson
Mit «The Last Showgirl» etabliert sich die einst belächelte «Baywatch»-Nixe als ernstzunehmende Charakterdarstellerin. Dazu trägt sicherlich die meisterhafte Regie von Gia Coppola, Enkelin des fünffachen Oscarpreisträgers Francis Ford Coppola (85), bei und Jamie Lee Curtis (65), die in einer Nebenrolle brilliert.
Die neue Pamela Anderson brachte trotz neuer Natürlichkeit eine gute Prise Hollywood-Glamour ans Zurich Film Festival, was auch Schweizer Filmschaffende freute. David Constantin (40), der kurz zuvor seinen ersten Kinofilm «Tschugger - Der Lätsch Fall» präsentierte, schwärmt: «‹Baywatch› ist eine der ersten Serien, die ich geschaut habe. Sie war eine grosse Inspiration, auch für ‹Tschugger›.» Abschliessend gibt er zu: «Klar, war ich auch ein bisschen verliebt in sie.»