Am kommenden Freitag ziehen wieder zwölf mehr oder minder Prominente in den australischen Dschungel, um sich in Ekel-Prüfungen zu beweisen und als Dschungelkönig oder Dschungelkönigin nach Hause zu fliegen. Für Teilnehmer Raúl Richter, 32, eine makabere Vorstellung in Anbetracht der aktuellen Lage. Denn in weiten Teilen Australiens wüten seit Wochen heftige Buschbrände. Mindestens 22 Menschen kamen seit dem Ausbruch der ersten Feuer ums Lebven. Dutzende werden vermisst. Nach Behördenangaben verbrannten schon mehrere Millionen Hektar Land. Eine Fläche, die in etwa den Niederlanden entspricht.
Auf Instagram lässt der Ex-GZSZ-Schauspieler nun Luft ab: «Aus gegebenem Anlass ist es tatsächlich paradox, dass wir für eine Unterhaltungsshow in ein Land fliegen, in dem gerade Menschen um ihr Leben kämpfen und viele, viele Tiere diesen Kampf bereits verloren haben. Ich will meine aktuell gute Reichweite dazu nutzen, um euch für das Thema Klimawandel zu sensibilisieren.»
Und Richter richtet auch nicht als einziger kritische Worte an RTL. Auf Social Media hagelt es Unverständnis für den Sender. «Darf man trotz der Feuer in Australien Trash-TV drehen?», so ein Follower stellvertretend für ganz viele, die sich dieselbe Frage stellen. Ein anderer liefert sogleich die mögliche Antwort: «Es wäre an RTL, das ganze abzublasen und die Gagen zu spenden – das würde Grösse zeigen.» Ein weiterer findet: «Also, wenn RTL das Dschungelcamp aus Australien bringt, dann weiss ich auch nicht mehr: Buschbrände, wie sie das Land noch nie erlebt hat, Millionen Tiere verbrannt, und die machen die Show!» Und noch ein Wutpost: «Das macht traurig. Überall Buschbrände in Australien, viele Opfer – alles egal. Aber wenn das Dschungelcamp in Gefahr ist, dann kennt der Deutsche keinen Spass.»
Mittlerweile schaltete sich sogar die Politik ein. So fordert etwa SPD-Mann Karl Lauterbach, 56, RTL solle das Camp sofort abblasen. «Ich finde es angemessen, während dieser Brände die Sendung Dschungelcamp, die ich persönlich aber auch grundsätzlich entbehren könnte, dort nicht weiter zu drehen», sagt er gegenüber «Bild».
RTL lässt sich von dieser Kritik allerdings nicht von seinem Vorhaben abbringen, und zieht das diesjährige Camp eisern durch. Der Sender reagiert einzig insofern, als dass die Sicherheit der Teilnehmer vergrössert werden soll. So müssen die zwölf prominenten Campbewohner erstmals auf den traditionellen Camp-Mittelpunkt verzichten: Das Lagerfeuer, welches auch als Kochstelle diente, wird durch einen Gasherd ersetzt, wie RTL in einer Mitteilung schreibt.
Was die Gefahr durch die Buschbrände angeht, wird Camparzt Dr. Bob zitiert: «Hier, rund um das Camp, sind wir sehr froh, da wir durch das tropische Klima nicht von den Bränden betroffen sind. Die Feuer, die uns hier am nächsten sind, sind zwei bis drei Autostunden, also hunderte Kilometer entfernt. Trotzdem dürfen wir kein offenes Lagerfeuer haben. Das Problem ist nicht das Feuer, sondern die Funken, die in die Luft fliegen und vom Wind viele Kilometer weggetragen werden können. So müssen die Camper in diesem Jahr Gas zum Kochen nutzen.»
Als zusätzliche Sicherheitsmassnahme wurden alle bestehenden Evakuierungspläne für die Mitarbeiter und die prominenten Camper noch einmal eingehend überprüft. Gleich zwei unabhängig voneinander laufende Alarmsysteme informieren via Sirenen und Horn alle Personen über einen Notfall. Die Stars werden vor ihrem Einzug in den Dschungel sowohl schriftlich als auch mündlich umfangreich darüber informiert, wie sie sich beim Ertönen der Signale verhalten müssen.
Auch für Raucher gibt es neue Vorschriften: Das Rauchen ist nur noch im Campzentrum erlaubt. Der Teamchef hat als Einziger ein Spezialfeuerzeug, das von Sicherheitskräften freigegeben wurde. Zigarettenstummel wandern direkt in eine verschliessbare Box.
Und Raúl Richter? Sein gut gemeinter Post ging nach hinten los, wie sich nun zeigt. Viele seiner Follower empfinden Richters Worte als scheinheilig, unpassend und unglaubwürdig. Schliesslich steige er in ein Flugzeug, um selber an der Show teilzunehmen und auch von einer Spende seinerseits ist nichts in dem Post zu lesen. «Etwas widersprüchlich von dir, oder?», schreibt da deshalb jemand. Auch zu lesen: «Uns zu sensibilisieren? Sorry, fang erstmal bei dir an.» Er hätte, so Richters Fans, seine Teilnahme am besten absagen sollen.