Die russische Eiskunstläuferin Ekaterina Alexandrovskaya ist tot. Die Nachwuchshoffnung, die 2017 Junioren-Weltmeisterin geworden war, ist am vergangenen Freitag im Alter von 20 Jahren verstorben. Wie die Nachrichten-Agentur «Tass» berichtet, soll die Sportlerin in Moskau aus einem Fenster gestürzt und ihren Verletzungen erlegen sein. Die Agentur berichtet, dass als vorläufig festgestellte Todesursache von einem Suizid ausgegangen wird.
Der Tod des russischen Talents bestürzt die Eiskunstlauf-Welt. Alexandrovskayas langjähriger Partner Harley Windsor, 23, ist «am Boden zerstört über den traurigen und plötzlichen Tod von Katia», wie er bei Instagram schrieb. «Worte können nicht beschreiben, wie ich mich gerade fühle.» Mit dem Australier feierte Alexandrovskaya grosse Erfolge: Junioren-Weltmeistertitel 2017, Teilnahme an den Olympischen Spielen im Folgejahr. Im Februar dieses Jahres gaben die beiden schliesslich ihre Trennung bekannt: Anhaltende gesundheitliche Probleme zwangen die Russin, die für den gemeinsamen Traum die australische Staatsbürgerschaft annahm, zum Rücktritt.
Auch die ehemalige Schweizer Eiskunstläuferin Sarah van Berkel, 36, trauert um die junge Sporthoffnung. Sie habe Ekaterina zwar nicht persönlich gekannt, erklärt die Europameisterin von 2011 gegenüber schweizer-illustrierte.ch. Sie war schon zurückgetreten, als Ekaterina international in Erscheinung getreten ist. Dennoch sitzt der Schock über den Tod tief. «Es ist fürchterlich, dass jemand so Junges ohne den Sport nicht mehr weitergewusst hat.»
Die Nachricht habe in der Eiskunstlauf-Familie grosse Bestürzung ausgelöst. «Alle sind schockiert», erzählt van Berkel. Doch ihr zufolge war in der Szene bekannt, dass die Russin mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Mehrere Medien berichten zudem, dass sie nach ihrem Rücktritt unter einer Depression gelitten habe.
Alexandrovskayas Tod sorge in der Eiskunstlauf-Welt aber auch für ein Nachdenken. «Es wird einem bewusst, dass Depressionen ein Problem sind, das viele betrifft», sagt van Berkel. Insbesondere nach dem Rücktritt, sagt die Zürcherin, kann bei jungen Läuferinnen die Frage nach dem Sinn auftauchen. «Ich kann mir vorstellen, dass der Rücktritt dazu führen kann, dass man sich orientierungs- und nutzlos fühlt – und sich fragt, was nun die Lebensaufgabe ist.»
Für die ehemalige Eisprinzessin zeigt das tragische Schicksal der Russin einen Missstand im Sport auf: Die psychische Gesundheit sei noch immer ein Tabu-Thema. «Es ist traurig, dass eine solche Tragödie auf ein grösseres Thema aufmerksam macht», sagt sie. Aber «dass es so weit kommen muss, dass sich jemand das Leben nimmt», zeige, wie dringend ein offener Umgang mit psychischen Erkrankungen ist.
Nach ihrem Junioren-Weltmeistertitel 2017 war Sarah van Berkel auf Ekaterina Alexandrovskaya und Harley Windsor aufmerksam geworden. Zum einen gebe es nicht viele australische Eiskunstläufer, erklärt sie. Doch auch mit ihren Auftritten hätten die beiden für Furore gesorgt. «Ich habe die zwei 2017 an der WM in Helsinki gesehen. Sie war damals erst 17, die beiden sind das erste Jahr zusammen gelaufen, kurz darauf nahmen sie an den Olympischen Spielen teil.» In Pyeongchang landeten sie auf dem 18. Platz. «Sie sind als Paar definitiv sehr positiv aufgefallen.»
Schweizer-illustrierte.ch berichtet üblicherweise nicht über Suizide, um Nachahmereffekte zu vermeiden – es sei denn, ein Fall erhält durch besondere Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie oder ein Mensch in Ihrem Umfeld Suizidgedanken haben, holen Sie sich bitte umgehend Hilfe.
Diese Angebote sind schweizweit rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und ihr Umfeld da – vertraulich und kostenlos:
- Dargebotene Hand: Telefon 143, www.143.ch
- Pro Juventute für Jugendliche: Telefon 147, www.147.ch
- Adressen von Beratungsangeboten in allen Kantonen gibt es unter www.reden-kann-retten.ch