Der irische Darsteller Pierce Brosnan (70) erblickte am 16. Mai 1953 in Drogheda das Licht dieser Welt. Der blauäugige Mime, der Kino- und TV-Zuschauer seit je her mit seinem aussergewöhnlich guten Aussehen bezaubert, erlangte besonders als fünfter Darsteller von Superspion James Bond weltweite Bekanntheit. Ab dem Jahr 1995 und dem vielgeliebten «GoldenEye» verkörperte Brosnan in insgesamt vier Filmen 007. Seine Zeit als Bond endete 2002 mit «Stirb an einem anderen Tag».
Rückblickend sagte Brosnan vor einigen Jahren selbst über seine unzweifelhaft grösste Rolle: «Bond ist ein Geschenk, das lange Freude bereitet, und mir eine wundervolle Karriere ermöglicht hat. Sobald man einmal zu Bond geworden ist, bleibt es immer bei einem, also schliesst man besser seinen Frieden damit».
Verhinderter 007
Brosnan begann seine Karriere - wie viele seiner Zeitgenossen - am britischen Theater. Gleich seine erste bedeutende Rolle in Tennessee Williams' (1911-1983) «The Red Devil Battery Sign» sorgte im London des Jahres 1977 für so viel Aufsehen, dass ihm der legendäre Dramatiker selbst ein Telegramm mit den Worten «Ich danke Gott für dich, mein lieber Junge» schickte.
«Es war eine Bestätigung, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand, dass ich das Talent besitze - ein klein wenig Gold in meiner Gesässtasche habe», erinnerte sich Brosnan an Williams' damaliges Lob zurück. «Das weckte in mir den Wunsch, ein Schauspieler zu sein».
Mit seiner ersten Ehefrau Cassandra Harris (1948-1991), einem ehemaligen Bond-Girl, übersiedelte er Anfang der 1980er Jahre in die USA, und wurde in der romantischen Detektivserie «Remington Steele» (1982-1987) als charmante Titelfigur dem US-Fernsehpublikum bekannt.
Schon nach Roger Moores (1927-2017) letztem Bond-Auftritt in «Im Angesicht des Todes» (1985) sollte Brosnan Mitte der 1980er Jahre zu 007 werden, doch verhinderte sein «Remington Steele»-Engagement tragischerweise die Traumrolle. So wurde der Brite Timothy Dalton (77) in «Der Hauch des Todes» (1987) zum vierten Bond-Darsteller in der offiziellen Eon-Serie.
Brosnan erinnerte sich: «Mir wurde ursprünglich die Rolle von 007 für ‹Der Hauch des Todes› angeboten. Ich hatte alle Fotos mit der ikonischen Pistolen-Pose geschossen [...], als mein Agent anrief und sagte: ‹Es ist geplatzt›. Das lag daran, dass ich nicht aus ‹Remington Steele› herauskam».
Erfolgs-Bond «GoldenEye»
Einige Jahre später klappte es dann aber doch mit der gewünschten Traumrolle, wobei bemerkenswert ist, dass Brosnan kein leichtes Erbe als James Bond antrat. Denn die beiden Timothy-Dalton-Werke «Der Hauch des Todes» und «Lizenz zum Töten» (1989) waren beim weltweiten Publikum nicht auf sonderlich viel Gegenliebe gestossen.
Zudem lag der letzte Eintrag in der Filmreihe bereits sechs Jahre zurück. Und ganz nebenbei war in der Zwischenzeit auch der Kalte Krieg zu Ende gegangen, was für einen (Kino-)Geheimagenten wie 007, der bevorzugt im Verborgenen oder auf dem Territorium des Feindes agiert, eine bedrohliche Entwicklung darstellte.
Die neue M-Darstellerin Judi Dench (88) bezeichnete Brosnans Bond daher in «GoldenEye» auch - wenig schmeichelhaft - als «Relikt des Kalten Krieges». Doch unter Regisseur Martin Campbell (79), der im Jahr 2006 auch Daniel Craigs (55) 007-Einstand in «Casino Royale» inszenieren sollte, begeisterte Brosnan die Kinozuschauer. «Der Erfolg von ‹GoldenEye› war eine grosse Erleichterung», so Brosnan rückblickend.
An den Kinokassen spielte der Agenten-Blockbuster die für damalige Zeiten sagenhafte Summe von über 350 Millionen US-Dollar ein. Unter anderem begeisterte eine spektakuläre Panzer-Verfolgungsjagd durch Sankt Petersburg das Publikum. Der neue Bond-Darsteller Brosnan schien dabei die Physis seines Rollenvorgängers Sean Connery (1930-2020) mit Roger Moores augenzwinkernder Kultiviertheit zu vereinen - und erschuf so den auf viele Arten vollkommenen 007.
Pierce Brosnans Ende als James Bond
Alle vier Brosnan-Bonds überzeugten finanziell, doch kritisierten Zuschauer und Fans zunehmend die Entwicklung der legendären Filmreihe. Während etwa Denise Richards' (52) Fehlbesetzung als Lara Croft nachempfundene, Tanktop tragende Nuklearphysikerin Dr. Christmas Jones in «Die Welt ist nicht genug» (1999) noch verschmerzbar schien, markierte «Stirb an einem anderen Tag» im Jahr 2002 das Ende von Brosnans Bond-Karriere.
Regisseur Lee Tamahori (72) setzte nämlich im 20. Bond-Film zum ersten Mal in der für ihre praktischen Effekte bekannten Filmreihe auf per Computer generierte Bilder. Noch heute denken Fans mit Grauen an den künstlichen Look der prominenten Eisfestung des Films oder einen auf einer CG-Welle surfenden 007 zurück.
Daniel Craig übernahm die legendäre Rolle, die in der Nachfolge der «Bourne»-Filme mit Matt Damon (52) deutlich härter, düsterer, humorloser und merklich weniger sexistisch angelegt wurde.
Wechselhafte Erfolge nach Pierce Brosnans 007-Abschied
Auch über seine Bond-Rolle hinaus fielen Pierce Brosnans grösste Schauspielerfolge in seine Zeit als 007. So verkörperte er etwa im Jahr 1997 an der Seite von «Terminator»-Star Linda Hamilton (66) im Katastrophenfilm «Dante's Peak» den Vulkanologen Dr. Harry Dalton, und liess im auch finanziell äusserst erfolgreichen Remake «Die Thomas Crown Affäre» (1999) seinen legendären Charme spielen.
Nach seinem Bond-Abschied war Brosnan regelmässig in grossen Filmproduktionen zu sehen, doch nur wenige wie etwa sein Auftritt als Auftragskiller in «Mord und Margaritas» (2005) oder sein Mitwirken in den beiden «Mamma Mia!»-Filmen der Jahre 2008 und 2018 blieben in Erinnerung.
Zuletzt gab Brosnan im DC-Werk «Black Adam» (2022) sein Comicfilm-Debüt. Nach Umstrukturierungen hinter den Kulissen der DC Studios ist es jedoch unwahrscheinlich, dass der Mime für weitere Filme aus dem Superhelden-Universum zurückkehren wird.
Private Schicksalsschläge und die Malerei
Seit 1980 war Brosnan in erster Ehe mit der australischen Schauspielerin Cassandra Harris verheiratet. Das Paar hat ein gemeinsames Kind. Brosnan adoptierte zudem Harris' zwei Kinder aus einer vorherigen Ehe. Im Jahr 1991 verstarb die Darstellerin dann auf tragische Weise im Alter von nur 43 Jahren an Eierstockkrebs. Ihre Tochter Charlotte erlag derselben Erkrankung im Jahr 2013 mit nur 42 Jahren.
Pierce Brosnan selbst brachte dieser fürchterliche private Schicksalsschlag zur Malerei: «Ich begann im Jahr 1987 zu malen, als meine verstorbene Frau an Krebs erkrankte. Ich hatte aus Schmerz gemalt, und jetzt drückt sich der Schmerz zuweilen in Farbe aus». Im Jahr 2018 wurde ein Gemälde des Mimen, das Musik-Legende Bob Dylan (81) darstellt, bei einer Wohltätigkeits-Auktion für 1,2 Millionen Euro versteigert.
Seit 2001 ist Brosnan, der heute 70 Jahre alt wird, in zweiter Ehe mit der Journalistin Keely Shaye Smith (59) verheiratet. Das Paar hat zwei gemeinsame Kinder.