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Perfektions-Wahn und Leistungsdruck

So brutal ist das K-Pop-Business

Millionen Teenager weltweit verehren schrille Pop-Bands aus Korea. Doch der Trend hat auch dunkle Seiten. Innerhalb kurzer Zeit nahmen sich gleich drei junge Musiker das Leben. Das steckt hinter dem Phänomen K-Pop.

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Jennie Kim, Rosé, Lisa and Jisoo of 'BLACKPINK

Jennie Kim, Rosé, Lisa and Jisoo bilden die Band Blackpink.

Getty Images for YouTube

Sind euch die Bandnamen BTS oder Blackpink bekannt? Nein? Sagt euch vielleicht die Bezeichnung K-Pop etwas? Noch immer nicht? Also kommt schon, es gibt kaum eine Person, die 2012 an dem viralen Koreanischen-Pop-Hit «Gangnam Style», hinter dem der Südkoreaner Psy steckt, vorbeigekommen ist. Sei es gewollt oder ungewollt. Tatsache ist aber, dass der Song nach wenigen Tagen ein riesiger Erfolg war und bis heute in der Top-10-Liste der meistgeklickten Youtube-Videos zu finden ist. Ein Paradebeispiel für den Erfolg der koreanischen Popmusik. 

Das Business verstehen

Das Prinzip ist einfach: Perfektionismus steht über allem. Die jungen Künstlerinnen und Künstler entsprechen einem makellosen Auftreten, sind auffällig gekleidet und zeigen sich charakterlich loyal, interessiert und sozial. Wer dem nicht nachkommen kann, muss sich gar nicht erst auf das Business einlassen, wie Isabelle Opitz, Chefredaktorin vom deutschen K-Pop-Magazin «K*bank» weiss: «In Korea verzeihen Fans sehr wenig, da reicht schon eine heimliche Beziehung,  Anzeichen von Drogenkonsum oder kleinere Auseinandersetzungen mit dem Gesetz, um eine Karriere für immer zu zerstören.»

Was im ersten Augenblick so einfach klingt, basiert auf einem detaillierten Konzept. Grosse Unterhaltungsfirmen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Teenies zu Geldmaschinen auszubilden. Entsprechend ziehen die Unternehmen im Hintergrund die Fäden und haben Oberhand über das Leben der jungen Künstler gewonnen.

Finanzielle Abhängigkeit trotz Erfolg

Nach öffentlichen Castings nehmen Plattenfirmen die Teenager mit dem grössten Potenzial früh unter Vertrag und bilden sie aus. Sie besuchen Tanz- und Gesangstrainings sowie Fremdsprachenunterricht. Sogar der Umgang mit Fans und Journalisten wird ihnen vermittelt. Die perfekten Fassade der Jugendlichen muss glänzen. Ausschliesslich die besten des Trainingsprogramms werden zu einer Gruppe zusammengeschlossen und vermarktet. Um die Gunst der Zuhörer zu gewinnen, werden in Südkorea die aktuellen Songs der Neo-Gruppen in zahlreichen Musikshows präsentiert. Letztlich spielen auch Plattformen wie Instagram oder Tiktok eine grosse Rolle.

Das ganze Businessmodell basiert allerdings auf einem riesigen Kredit. Die Plattenfirmen übernehmen zu Beginn die Ausbildungskosten der Künstler, später müssen sie die finanziellen Aufwände zurückzahlen. «Schätzungen zufolge geben Labels im Durchschnitt, von Trainingsbeginn bis Debüt, 1 bis 2 Millionen Dollar für einen einzelnen Trainee aus», so Opitz. Trotz hohen Investitionen ist der Durchbruch im Musikgeschäft nicht garantiert. Somit lastet ein enormer Druck auf den Schultern der Jugendlichen.

Todesfälle werfen Fragen auf

Dieser enormen psychischen und physischen Belastung halten nicht alle Künstler der Szene stand. Sie forderte schon einige junge Leben. So auch das des K-Pop-Sängers Cha In-ha. Der 27-Jährige wurde tot in seinem Haus aufgefunden. Das berichtete der britische «Guardian» und beruft sich auf dessen Talentagentur.

Cha In-ha ist der dritte K-Pop-Star, der binnen zwei Monaten gestorben ist. Erst im November starb die Sängerin Goo Ha-ra. Sie war gut mit der K-Pop-Sängerin Sulli befreundet, deren Suizid im Oktober für Erschütterung sorgte. Die beiden Sängerinnen wurden vor ihrem Tod im Internet gemobbt. Goo Ha-ra war zum Zeitpunkt ihres Todes zudem mit einem Sex-Video von einem Ex-Freund erpresst worden. Dazu kamen Differenzen mit ihrem Management. Die Todesfälle werfen Fragen und Zweifel am ganzen Business auf und zeigt klar: Nicht alles was glänzt ist Gold.

Isabelle Opitz zeigt sich besorgt: «Die Suizide sind ein Zeichen dessen, dass mit Themen wie Depression, Burnout oder Leistungsdruck in Korea noch nicht optimal umgegangen wird. In der Öffentlichkeit spricht man selten über solche Themen und wenige Künstler trauen sich, eine solche ‹Schwäche› einzugestehen. Wobei das sicherlich nicht nur ein koreanisches Problem darstellt.»

Suizidgedanken? Holen Sie sich Hilfe!

Schweizer-illustrierte.ch berichtet üblicherweise nicht über Suizide, um Nachahmereffekte zu vermeiden – es sei denn, ein Fall erhält durch besondere Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie oder ein Mensch in Ihrem Umfeld Suizidgedanken haben, holen Sie sich bitte umgehend Hilfe.

Diese Angebote sind schweizweit rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und ihr Umfeld da – vertraulich und kostenlos:

Von TR am 4. Dezember 2019 - 19:09 Uhr