Ein Dokfilm auf SRF sorgt gerade für Furore. In der Reportage «Russisches Geld in der Schweiz» gehen die Journalisten Kathrin Winzenried und Simon Christen der Frage nach, wie die Schweiz die Sanktionen gegen Russland, beziehungsweise gegen in der Schweiz lebende Russinnen und Russen umsetzt, die auf einer entsprechenden Liste erscheinen. Dabei handelt es sich vorwiegend um reiche Oligarchen, denen eine grosse Nähe zu Kreml-Chef Wladimir Putin nachgesagt wird.
Einer davon soll gemäss der Reportage der russische Kohleunternehmer und Düngemittelproduzent Andrey Melnichenko (geschätztes Vermögen von 14 Milliarden Franken) sein. Dieser hat seinen offiziellen Wohnsitz im Kanton Graubünden, genauer in der Gemeinde St. Moritz. Er stehe im Verdacht, den Krieg in der Ukraine mitzufinanzieren und finde sich deshalb auf der EU-Sanktionsliste, die seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine Gültigkeit hat.
Dass sich der Film dabei auch an den typischen Russen-Klischees bedient, kommt in St. Moritz weniger gut an. Die Gemeinde reicht bei der Ombudsstelle Beschwerde gegen den Beitrag ein, wie St. Moritz-Mediensprecher Fabrizio D’Aloisio gegenüber dem «SonntagsBlick» bestätigt. «Wir sind überrascht und sprachlos über die Sendung», wird er von der Zeitung zitiert. Die Macher hätten Archivmaterial gezeigt, das laut D’Aloisio suggerieren würde, dass in St. Moritz trotz Ukraine-Krieg Partystimmung herrsche. Dazu sei ein Mitschnitt einer Party aus dem Jahr 2011 gezeigt worden. Und auch die zitierte Tourismus-CEO, Ariane Ehrat, sei entgegen der Einblendung im Film seit fünf Jahren nicht mehr in dieser Funktion tätig.
Die Kontroverse ist mittlerweile auch bei SRF angekommen. «Wenn eine entsprechende Beanstandung eingeht, wird die Redaktion – wie immer in solchen Fällen – gegenüber der Ombudsstelle ausführlich Stellung beziehen. Deshalb bitten wir um Verständnis, dass wir uns vorher nicht öffentlich dazu äussern können», richtet die Medienstelle dem «SonntagsBlick» aus.