Mehr als 12 Millionen Menschen sassen am Samstag, 25. November vor dem Bildschirm, um Thomas Gottschalk (73) und seinen Gästen die nun wirklich allerletzte Ehre zu erweisen. Auch Fernsehdinosaurier Gottschalk scheint sich in diesem Format nicht mehr wohl zu fühlen. Diesen Eindruck bekam man während seiner Show, denn wie er selbst sagte, kenne er viele Gäste gar nicht mehr und lamentierte im Fernsehen: «Es ist problematisch, wenn man mir Gäste erklären muss, die bei mir auf der Bank sitzen. Und es ist doch Blödsinn, wenn ich frage: Wo bleiben Sophia Loren und Rod Stewart? Und die sagen: Die können beide nicht mehr laufen.»
Die sogenannte Cancel Culture war ein weiterer Grund, der Gottschalk laut eigener Aussage dazu bewegte, aufzuhören. Früher habe er im Fernsehen immer so geredet wie zu Hause, jetzt gehe das nicht mehr und bevor er wieder einen Shitstorm «herbeilabere», sage er lieber gar nichts mehr. Für ihn sei das allerdings «keine dolle Entwicklung.»
Schweizer Prominente zu Gottschalks TV Abrechnung
Gegenüber dem «Blick» äusserten sich nun Schweizer TV-Stars über Gottschalks TV-Abrechnung. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus. Roger Schawinski (78) kann Gottschalk gut verstehen: «Tomy liegt richtig. In der heutigen Cancel Culture muss er als alter weisser Mann höllisch aufpassen, dass er mit einem lockeren Spruch nicht in irgendein Fettnäpfchen tritt und dafür abgewatscht wird.»
Auch Stefan Büsser (38), der ab 2024 eine eigene Late Night Show im SRF 1 präsentieren darf, fühlt mit dem ehemaligen TV-Giganten: «Die Gesellschaft ist spürbar sensibler geworden, da hat Gottschalk Recht. Wir sind aber weit weg von Sprechverboten. Wir sind als Moderatoren und Comedians lediglich angehalten, unsere Texte und Kritik noch besser zu formulieren. Die Moderations-Ära Gottschalk hat einen würdigen Abschluss erhalten, jetzt ist es Zeit für neue Gesichter und Ideen.».
Die Comedians Mike Müller (60) und Viktor Giacobbo (71) haben eine ganz andere Sichtweise. «Gottschalk reiht sich da ein, in die lange Schlange der permanent Betupften, die ständig öffentlich sagen dürfen, dass sie nichts mehr sagen dürfen. Es ist nicht so, dass ich das anders erlebe, allein deshalb, weil ich schon lange nicht mehr beim Fernsehen arbeite, aber ich lasse mich nicht auf das Altmännergeheule im Stil von Gottschalk ein», so Mike Müller.
Noch direkter ist Viktor Giacobbo: «Ein weinerlicher, privilegierter Boomer, der nicht versteht, dass sich die Welt verändert, interessiert mich nicht.»
Üppiger Lohn für «Wetten dass..?»
Gottschalks Gemotze könnte man zudem auch irgendwie als Jammern auf hohem Niveau bezeichnen. Ja, die Zeiten haben sich geändert, aber immerhin ist er all die Jahre nicht ganz leer ausgegangen. Denn immerhin war der heute 73-Jährige seit 1987 – also ganze 36 Jahre – mit kurzen Unterbrechungen das Gesicht von «Wetten, dass..?». Und das hat sich das ZDF etwas kosten lassen. Wie aus einem alten Vertrag, der «Bild» vorliegt, hervorgeht, bezahlte das ZDF dem Moderator schon für seine erste Sendung 100'000 DM. Später waren es dann rund 51'000 Euro pro Sendung – das entspricht knapp 49'000 Schweizer Franken.
Mit sieben bis acht Shows pro Jahr kam damit über die Jahre ein stolzes Sümmchen für Thomas Gottschalk zusammen. Pro Folge waren laut Vertrag etwa 105 Minuten Sendezeit vorgesehen, an diese Vorgabe hielt sich der Entertainer allerdings fast nie, meistens dauerten die Sendungen länger.
Ganz aus der Fernsehlandschaft verschwindet Thomas Gottschalk aber nicht. Bereits am kommenden Wochenende (02.12.2023) moderiert er, zusammen mit der 30-jährigen Victoria Swarowski bei RTL, die Gala Show «100 Jahre Disney».