Der Hamburger Koch Tim Mälzer (51) ist für seine deutlichen Worte berühmt, berüchtigt und bei Kollegen gefürchtet. Im Interview der April-Ausgabe des Männermagazins «Playboy» nimmt er einmal mehr kein Blatt vor den Mund. Vor allem Berliner Hippster-Köche bekommen darin ihr Fett ab. Auf die Frage, wann ihm persönlich ein Gericht zu philosophisch wäre, ledert Mälzer los: «Ich sehe die Dinge, verstehe, was der Koch sagen will, aber ich schmecke es nicht mehr.» Als Beispiel nennt er den «brutalen Regionalismus»: «Der wird insbesondere von schwarze Rollkragenpullover tragenden Berlinern zelebriert und trägt so eine Art Bohemien-Arroganz.»
Von diesen Kollegen würde die letzte Kartoffel von «nose to tail» verarbeitet und Aromen gefeiert, die Mälzer als «frisch gemähte Wiese» bezeichnen würde. «Wie albern wollen wir denn werden?», fragt Mälzer. Für ihn sei das zu intellektuell, wenn solche Emotionen drübergegossen würden: «Dann finde ich das blamabel.» Essen sollte zuallererst ein Genuss sein, einen sättigen und mit Nährstoffen versorgen.
Tim Mälzer: Lieber Omas Butterkuchen als kompliziertes Dessert
Für ihn sei ein gutes Essen, wenn «gute Grundprodukte im richtigen Moment mit der richtigen Attitüde zubereitet» würden. Das würde auch schon bei einem belegten Brot anfangen: «Von jemand anderem geschmiert, zurechtgeschnitten, gewürzt und mit einem Radieschen dekoriert, schmeckt es doch sehr viel geiler als das, was wir uns vielleicht selbst zubereiten würden.» Generell sei für ihn «ein Hühnerfrikassee oder ein Butterkuchen von der Grossmutter manchmal sehr viel geiler als ein Dessert, das aus 37 Komponenten besteht».