Kaum jemand von Rang und Namen will im Zeitalter viraler Videos noch durch eine Hollywood-Award-Show führen. Zu hoch ist das Risiko, dass einem ein Patzer auf ewig anhaftet. Das weiss auch Late-Night-Talker Jimmy Kimmel (55): «Die Einladung, die Oscar-Verleihung zum dritten Mal zu moderieren, ist entweder eine grosse Ehre oder eine Falle», lautet sein Fazit, nachdem er den Job nach 2017 und 2018 heuer erneut übernimmt. Damit ist er ganz oben angekommen. Im Promo-Trailer wird Kimmel die heikle Mission in der «Top Gun»-Academy erläutert: Gesucht sei ein Host, der «unflappable and unslappable» ist, «unerschütterlich und unschlagbar» – ein Seitenhieb auf Will Smith (54) der letztes Jahr auf der Oscar-Bühne Chris Rock, 58, die Faust ins Gesicht schlägt.
Skandalerprobter Provokateur
Kimmel, der mehrfach die Emmys und American Music Awards moderierte, gilt als krisenerprobt: Er ist 2017 Oscar-Gastgeber, als Warren Beatty (85) ein falscher Umschlag ausgehändigt wird – und er «La La Land» statt «Moonlight» als besten Film verkündet. Die Hölle bricht los, doch Kimmel bewahrt Nerven und scherzt: Bei der Miss-Universe-Wahl sei auch die falsche Kandidatin zur Siegerin gekürt worden.
Vor der Show in der Nacht auf Montag blickt der gebürtige New Yorker auf 20 Jahre Erfahrung als Late-Night-Talker zurück – und einige überstandene Skandale: Ein Sketch, in dem Kleinkinder die Staatsverschuldung erklären, macht 2013 die asiatische Community wütend. 2020 entschuldigt er sich für ein Video aus den 90er-Jahren, in dem er Basketballstar Karl Malone (59) mit dunkler Schminke imitiert – und erst vor Kurzem erleidet er eine Bruchlandung, als er bei den Emmys «ohnmächtig» am Boden liegen bleibt, als Gewinnerin Quinta Brunson (33) ihre Dankesrede halten will.
Sympathien fliegen Kimmel zu, als sein Jüngster, Billy (5) mit einem Herzfehler geboren wird und drei Tage nach der Geburt operiert werden muss. In seiner Show spricht er als Vater unter Tränen darüber, was Eltern aus weniger privilegierten Verhältnissen in der ähnlichen Situation im Gesundheitswesen und mit Krankenkassen durchmachen, und entfacht so eine nationale Debatte.
Legendäre Fehde mit Matt Damon
Kimmel, der deutsche und italienische Wurzeln hat, ist ein Familienmensch: Bruder Jonathan arbeitet bei ihm in der Regie, Cousin Sal und Tante Chippy treten als Stimme des Volkes oft in der Show auf. Verheiratet ist er mit Molly McNearney (45); sie arbeitet in seinem Schreibteam. Das Paar hat zwei gemeinsame Kinder, zwei weitere bringt er aus erster Ehe mit. Seine Karriere startet in Las Vegas. Jimmy ist neun, als die Familie dorthin zieht. Seine Schlagfertigkeit testet er zunächst im Lokalradio. Sein Idol: David Letterman (75). In Los Angeles wechselte Kimmel vom Radio zum TV, erhält 2003 bei ABC eine eigene Show. Ein frühes Highlight von «Jimmy Kimmel Live!» ist die sich über viele Episoden hinziehende vorgetäuschte Fehde des Moderators mit Matt Damon (52): Bis heute beendet Kimmel jede Show mit dem Satz, dass die Sendezeit für Damon nicht mehr ausreiche.