Martin Scorsese feiert am 17. November seinen 80. Geburtstag und Hollywood feiert einen der bedeutendsten Regisseure der Branche. Dabei wollte der gebürtige New Yorker mit der markanten Hornbrille eigentlich Priester werden, was nach seinem Ausschluss aus der Jesuitenschule aber nicht klappte. 1960 schrieb er sich stattdessen für ein Studium der Filmkunst an der New York University ein und ebnete damit einen Pfad Richtung Hollywood. Sein Spielfilmdebüt «Wer klopft denn da an meine Tür?» misslang 1967 noch finanziell, doch dabei sollte es nicht bleiben.
Spätestens 1976 liess der Selbstjustiz-Thriller «Taxi Driver» mit Robert De Niro (79) seinen Stern das erste Mal weltweit aufgehen. Der Streifen gilt heutzutage als einer der besten Filme aller Zeiten. Im Laufe seiner Karriere sollte der 1,63 Meter kleine Starregisseur die Branche wie kaum ein anderer prägen. Er steht noch heute vehement für seine Vorstellung von Kino ein.
Begegnungen und Freundschaften mit Berühmtheiten
Scorsese ist nicht nur selbst als Grösse im Filmgeschäft bekannt, sondern machte in seinem Leben auch früh die Bekanntschaft mit berühmten Regie-Kollegen. Oliver Stone (76, «Platoon») und Jonathan Kaplan (74, «Kaltblütig») unterrichtete er als Dozent in seiner Zeit an der University of New York. Nach seinem Umzug nach Kalifornien freundete er sich mit Francis Ford Coppola (83, «Der Pate»), Steven Spielberg (75, «Der Soldat James Ryan») und George Lucas (78, «Star Wars») an.
Zu den Stars in seinen Filmen pflegte er zudem immer einen vertrauten Umgang. Branchengrössen wie Harvey Keitel (83), Robert De Niro oder Leonardo DiCaprio (48) besetzte er auch immer wieder in seinen Werken. Gerade mit De Niro verbindet Scorsese ein sehr persönliches Band.
Bewegtes Privatleben
Ähnlich dem vieler seiner Filmfiguren führte der Maestro auch selbst ein spektakuläres Privatleben. Mit seiner Frau Helen Morris ist er mittlerweile seit über 20 Jahren verheiratet, doch es ist bereits die fünfte Ehe für den 80-Jährigen. Zuvor gab er Laraine Marie Brennan (verheiratet von 1965 bis 1971), Julia Cameron (1975 bis 1977), Isabella Rossellini (1979 bis 1982) und Barbara De Fina (1985 bis 1991) das Ja-Wort.
Auch eine Drogenvergangenheit bringt die Kino-Legende mit. 1980 hätte ihn eine Kokainsucht beinahe das Leben gekostet. Robert De Niro besuchte ihn damals im Krankenhaus und überzeugte ihn, seine Sucht zu überwinden, um seinen viel beachteten Film «Wie ein wilder Stier» zu drehen. In der Überzeugung, dass er nie wieder einen Film drehen würde, widmete Scorsese seine ganze Energie dem gewalttätigen Biopic über den Mittelgewichts-Boxchampion Jake LaMotta (1922-2017) und nannte es eine «Kamikaze-Methode» des Filmemachens. Das Drama wird weithin als Meisterwerk angesehen, De Niro gewann 1981 den Oscar als bester Hauptdarsteller.
Der lange Kampf um einen Oscar
Martin Scorsese blieb der Oscar 1981 hingegen verwehrt. Insgesamt war er in seiner Karriere bisher 14-mal in unterschiedlichen Kategorien für den Goldjungen nominiert. Er gewann ihn schliesslich 2007 für die beste Regie in «Departed - Unter Feinden». Das Remake eines Hongkonger Films namens «Infernal Affairs» (2002) mit Matt Damon (52) und Leonardo DiCaprio sollte aber bis heute der einzige Film bleiben, der ihm einen Regie-Oscar einbrachte.
Von Kritikern wurden seine Produktionen häufig gefeiert, aber an der Kinokasse landete er längst nicht immer einen Treffer. Seine Musical-Verfilmung «New York, New York» floppte 1977 etwa so schlimm, dass er in die bereits erwähnte Drogensucht verfiel. Trotzdem blieb er seiner Art von Kino immer treu und tat gut daran. Mit seiner Mafia-Trilogie aus «Hexenkessel» (1973), «GoodFellas» (1990) und «Casino» (1995) etwa griff Scorsese zwar keinen Oscar ab, schuf aber dennoch drei zeitlose Klassiker der Filmgeschichte.
Marvel-Kritik zur Verteidigung seines Kino-Begriffs
Einige Produktionen der letzten Jahre entsprechen dagegen gar nicht den Ansprüchen des Starregisseurs. Mit der Kritik an den enorm erfolgreichen Kino-Adaptionen der Marvel-Comics entfachte Scorsese 2019 eine hitzige Debatte. Die Marvel-Filme seien «kein Kino», sondern «Themenparks», hatte der Filmemacher damals behauptet. «Wir sollten nicht davon überschwemmt werden. Wir brauchen Kinos, die aufstehen und Filme zeigen, die erzählerisch sind», plädierte er. Die Kinosäle würden von den Themenpark-Filmen «übernommen».
«Kinos sind zu Vergnügungsparks geworden. Das ist alles schön und gut, aber man sollte nicht alles andere in diesem Sinne überfallen», warnte er. Die Marvel-Produktionen seien einfach nicht seine «Art von Film», sagte der Regisseur. «Es schafft eine andere Art von Publikum, das denkt, dass das Kino ist.» Mit den Aussagen erntete er viel Zustimmung, aber auch Kritik.
Schon das nächste Projekt in der Mache?
Scorsese selbst scheint der Filmkunst jedenfalls noch nicht müde. Sein Drama «Gangs of New York» (2002), das damals unter anderem mit Leonardo DiCaprio besetzt war, soll offenbar eine Serie bekommen. Diese soll sich allerdings deutlich von dem Original absetzen, berichtet «Deadline».
Demnach gibt es zwar noch nicht viele Details zu dem angeblichen Projekt, in der geplanten Serie sollen aber wohl neue Charaktere im Mittelpunkt stehen. Scorsese soll als leitender Produzent mit an Bord sein und bei den beiden ersten Episoden Regie führen. Bereits für «The Irishman» (2019) hatte der Regisseur mit der Streamingplattform Netflix zusammengearbeitet. Für das Mafia-Epos sprangen 2020 sagenhafte zehn Oscar-Nominierungen heraus. Mit dabei für die beste Regie damals: der 1,63m-Mann mit der Hornbrille.