Wer die Netflix-Erfolgsserie «Inventing Anna» geschaut hat, der weiss: Anna Sorokins (31) russischer Vater Vadim Sorokin (58) ist eine harte Nuss, zumindest dann, wenn er von Journalisten mit Fragen zu seiner Tochter, der Hochstaplerin Anna Sorokin, konfrontiert wird. Der britischen «Daily Mail» ist es nun aber gelungen, mit Vadim Sorokin zu sprechen.
Anna Sorokin wuchs als russische Einwanderin mit ihrer Familie in der deutschen Kleinstadt Eschweiler auf und träumte schon immer von einem grösseren, glamouröseren Leben. «Sie wollte wie Paris Hilton leben, aber wir konnten ihr das nicht bieten», sagt ihr Vater Vadim. Also zog seine Tochter in die weite Welt und schuf in New York die Traumfigur Anna Delvey und schaffte es, sich mit Lügen, Fantasie und Überzeugungskraft in die höchsten Kreise der Society hochzuschwindeln.
Der Betrug flog auf und Anna wurde zu vier bis zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Nachdem sie frühzeitig aus der Haft entlassen wurde, wollten sie die USA nach Deutschland abschieben, wogegen sie sich bis heute mit Händen und Füssen wehrt. Nun sitzt Sorokin wieder in Haft und wartet auf ein neues Urteil der Einwanderungsbehörde ICE.
Vater Vadim steht mit seiner Tochter in regem Kontakt. «Ich spreche drei, vier Mal die Woche mit Anna und unsere Gespräche sind immer die gleichen – sie braucht Geld», gibt er etwas zermürbt zu Protokoll. Denn obwohl Anna Sorokin für ihre Geschichte von Neftlix mehr als 300'000 Franken bekommen haben soll, plagen sie Geldsorgen, der Prozess und die Anwaltskosten hatten das kleine Vermögen schnell wieder aufgebraucht.
Es gelinge Anna mit Leichtigkeit, Menschen um den Finger zu wickeln, so Vadim Sorokin. Sogar im Gefängnis konnte sie diese Fähigkeiten gekonnt ausspielen und brachte zum Beispiel Mithäftlinge dazu, ihr die Kleider zu waschen. Gegenüber «Daily Mail» spricht Vadim über ihre manipulativen Fähigkeiten und zeigt sich verbittert: «Sie sagt mir nie ‹Ich liebe dich›, sondern nur ‹Ich bin deine einzige Tochter. Du musst mir helfen und Geld geben›»
Trotz diesen Enttäuschungen steht die Türe ihres einstigen Kinderzimmers in Eschweiler weit offen, sagt Vadim Sorokin und betont, dass er nach ihrer Heimkehr dafür sorgen wolle, dass Anna nicht mehr straffällig werde. «Obwohl wir sie unterstützen werden, werden wir ihr nicht ermöglichen, ihre früheren Fehler zu wiederholen.»
Im Kreise ihrer Familie in Deutschland müsse sich seine Tochter erst einmal neu orientieren, ist Papa Sorokin überzeugt: «Jeder Tag ist ein neuer Beginn. Ich denke nicht, dass sie innen drin böse ist. Sie muss nun zum ersten Mal herausfinden, was sie mit ihrem Leben machen möchte.»
Ob Anna Sorokin überhaupt abgeschoben werden kann und ob eine Rückkehr in ihr Kinderzimmer für sie denkbar oder standegemäss ist, steht aber vorerst in den Sternen.