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Schlagerlegende Roland Kaiser über Karriere und Gesellschaft

«Wer nichts mit mir zu tun haben will, lässt es halt»

Roland Kaiser, der deutsche Schlagerstar, veröffentlichte kürzlich sein 29. Album. Im Interview mit Schweizer Illustrierte spricht er über seine Karriere, seine Zukunftsaussichten und seine offene Haltung gegenüber gesellschaftlichen Veränderungen.

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Roland Kaiser beim Festakt zum 34. Jahrestag der Deutschen Einheit im Mecklenburgischen Staatstheater. Schwerin, 03.10.2024 *** Roland Kaiser at the ceremony for the 34th anniversary of German unity at the Mecklenburg State Theater Schwerin, 03 10 2024 Foto:xM.xWehnertx/xFuturexImagex kaiser_einheit_4030

Am 7. Februar hat Roland Kaiser bereits sein 29. Album veröffentlicht.

imago/Future Image

Schweizer Illustrierte: Sie haben im Februar bereits ihr 29. Album veröffentlicht, führen seit Jahrzehnten eine erfolgreiche Karriere. Verspüren Sie Wehmut, wenn Sie zurückschauen und sehen, wie schnell die Zeit vergeht, wie schnell die Kinder erwachsen werden?

Roland Kaiser: Ich lebe im Jetzt und Hier, das ist das Wichtigste. Und man kann sowieso das Jetzt nur beurteilen, wenn man das Gestern kennt. Das betrifft auch das Geschichtliche. Um das Heute zu beurteilen, müssen Sie gucken, wie das Ganze entstanden ist. Ich habe mit der Vergangenheit keine Probleme, nur interessiert mich das Leben, das vor mir liegt, mehr als dasjenige hinter mir. Ich bin der Zukunft zugewandt.

Um die geht es auch in Ihrem neuen Song «Was aus euch wird», wo Sie sich genau mit dieser Frage in Bezug auf Ihre Kinder beschäftigen.

Als Elternteil ist man schon gespannt, was passiert, wenn ich nicht mehr da bin, weil ich es nicht erleben kann. Aber ich habe auch in dem Text immer wieder gesagt, ich bin sicher, dass was aus euch wird. Ich habe nie infrage gestellt, dass meine Kinder ihr Leben meistern werden. Und das soll das Lied auch aussagen, nämlich den Glauben an die Zukunft und den Glauben an die Kinder, die nach mir kommen.

Hinterfragen Sie den Tod, respektive machen sich Gedanken darüber?

Ich bin jemand, der glaubt, dass das Leben in irgendeiner Form weitergeht. Wie, weiss ich nicht, aber ich glaube, es geht weiter.

Wechseln wir vom Tod zu den «alten, weissen Männern», die heute gerne für ihre Ansichten und Aussagen kritisiert werden. Bei Ihnen scheint das Gegenteil der Fall zu sein, Sie wurden von der «Brigitte» kürzlich sogar als «cooler, weiser Mann» bezeichnet. Was unterscheidet Sie?

Ich habe eine starke Verbindung zur Jugend durch meine Kinder, halte viel von der Jugend, in jeder Beziehung. Ich verweigere mich auch der Ansicht zu sagen, sie seien faul, wollten nicht arbeiten und hätten keinen Respekt vor dem Alter. Das hat Sokrates vor Tausenden von Jahren bereits gesagt, und da war es schon falsch. Wir müssen uns entwickeln, mit der Sprache genauso. Ich habe kein Problem damit, wenn Menschen gendern, das ist o.k. für mich. Ich sage nicht Lehrer:innen, aber Lehrerinnen und Lehrer, jeder muss da seinen Weg finden, aber ich bin offen. Genauso wie ich sage, es gibt nicht nur Mann und Frau, sondern die Menschen heute leben ihre Vielschichtigkeit, ihre Vielseitigkeit aus – und das hat man auch zu akzeptieren.

Sie äussern sich und Ihre Meinung ja immer sehr frei.

Das darf ich auch in dem Land.

Andere Stars enthalten sich jedoch bewusst ihrer Meinung, um nicht plötzlich gecancelt zu werden. Haben Sie keine Angst davor?

Nein, ich glaube, dass man mir dieses Recht zubilligt, und wenn jemand dann sagt, aufgrund seiner Ansichten möchte ich mit ihm nichts mehr zu tun haben, weder seine Tonträger kaufen noch in sein Konzert gehen, dann lässt er es halt. Ich kann meine Ansichten nicht abhängig machen von denen anderer Leute.

Macht Ihnen bei dem aktuellen Weltgeschehen der Blick in die Zukunft ein bisschen Sorge?

Ich bin ein gnadenloser Optimist. Ich glaube an das Gute im Menschen. Ich glaube, dass der Mensch die Kurve kriegt – in jeder Beziehung.

Wann kommt denn der gnadenlose Optimist Herr Kaiser doch an seine Grenzen?

Offen gesagt, habe ich noch keine gefunden, was meinen Optimismus angeht. Ich glaube, dass es immer noch genügend Potenzial gibt in uns allen, um das in den Griff zu kriegen, was da kommt.

Am Donnerstag, 5. Juni, tritt Roland Kaiser um 19.30 Uhr im Hallenstadion in Zürich auf.

Von Saskia Schär am 17. Februar 2025 - 18:00 Uhr