Im Herbst vor zwei Jahren kam die «#MeToo»-Debatte ins Rollen. Ein Bericht der «New York Times» trat am 5. Oktober 2017 eine Lawine los. Es waren happige Vorwürfe, die sich einer der mächtigsten Männer Hollywoods da anhören musste. Harvey Weinstein, heute 67, soll seit den 1980er-Jahren Frauen am Arbeitsplatz sexuell belästigt haben. Er habe über die Jahre diverse Schauspielerinnen und Angestellte seiner Firmen «Miramax» und «The Weinstein Company» bedrängt. Mit Schweigegeld habe er Frauen, die ihn verklagen wollten, ruhig gestellt.
Mindestens acht Frauen soll der «Miramax»-Gründer sexuell belästigt haben, hiess es im Bericht, der in Nullkommanix um den Globus ging. So forderte Schauspielerin Alyssa Milano, 46, Frauen auf der ganzen Welt dazu auf, über Twitter den Hashtag «#MeToo» (auf Deutsch: «Ich auch») zu nutzen und ihre eigenen Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen publik zu machen. Die mutige Aktion stiess auf grosses Echo: Am Folgetag fluteten bereits über eine halbe Million «#MeToo»-Tweets das Netz.
Der Weinstein-Skandal löste eine weltweite Debatte über sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt aus. In der Folge meldeten sich rund 100 weitere Frauen, die angegeben haben, von Weinstein sexuell belästigt oder genötigt worden zu sein. Dazu gehörten auch Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, 44, Salma Hayek, 52, und Rose McGowan, 45. Nach den Anschuldigungen gegen Weinstein wurden weitere Filmschaffende wie die Schauspieler Kevin Spacey, 59, und Gérard Depardieu, 70, mit Belästigungs-Vorwürfen konfrontiert. Verfahren und Untersuchungen wurden eingeleitet. Doch was ist aus den Anschuldigungen inzwischen geworden?
Harvey Weinstein
Seit Bekanntwerden der Belästigungs-, Missbrauchs- und Vergewaltigungsvorwürfe im Oktober 2017 hat sich halb Hollywood von Harvey Weinstein abgewendet. Den Anfang hatte die «Academy of Motion Picture Arts and Sciences» gemacht. Die Akademie hinter den Oscars hatte wenige Tage nach Bekanntwerden der Vorwürfe in Los Angeles eine Dringlichkeitssitzung einberufen und entschieden, Weinstein aus der Oscar-Akademie auszuschliessen. Wenig später gab auch die «Academy of Television Arts & Sciences», welche die Emmy-Awards verleiht, bekannt, dass sie Weinstein lebenslänglich verbannt. Im gleichen Zug nahm die Justiz Ermittlungen in London, New York und Los Angeles gegen den Film-Mogul auf.
Weinstein selbst hat sich erst Ende Mai 2018 den Behörden in New York gestellt. Bei der Anhörung räumte er Fehlverhalten ein, die Vorwürfe von nicht-einvernehmlichem Sex wies er hingegen zurück. Strafrechtlich angeklagt ist er nur in den Fällen zweier Frauen; viele der übrigen Fälle sind verjährt. Im Verfahren droht ihm eine lebenslange Haftstrafe. In New York wird das erste Verfahren am 9. September 2019 vor Gericht beginnen. Bei diesem Strafprozess geht es um Vorfälle aus den Jahren 2006 und 2013.
Was die sexuellen Übergriffe betrifft, die zivilrechtlich verhandelt werden, hat Weinstein offenbar eine Einigung mit den Klägerinnen erzielen können. Das berichtete unter anderem die «New York Times» Mitte Mai 2019. Die Rede ist von einer Zahlung über 44 Millionen Dollar, die die mutmasslichen Opfer entschädigen soll.
Kevin Spacey
Im Zuge der «#MeToo»-Bewegung wurden auch Vorwürfe gegen Schauspieler Kevin Spacey laut. Der US-Amerikaner soll im Juli 2016 auf der Ferieninsel Nantucket einen 18-jährigen Aushilfskellner betrunken gemacht und unsittlich berührt haben. Seit Bekanntwerden der Anschuldigungen gegen den zweifachen Oscar-Preisträger kamen weitere Vorwürfe hinzu. So soll Spacey vor 31 Jahren den damals 14-jährigen Anthony Rapp sexuell belästigt haben. Der «Star Trek»-Schauspieler war einer der Auslöser für den tiefen Fall von Spacey.
Neben dem Prozess zum Vorfall im Juli 2016 im US-Bundesstaat Massachusetts laufen weitere Ermittlungen in Los Angeles und London gegen Spacey. Das Strafverfahren wegen des sexuellen Übergriffs gegen den 18-jährigen Aushilfskellner wankt. Das mutmassliche Opfer William Little machte am vergangenen Montag bei einer Gerichtsanhörung auf der Insel Nantucket von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Hintergrund ist, dass das Handy mit Filmaufnahmen, welche den Vorfall bezeugen sollen, verschwunden sein soll.
Dass der einst renommierte Hollywood-Schauspieler wegen sexueller Übergriffe angeklagt ist, hat ihn in der Filmbranche in Ungnade gebracht: So verlor Spacey seine Hauptrolle in der Netflix-Serie «House of Cards». Zudem verbannte ihn Regisseur Ridley Scott, 79, aus seinem Kinofilm. Längst waren die Dreharbeiten zu «Alles Geld der Welt» beendet, als Scott ankündigte, alle Szenen mit Spacey aus dem Streifen herauszuschneiden.
Gérard Depardieu
Auch Gérard Depardieu geriet im August 2018 in den Sog der «#MeToo»-Debatte. Eine junge Schauspielerin hatte den Franzosen beschuldigt, sie bei zwei Treffen in seiner Pariser Stadtvilla im sechsten Arrondissement vergewaltigt zu haben. Daraufhin nahm die Pariser Staatsanwaltschaft Vorermittlungen auf.
Depardieu bestreitet die Vorwürfe bis heute. Er habe sich weder sexuelle Übergriffe, noch eine Vergewaltigung noch ein sonstiges Vergehen zuschulden kommen lassen, liess Depardieu damals über seinen Anwalt ausrichten. Anfang Juni dieses Jahres gab die französische Justiz bekannt, dass man die Vorermittlungen wegen Vergewaltigungsvorwürfen gegen Depardieu eingestellt hat. Es sei nicht möglich gewesen, durch die Untersuchungen Straftaten zu belegen, teilten Justiz-Vertreter mit.