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«Ausgewandert – Die fünfte Schweiz»

Im Süden Afrikas – Simbabwe

Von Bürglen nach Simbabwe: Seit über 30 Jahren lebt die Urnerin in Harare. Die gutherzigen und bescheidenen Einheimischen haben es ihr angetan.

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Mari Celso et sa femme Bernadette Schuler dans leur petit marché près de leur maison à Harare, Zimbabwe. mars 2024 5. Schweiz, ausgewandert ©Nicolas Righetti / Lundi 13

Ihr Freiluftladen gleich um die Ecke: Hier in einem Aussenquartier von Harare kaufen Bernadette Schuler Ribeiro und Ehemann Celso (l.) Gemüse und Früchte.

Nicolas Righetti/ Lundi13

Wenn ich morgens erwache, höre ich oft schon um drei Uhr unseren Hahn. Manchmal ist er unsere Alarmanlage.

Zum Frühstück esse ich eine Porridge-Bombe aus Nüssen, Chia-Samen, Baobab- und Moringa-Pulver, Ingwer und Honig. Dazu Toast und Kafi.

Mein Arbeitstag ist seit der Pensionierung relaxt. Ich habe mit Haus, Garten und Einkauf zu tun, absolviere Kurse, schreibe Reiseberichte.

Am Feierabend gönne ich mir mit Celso ein Glas Wein zu einem vegetarischen Kerzenlicht-Dinner.

Typisch simbabwisch an mir ist die Flexibilität im Alltag. Die Stromversorgung ist prekär, wir behelfen uns mit Solarpanels und Kerzen.

Touristen aus meiner ersten Heimat zeige ich Simbabwes wunderschöne Landschaft! Nationalparks, wo man ohne Massentourismus im Einklang mit der Natur ist, die Viktoriafälle, den bergigen Osten. Als Mitglied des Zimbabwe Mountain Clubs gehe ich viel wandern. Oft besuche ich einheimische Freunde auf dem Land, um deren traditionelle Kultur und deren Lebensstil kennenzulernen.

Überschätzt wird hier der soziale Status. Ein Überbleibsel der Kolonialzeit.

Am meisten stören mich in Harare die mit Plastikflaschen und Papier übersäten Strassen.

Von der Schweiz vermisse ich die Urner Berge und das mystische Ambiente von Aesch im Schächental mit dem Stäubi-Wasserfall. Und den Coiffeur-Jass mit meinen Schwestern. Ich mache jedes Jahr Ferien in meinem Geburtsland.

Die Schweiz kann von Simbabwe lernen, keine Lebensmittel zu verschwenden. Hier sieht man Leute, die den Supermarkt mit einem halben Brot verlassen.

Ich würde zurückkehren, wenn es die politische Situation erfordern würde. Ich liebe dieses Land und seine wunderbaren Menschen! Sie sind gutherzig, hilfsbereit und bescheiden.

Die Fakten zur Person

Bernadette Schuler Ribeiro (74)

Beruf
Ehemals Hotelsekretärin, Reiseleiterin und Angestellte auf Schweizer Botschaften.

Leben in Zahlen
Mit ihrem Mann Celso (65) und ihrer Tochter lebt sie in ihrem Haus in Simbabwes Hauptstadt Harare. Das Kilo Schwarzbrot kostet 4.40 Franken, ein Coiffeurbesuch rund 48 Franken.

Woher und wohin
Aufgewachsen in einer Urner Grossfamilie, zieht es Bernadette Schuler nach dem KV in einer Buchdruckerei für Sprachaufenthalte nach England, Frankreich, Spanien und Italien. Sie verbringt vier Wintersaisons als Hotelsekretärin in Zermatt und Davos, ist im Reisebusiness auf Kreuzfahrtschiffen und in Griechenland, Thailand, Mexiko und Kenia tätig. Ehe sie 18 Jahre als Botschaftsangestellte arbeitet, davon 12 in Harare. Über 100 Länder hat sie schon bereist.

Thomas Kutschera
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Von Thomas Kutschera am 16. März 2024 - 12:00 Uhr