Es klingt wie ein sehr schlechter Scherz, ist aber Tatsache: Sylvie Meis, 41, darf den Semperopernball in Dresden nicht mehr moderieren. Der Grund: Die Holländerin zeigte zu viel Ausschnitt.
Gegenüber «bild.de» sagt Opernball-Direktor Hans-Joachim Frey, 54: «Wir waren mit Sylvie Meis als Moderatorin eigentlich sehr zufrieden. Aber sie hat in diesem Jahr so tief ausgeschnittene Kleider getragen, dass das für unser konservatives Klientel zu freizügig war. Es gab sehr viel Kritik.»
Seine Entscheidung versucht Frey zu relativieren: Man würde die Moderatoren ja sowieso regelmässig austauschen.
Nun. Ich bin nicht per se Sylvie-Fan. Auch halte ich die Holländerin nicht für die beste Moderatorin der Welt. In dieser Angelegenheit aber würde ich als erste das Büro des Opernball-Chefs stürmen, um mich für Sylvie stark zu machen. Ich würde auch, ohne mit der Wimper zu zucken, mit BHs um mich schmeissen, wenns helfen würde.
Weil, Mensch, wir schreiben das Jahr 2019, wie um alles in der Welt kommt man auf die irre Idee, einer Frau wegen zu viel Sexyness den Job zu verweigern?
Es ist das silbrige Kleid, das dem Opernball-Boss sauer aufstösst. Getragen – und darin blendend ausgesehen – hat Sylvie die Robe beim letzten Ball vergangenen Februar in Dresden.
Es ist absolut richtig, dass das Kleid einen tiefen Ausschnitt hat. Es ist auch absolut richtig, dass sich Sylvie für dieses Modell entschieden hat. Einfach, weil sie sich darin wohl fühlt und vor allem, weil es niemanden etwas angeht, wieviel Dekolleté Meis zeigen will.
Und, weil die Tiefe eines Ausschnitts nichts über Sylvies Kompetenzen als Moderatorin aussagt.
Von wegen «konservatives Klientel»: Ich habe eine zweiminütige Google-Bildsuche gestartet: An den vergangen zwei Semperopernbällen trugen die Mehrheit der anwesenden Damen Abendroben mit Ausschnitt.
Meiner Meinung nach liegt der Hund irgendwo anders begraben. Die Chefetage hätte sich ja Sylvies Kleid im Vorfeld anschauen und ein Veto einlegen können. Hätte ich auch unglücklich gefunden, aber der Kunde (hier der Auftraggeber) ist schliesslich König. Man hätte sich finden können. Abseits der Öffentlichkeit. Alle wären glücklich gewesen.
Und Sylvie hätte ihren Job behalten können.
Was sagt die Moderatorin eigentlich selber zum Dekolleté-Debakel? «Natürlich ist Mode Geschmacksache, und man schafft es nicht immer, es allen recht zu machen. Als Frau sollte man jedoch selbstbewusst auftreten und zu seiner Weiblichkeit stehen dürfen.»
Word!
Dann trifft Sylvie den Nagel noch einmal auf den Kopf: «Mein Ausschnitt mag tief gewesen sein, jedoch liess er nicht so tief blicken wie das Argument, mich deswegen nicht mehr als Moderatorin zu engagieren.»
Word, Schwester!
So unsäglich daneben dieses ganze Manöver auch ist: Sylvie geht aus dieser Geschichte klar als Siegerin hervor.
Und wenn wir ehrlich sind, soll die Gute ihre Zeit sowieso nicht damit verschwenden, für einen so alteingesessenen Verein zu moderieren.
Supplement: Im Zeitalter von #metoo hat sich Herr Frey doch sehr weit, zu weit, für meinen Geschmack, aus dem Fenster gelehnt. Bleibt zu hoffen, dass wir wenigstens mal wieder ausführlich über das Thema reden und ein für allemal begreifen: Unser Körper, unser Dekolleté, unsere Sache!
Und nun Kopf hoch, liebe Sylvie, Krone richten, das nächste sexy Kleid anziehen und weitermachen.
Allerherzlichst,
deine Busenfreundin Maja Zivadinovic