«In Physik-Prüfungen erhielt ich jeweils einen Abzug, wenn ich zu viele Kommastellen ausrechnete», erinnert sich Kabarettistin Patty Basler (48) an ihre Schulzeit. «Der Lehrer bemerkte: ‹Pfui! Nur BEDEUTSAME Ziffern!›, das Resultat dürfe nicht genauer sein als die gegebenen Bedingungen (ironischerweise berechnete er Noten bis auf drei Dezimalstellen)», schreibt sie weiter auf Instagram.
Ihre Schlussfolgerung: «Schulnoten sind überbewertet!» Weil die Noten oft zu hoch oder zu tief seien, führen sie zu einer Disharmonie und Konflikten zwischen Kindern, Eltern, Lehrpersonen. «Für gewisse Kinder ist das Zeugnis keine Erfolgsbilanz, sondern ein Stapel Blätter, der das Versagen dokumentiert. Ein Scheiter-Haufen», findet Patty Basler. Ihre Haltung kommt nicht von ungefähr: Sie ist studierte Lehrerin, unterrichtete jahrelang Schulklassen und verteilte dort natürlich auch Noten. Ausserdem führt Patti Basler einen Mastertitel in Erziehungswissenschaften.
Braucht es neue Instrumente zur Beurteilung von Kindern?
Noten zur Beurteilung von Kindern mache überhaupt keinen Sinn, findet sie, weil es verschiedene Faktoren gebe, welche Einfluss auf die Noten haben können. Als Beispiele nennt sie sozio-ökonomische Umstände, Sprachenvielfalt und Neurodiversitäten wie ADHS.
Patty Basler wünscht sich die Abschaffung von Noten und dafür andere Lösungen. «Bräuchten Lehrpersonen und Eltern nicht neue Instrumente, um ohne Noten das Potenzial der Kinder einzuschätzen?», fragt sie.
Die SVP sagt «Nein!»
Es gibt immer politische Vorstösse, das altbekannte Notensystem an Schweizer Schulen abzuschaffen – oder wieder einzuführen, wo man sich davon verabschiedet hat. So wie aktuell im Kanton Aargau, wo die SVP mit einer Motion die Schulnoten in der Unterstufe zurückfordert – darauf bezieht sich Patti Basler in ihrem Insta-Post.
Die SVP stellt sich auf den Standpunkt, dass Schulnoten ein entscheidender Bestandteil des Bildungssystems seien. Es wäre falsch, diese durch ein unausgereiftes Kriteriensystem zu ersetzen, das Lehrpersonen vor grosse Herausforderungen stellen würde und einen Mehraufwand bedeuten. «Die Erfahrung zeigt, dass wir darauf vertrauen können, dass das bewährte System den Schülern die nötige Vorbereitung und den Rahmen bietet, um in der Berufswelt erfolgreich zu sein», schreibt zum Beispiel die Luzerner SVP.
Diese Meinung verleitet Patti Basler zu einem giftigen Seitenhieb. «Je kürzer die Schulbildung, desto eher wird rechtspopulistisch gewählt. Die rückwärtsgewandte Sicht ergäbe so einen Sinn», schiesst sie in Richtung SVP.
Abschliessend stellt Patti Basler die Frage: «Sollen Schulnoten nicht endlich auf dem Scheiterhaufen der Geschichte landen?»