Sieben Jahre lang dauerte ihr Kampf vor Gericht. Im Oktober 2020 wurde sie schliesslich im Alter von 52 Jahren zur Prinzessin von Belgien ernannt. Delphine Boël entstand aus einer Affäre von Alt-König Albert II., 87. Dieser wollte jedoch lange nichts mit seiner unehelichen Tochter zu tun haben und bestritt, eine Liaison mit Delphines Mutter Sybille de Sélys Longchamps gehabt zu haben. Zudem weigerte er sich zunächst standhaft, einen Vaterschaftstest zu machen.
Delphine selbst erfuhr erst im Alter von 17 Jahren von ihrer Mutter, dass der König von Belgien ihr Vater ist. Sie versuchte daraufhin mit Albert – den sie in den Jahren zuvor als netten Freund ihrer Mutter kennengelernt hat - Kontakt aufzunehmen. Geklappt hat es nicht. Zur Vaterschaftsklage entschied sie sich jedoch erst, als Alt-König Albert abgedankt hat.
Doch schon lange bevor sie sich dem Gerichtsprozess stellte, musste Delphine lernen, zu kämpfen. In der Dokumentation «Delphine: mijn verhaal» – «Delphine: Meine Geschichte» – des TV-Senders «VRT News» sprach sie darüber, wie hart es für sie war, ohne Vater aufzuwachsen. So sagte sie etwa: «Ein verstecktes Kind in einer ausserehelichen Beziehung zu sein, kann tiefe Narben hinterlassen. Ein Kind sollte niemals das Opfer einer solchen Situation sein.»
Das Unwissen darüber, woher sie kommt und wer ihr Vater ist, habe bei ihr zu einer Essstörung geführt. In der Zeit zwischen ihrem 13. und 17. Lebensjahr sei sie magersüchtig gewesen. Sie möchte das nun erzählen, «damit sich andere Menschen, die damit zu kämpfen haben, sich nicht so schlecht und so allein damit fühlen», erklärte Boël.
Über ihre damalige Gefühlslage sagte die heute 53-Jährige: «Ich wollte verschwinden, also hörte ich auf zu essen.» Sie habe das Gefühl gehabt, nichts um sich herum kontrollieren zu können. «Ich konnte aber mein Essen kontrollieren», so Delphine. Ihre Magersucht habe dazu geführt, dass sie im Alter von 15 Jahren fast gestorben wäre. Damals brachte sie bei einer Grösse von 1,74 Meter nur noch 30 Kilo auf die Waage.
Daneben, dass sie sich schliesslich professionelle Hilfe holte, habe auch die Kunst zu ihrer Genesung beigetragen, ist die Prinzessin überzeugt. Heute verdient sie ihr Geld als Künstlerin.
Ende Oktober 2020 ist es auch zu einem Treffen zwischen Prinzessin Delphine und dem Alt-König gekommen. Ebenfalls dabei war Alberts Frau Paola. Der belgische Palast liess damals verlauten: «Nach den Turbulenzen, Leiden und Verletzungen ist es Zeit für Vergebung, Heilung und Versöhnung.» König Philippe, 61, hat seine nun anerkannte Halbschwester sogar noch vor seinem Vater eingeladen. Er und Delphine sagten im Anschluss an das Treffen: «Es war eine herzliche Begegnung.»
Möchtest du gerne mit jemandem deine Gedanken teilen? Hier gibt es Anlaufstellen, die dir weiterhelfen können:
Arbeitsgemeinschaft für Essstörungen: https://www.aes.ch/
Schweizerische Gesellschaft für Essstörungen: https://sges-ssta-ssda.ch/
Prävention Essstörung Praxisnah: https://pepinfo.ch/